Viele Jugendliche könnten später nicht mehr die Zeit für ein Ehrenamt aufbringen, da Schule und Beruf heutzutage viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch Erwachsene seien kaum noch für den Dienst zu begeistern. Gleichzeitig steige die Erwartung, "dass da irgendwelche Leute in Anzügen mit teuren Fahrzeugen und Gerätschaften bei jeder Kleinigkeit zur Unterstützung oder Hilfe gerufen werden können".
Wehren aus größerer Entfernung, längere Ausrückzeiten
Nicht zuletzt, seien es gerade die Rentner, ähnlich wie die Hausfrauen, die tagsüber greifbar beziehungsweise verfügbar sind. "Man wird in sehr naher Zukunft in vielen Ortschaften beziehungsweise Gemeinden, vor allem tagsüber, nicht mehr garantieren können, dass die nächstgelegene Feuerwehr schnellstmöglich zur Hilfe ausrücken kann", sagt Hauke. Als Folge müssten dann mehrere Wehren aus größerer Entfernung alarmiert werden, was zu längeren Ausrückzeiten führe. Den Menschen in Not könne so nicht mehr schnellstens geholfen werden.
Hauke spricht sich dafür aus, dass die Altersgrenze entweder generell aufgehoben oder auf mindestens 75 erhöht wird. "Warum führt man nicht medizinische Vorsorgeuntersuchungen ein, die jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau ab einem gewissen Alter in einem festgelegten Zeitraum absolvieren muss", fragt er.
Ältere Aktive müssten zudem ja nicht an "vorderster Front" zum Einsatz kommen. Sie könnten stattdessen aber für den Funkverkehr, am Verteiler, an der Pumpe sowie als Maschinist oder Fahrer eingesetzt werden. Feuerwehren, wie jene im Markt Zeitlofs, seien auf jeden Mann und jede Frau angewiesen.
Was sagen andere Feuerwehrkräfte aus dem Landkreis Bad Kissingen zum Thema Altersbegrenzung?
Michael Krug, Kommandant der Feuerwehr Bad Brückenau, sieht in einer Anhebung der Altersgrenze kein Heilmittel gegen den "Helfernotstand" bei den Feuerwehren. Dieser werde dadurch nur etwas hinausgezögert. Er verweist auf andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein, in denen die aktuelle Altersgrenze für den aktiven Feuerwehrdienst bei 67 Jahren liegt. Eine deutschlandweit einheitliche Regelung, "die sich auch am tatsächlichen Rentenbeginn der Arbeitswelt orientiert", wäre wünschenswert, so Krug.
Sicher könne die Anhebung gerade in Bezug auf die schweren körperlichen Tätigkeiten im Feuerwehrdienst, wie etwa bei den Atemschutzgeräteträgern, keine Lücken füllen. Dennoch gebe es jede Menge Einsatzmöglichkeiten, bei denen die älteren Einsatzkräfte noch dringend benötigt würden, zum Beispiel als Maschinist und Fahrer. Auch ihr Erfahrungsschatz sei Gold wert.
"Die mögliche Anhebung der Altersgrenze auf zum Beispiel 67 Jahre bringt nur kurzfristig eine kleine Verbesserung", sagt Krug. Neue Interessenten würden benötigt. "Aus meiner Sicht ist es nicht nur wünschenswert, sondern dringend geboten, dass sich mehr Bürgerinnen und Bürger für den ehrenamtlichen Feuerwehrdienst in ihrer Feuerwehr bereiterklären und diesen auch tatkräftig ausüben."
Harald Albert, Kommandant der Feuerwehr Stadt Bad Kissingen und Stadtbrandinspektor, spricht sich klar gegen eine Erhöhung der Altersgrenze aus. "Aus meiner Sicht ist die Grenze mit 65 schon sehr weit oben", sagt Albert. Ein Feuerwehreinsatz sei mit ständigem Stress und Hektik verbunden, gleichzeitig sei das Ganze auch körperlich eine schwere Arbeit. "Der Rettungsspreizer beispielsweise wiegt ungefähr 20 Kilogramm, den muss man erstmal heben können und dann noch damit arbeiten."
Die Feuerwehr Stadt Bad Kissingen verfüge über eine gute Nachwuchstruppe, erklärt Albert. "Es geht weiter, die Jungen machen das genauso gut." Die Situation sei anders gelagert als bei kleineren Feuerwehren. Man rücke täglich aus und sei mit einer Berufsfeuerwehr vergleichbar. "Wenn man nachts aufstehen und zu einem Einsatz muss, steckt man das als Junger auch einfach anders weg als mit 60 oder 65." Vorstellen könnte sich Albert allenfalls Sicherheitswachen, etwa in Theatern oder dem Regentenbau, oder zum Beispiel das Betanken der Fahrzeuge bis zum Alter von 67 Jahren auszuweiten.
Benno Metz, Kreisbrandrat des Landkreises Bad Kissingen, verweist darauf, dass die Altersgrenze in der Vergangenheit bereits zwei Mal erhöht wurde. "Zunächst von 60 auf 63 und dann von 63 auf 65 Jahre." Von einer weiteren Erhöhung in den nächsten Jahren sei ihm nichts bekannt. Eine Notwendigkeit für Alternativlösungen sehe er nicht.
"Da bei Weitem nicht alle bis zum 65. Lebensjahr aktiven Feuerwehrdienst leisten, schätze ich höchstens fünf Prozent in den nächsten zehn Jahren", erklärt Metz zur Zahl derer, die in naher Zukunft die Altersgrenze erreichen. Es drohe kein Versorgungsengpass. "Der Ansatz muss sein, mit der Werbung von Kindern und Jugendlichen Kinder- und Jugendfeuerwehren aufzubauen oder Bestehende personell zu verstärken."