Und die Männer? Haben in Kötzners und Morschhäusers Augen den eigentlich an Frauen gerichteten Lauf stets akzeptiert und angenommen. Waren es anfangs einige Exoten mit schrägen Perücken, sei die Zahl der männlichen Teilnehmer ebenfalls gestiegen. Auch das ist ein Erfolg. Jetzt hoffen die beiden Rhönerinnen, dass der Jubiläums-Pinklauf an seine Vorgänger anknüpfen kann. Die Anmeldezahlen stimmen positiv: Bis Dienstagabend hatten sich 740 Menschen aus ganz Unterfranken angemeldet.
Interview zum Pinklauf mit Brigitte Meyerdierks
Altbürgermeisterin Brigitte Meyerdierks initiierte 2011 den Pinklauf in Bad Brückenau. Sie ahnte damals schon, dass das Charity Event ein Erfolg wird. Wie sie die Läufe erlebt hat und was ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, das verrät die Initiatorin im Interview.
Sie haben 2011 als Bürgermeisterin den Pinklauf in Bad Brückenau etabliert. Was war Ihre Intention dabei?
Meyerdierks: 2011 nahm ich mit einer Delegation aus mehreren Frauen an einem Charity-Lauf für Brustkrebspatientinnen in Caen, Frankreich, teil. Die Thematik und die Gemeinschaft dort haben mich so sehr beeindruckt, dass ich es unbedingt für unsere Stadt ausprobieren wollte. Letztendlich war es eine spontane Idee, wir dachten, wir hängen den Charity-Lauf an den damals ganz traditionellen Opa-Lauf dran, der immer vom TV organisiert wurde.
Erinnern Sie sich an den 1. Lauf am 3. Oktober 2011. Was haben Sie nach erfolgreichem Abschluss des Tages gedacht?
Ich war begeistert und glücklich. Gleich beim ersten Lauf in unserer Stadt nahmen über 300 Läuferinnen teil. Ich war mir sicher, dass es im nächsten Jahr wiederholt werden sollte. Aber die Idee kam nicht nur positiv an. Es gab auch Stimmen, die das Ganze kritisch sahen. Da hieß es: "Wie könnt ihr das so lustig aufziehen, mit Tanzen und Lachen?". Aber gerade für die damalige Zeit für solch eine tabuisierte Krankheit Öffentlichkeit zu schaffen, das lag mir sehr am Herzen.
Dieses Jahr findet der Charity-Lauf zum 10. Mal statt. Hätten Sie jemals gedacht, dass es einmal zu diesem Jubiläum kommen wird?
Mir war sehr schnell klar, dass es viele Wiederholungen geben wird. Denn jedes Jahr bis 2019 steigerten sich die Teilnehmerzahlen. Dann kam Corona, gerade als wir den Peak in diesem Jahr vor Ausbruch der Pandemie mit rund 1500 Läuferinnen erreicht haben. Aber ich bin ganz ehrlich, damit war die absolute Teilnehmer-Grenze erreicht. Zwei Jahre musste dann der Lauf ausgesetzt werden, beziehungsweise hat er als Pinkwoche digital stattgefunden.
Können Sie abschätzen, wie sich der erste Pinklauf nach Ausbruch der Corona-Pandemie anfühlen wird? Immerhin handelt es sich bei den Brustkrebs-Patientinnen ja um eine besonders vulnerable Bevölkerungsgruppe.
Ich denke, viele werden sich erfahrungsgemäß noch in letzter Sekunde anmelden. Das kommt auch auf das Wetter drauf an. Ich bin mir sicher, dass die Resonanz verhaltener sein wird, es muss alles erst wieder neu anlaufen. Aber das Thema passt denke ich wieder genau in die jetzige Zeit. Und ich bin natürlich auch dabei, dafür habe ich sogar das Oktoberfest in diesem Jahr abgesagt.
Welcher Lauf war ihr schönster und warum?
Jeder Lauf war einzigartig, aber natürlich sind manche Erinnerungen besonders. Beispielsweise als die erste Männergruppe teilnahm. Mir war bis dahin nicht bewusst, dass diese Krebsart auch Männer treffen kann. Die Quote liegt bei rund fünf Prozent aller Fälle. Eine ältere Dame absolvierte die Strecke im Rollstuhl und hat ihn auch durchgezogen. Das war unglaublich. In den ersten Jahren stand die Bundeswehr als Streckenwärter an der Strecke, da gab es immer wieder lustige Momente. Allen Läufen gemein ist aber, dass wir etwas gemeinsam machen, die Vereine sich ohne Eigennutz beteiligten.
Das Gespräch führte Julia Raab