Endlich wieder eine öffentliche Grenzbegehung führte die Marktgemeinde Wildflecken durch. Und die Resonanz war gut.
Eine öffentliche Grenzbegehung hat es in der Marktgemeinde Wildflecken schon lange nicht mehr gegeben. Vermutlich 1974 war ein Grenzbegang durchgeführt worden, im Gemeindearchiv findet sich in einem Protokoll ein Hinweis.
Dementsprechend groß war die Beteiligung, als Walter Vorndran, Obmann der Wildfleckener Feldgeschworenen, fast 40 Teilnehmer auf eine Wanderung entlang der Grenzen der Gemarkungen Wildflecken, Neuwildflecken, Großer Auersberg und Oberbach führte. Natürlich durfte auch das traditionelle Stauchen von bekannten Bürgern der Marktgemeinde nicht fehlen. Zunächst war Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) an der Reihe, der am ersten Drei-Märker-Grenzstein der Route in die Höhe gehoben und mit dem Gesäß auf dem Stein gestaucht wurde. "Das Stauchen soll dazu dienen, dass man sich an die markanten Grenzsteine erinnert und ein Bewusstsein für Gemarkungsgrenzen entwickelt", sagt Obmann Vorndran. Später waren der langjährige Gemeinderat Georg Gundelach und Kämmerer Dieter Feller an der Reihe.
Alle "Gestauchten" machten diesen traditionellen Spaß bereitwillig mit und überstanden das Stauchen genauso unbeschadet wie die steinernen Zeugen selbst. Bemerkenswert in Wildflecken ist, dass es am großen Auersberg ein riesiges gemeindefreies Gebiet gibt, das im Wesentlichen aus Wäldern und Wiesen besteht. In akribischer Kleinarbeit hatte Vorndran Übersichtskarten erstellt, die an der Wildfleckener Hütte in Augenschein genommen werden konnten.
Althergebrachten Flurnamen Darin hat der Obmann die althergebrachten Flurnamen aufgeführt, die selbst den Wildfleckener Urgesteinen nicht mehr alle geläufig sind. Unterstützt wurden die Feldgeschworenen von den Jagdgenossen um Roland Fröhlich und von den Jagdpächtern um Gerhard Fiedler. Auch der Rhönklub-Zweigverein um Wilfried Donner sorgte an der Wildfleckener Hütte für einen reibungslosen Ausklang.
Drei Stunden lang war die Gruppe entlang der Gemarkungsgrenzen unterwegs gewesen. Dabei erläuterte Obmann Vorndran den Sinn und Zweck von Abmarkungen. Nur durch entsprechende Zeichen können die Grenzen von Grundstücken dauerhaft an Ort und Stelle erkennbar bleiben. Bei der Abmarkung wirken die Feldgeschworenen mit, die auf Lebenszeit bestellt werden. Bis zu sieben Feldgeschworene gibt es in einem Gemeindeteil, die das Siebener-Geheimnis bewahren.
Geheime Zeichen Mit geheimen Zeichen werden die Stellen markiert, an die Grenzsteine zu setzen sind. Das Siebener-Geheimnis wird nur mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Schriftliche Aufzeichnungen über die Geheimzeichen der Feldgeschworenen existieren im Regelfall nicht.
Auch öffentliche Grenzbegehungen gehören zu den Aufgaben der Feldgeschworenen. Vor einer solchen Begehung gibt es für die Siebener eine Menge Arbeit zu leisten. Die Grenzsteine werden fein säuberlich frei gelegt. Auch die Wahl der geeigneten Route erfordert Erfahrung und Geschick. Der Obmann ging auf die Historie ein. Es wird angenommen, dass ein Teil der Wildfleckener Gemarkungsgrenze mit der Grenze des Salzforstes im nördlichen Bereich zusammenfiel.
Regelmäßige Grenzbegehungen Wohl aus diesem Grund wurden Männer aus Wildflecken hinzugezogen, wenn die Grenze des Salzforstes abgeritten wurde. 1557 besiegelten die Hochstifte Fulda und Würzburg einen Vertrag, der Unstimmigkeiten über den Grenzverlauf ausräumen sollte.
Weil es noch so viele weitere Details zu entdecken gibt, sollen künftig regelmäßig öffentliche Grenzbegehungen durchgeführt werden. "Es macht schon viel Arbeit", sagt Vorndran, aber ein Lächeln im Gesicht verrät, wie viel Freude ihm das macht.