Die faszinierenden Solistinnen, Flötistin Gaby Pas-Van Riet und Harfenistin Maria Graf, beeindrucken beim Frühlingskonzert genauso wie Dirigent Johannes Moesus und dessen Bayerisches Kammerorchester.
Ausverkauftes Haus! Eine kleine Warteschlange kurz vor Konzertbeginn mit einigen überglücklichen Last-Minute-Kartengewinnern und einigen enttäuschten Musikfreunden, die keine Karten mehr erhielten. Geboten wurde ein tolles Frühlingskonzert mit faszinierenden Klangbildern zeitgenössischer sowie weniger und alt bekannter Komponisten vom Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau.
Gemeinsam mit den faszinierenden Solistinnen, Flötistin Gaby Pas-Van Riet und Harfenistin Maria Graf, sowie dem beeindruckenden Dirigenten Johannes Moesus, betörte das Ensemble die erwartungsfrohen Konzertkartenbesitzer mit dem Frühlingskonzert "Vier Elemente: Wasser".
Vielfältige Tonkaskaden Ist es das Frühlingserwachen der Natur, das den Musikern ein so inniges, tiefes, ausdrucksstarkes Konzertieren ermöglichte? Alle Instrumentalisten, von der engagierten Konzertmeisterin bis zu den hochmotivierten Geigen und Bratschen, von den beseelten Cellisten bis zur lockigen Kontrabassistin, von den strahlenden Blechbläsern bis zu den feinfühligen Holzbläsern, von der idealen Cembalospielerin bis zum stolzen Paukisten, nahmen Fahrt auf. Sie fluteten den König-Ludwig-I.-Saal mit sprudelnden, feinsinnigen, nachdenklichen und heiteren Tonkaskaden.
Schwebend leicht, duftig und zugleich spannend dynamisch erklang die Ouvertüre von Georg Philipp Telemanns (1681 - 1767) Wassermusik "Hamburger Ebb und Fluht". In den folgenden neun kurzen Sätzen wiegten die beiden Blockflötenspielerinnen in vollendeter Harmonie in "Die schlafende Thetis" synchron ein- und ausatmend wie ein sanfter Südwind, flirtete das Cello verliebt und anmutig mit der Flöte beim "Der verliebte Neptunus" oder ließ es das Orchester so richtig krachen bei "Ebb und Fluht" .
Den Kurs der weiteren Fahrt erklärte "Kapitän" Johannes Moesus, der es mit seinen kurzen, brillanten Anmoderationen verstand, das Publikum in das Programm hineinzuziehen. Maurice Ravels (1875 - 1937)"Introduction et Allegro" erinnere ihn an Monets "Seerosen" und an den Farbenreichtum der Impressionisten. Mit Tontupfern eröffneten Querflöte und Klarinette das anfangs melancholisch angehauchte Werk, das einen Kosmos an Stimmungen birgt. Maria Grafs flirrendes, brillantes Harfenspiel führte zu ersten Beifallsstürmen vor der Pause. Trauer und Nachdenklichkeit durchfluteten die Seele nach Long Zhous (geboren 1953) "The Deep, Deep Sea", das erstmals in Deutschland aufgeführt wurde. Das Werk des chinesischen Amerikaners schien wie ein Gedenken an die eben wieder geschehene Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer.
Tosend, aber auch wohltuend Die schrillen, höchsten Töne von Gaby Pas-Van Riets Piccolo beschworen dramatisch die Gewalt des tosenden und todbringenden Meeres. Die andere Seite des Ozeans, die wohltuende, heilende und meditative, offenbarte sich in fernöstlichen Klangintervallen. Maria Grafs Harfenspiel erinnerte an chinesische Saiteninstrumente und unterstrich wie das behutsame Legato der Streicher die unglaublich langen, warmen, fein modulierten Töne von Pas-Van Riets Alt-Querflöte. Nicht enden wollender Beifall und als spontane Zugabe der beiden, mit natürlicher Grandezza und Eleganz gesegneten Solistinnen das auserlesen virtuose Entr´acte von Jacques Ibert. Logisch, dass Carlo Monzas (1735 - 1801) Sinfonia "La tempesta di mare" nach diesen aufwühlenden Werken etwas unterging. Es endete so abrupt wie es begann: "Wie ein zugedrehter Wasserhahn", bemerkte ein Zuhörer treffend.
Nicht fehlen durfte zum Ausschiffen die "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel (1685 - 1759). Gespielt wurde die zweite Sinfonie. Ach, was wäre es doch für ein Vergnügen gewesen, bei den Lustfahrten des die Komposition in Auftrag gegebenen englischen König Georg I. auf der Themse dabei gewesen zu sein. Neben sich die Barke der Musiker. Im Ohr das Strahlen der Trompeten, den Glanz der Waldhörner, die Eleganz des Cembalos, die Tiefe der Holzbläser und das unermüdliche Leuchten der Streicher.
Beifallsstürme Doch was soll der Jammer auf höchstem Niveau? So schön, wie das glitzernde, sprudelnde, vielschichtige Frühlingskonzert des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau unter der Schirmherrschaft von König-Ludwig-I. wäre es niemals gewesen. Große Beifallsstürme, zwei Zugaben und dann hieß es: alle Mann von Bord. Keiner war seekrank, alle wirkten beseelt, und viele freuten sich jetzt schon auf das dritte Jahreszeitenkonzert, das Sommerkonzert "Vier Elemente: Feuer", am 18. Juli.