Bad Brückenauer Faschingszug wird immer kleiner

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Der Bad Brückenauer Faschingszug schrumpfte zuletzt an Länge und Zuschauerzahl. Dafür scheint es mehrere Ursachen zu geben. Foto: Archiv Ulrike Müller
Der Bad Brückenauer Faschingszug schrumpfte zuletzt an Länge und Zuschauerzahl. Dafür scheint es mehrere Ursachen zu geben. Foto: Archiv Ulrike Müller

Die Teilnehmerzahl am Bad Brückenauer Gaudiwurm ist in den letzten drei bis vier Jahren um fast die Hälfte geschrumpft. Nicht nur Organisatorin Gabi Pankerl sieht dafür unterschiedliche Gründe.

Seit Jahren organisiert Gabi Pankerl für die 1. Große Bad Brückenauer Karnevalsgesellschaft den dienstäglichen Faschingsumzug. Dieses Jahr ist sie erschüttert. Denn bis Mitte vergangener Woche hatten erst 30 Gruppen gemeldet. Damit wird der Brückenauer Umzug immer kleiner. Und das, obwohl der Fasching in der Region stetig wächst. Die Gründe scheinen vielfältig zu sein.

Noch vor fünf, sechs Jahren fiel der Bad Brückenauer Karnevalsumzug stattlich aus, erinnert sich Pankerl. "Wir hatten mal den größten Faschingszug im Landkreis. 40 bis 50 Gruppen waren immer dabei. Doch seit drei, vier Jahren geht die Teilnehmerzahl stetig runter."

Diesmal haben aus der Kernstadt nur vier Gruppen gemeldet. Auch bei den Ortsteilen sieht es dünn aus. "Nur Volkers hat unsere Einladung bestätigt", berichtet Pankerl. Römershag, Wernarz, die bisher immer dabei waren: bis Donnerstag Fehlanzeige. Bei den städtischen Vereinen mache eigentlich nur der TV noch mit.

Hessen müssen wieder arbeiten

Die Gründe für die schwache Beteiligung sind laut Pankerl vielschichtig. So würden es viele Leute beruflich nicht mehr schaffen, am Gaudiwurm teilzunehmen. So sei der Fasching für die benachbarten Hessen eigentlich am Rosenmontag beendet; am Faschingsdienstag müssten die meisten wieder arbeiten. Vielen Menschen fehle die Zeit, sich aufwendig, zum Beispiel mit dem Bau eines Wagens, zu befassen. Andere wollten einfach nicht mehr mittun, aber trotzdem feiern.

Pankerl sieht auch Konkurrenzveranstaltungen auf den Dörfern als Grund für den schrumpfenden Brückenauer Gaudiwurm an. So findet am Dienstag, 14 Uhr, ein Umzug in Kothen statt. Auch der zeitgleich angesetzte Kinderfasching des SV Wildflecken dürfte zumindest einige Zuschauer kosten.

"Drei bis vier Wagen von den Dörfern hatten wir früher immer bei uns. Die fehlen nun", sagt Pankerl. Offensichtlich sei man dort mit Minizügen zufrieden. Zumal dort wohl keine hohen Auflagen zu erfüllen seien.

Sicherheitsbestimmungen - sie sind laut der Faschingsorganisatorin ein weiterer Grund, der Teilnehmer an Zügen und Zuschauer abschreckt. In Bad Brückenau herrscht ein Glasflaschenverbot. Auch darf kein Alkohol von den Wagen ins Publikum verteilt werden.

Das bestätigt Herbert Markert, Leiter der Bad Brückenauer Polizeiinspektion. Und auch, dass es seit Einführung dieser Regeln vor fast zehn Jahren "in der Masse keine aggressiven Streitereien und keinen Unfall mehr" gegeben habe. Laut Markert greift unterfrankenweit ein relativ streng ausgelegtes Konzept, an das sich die Veranstalter großer Feste seit Jahren halten. "Es soll ja auch für ältere Leute und Kinder ein schöner Nachmittag werden."

Auch dem Inspektionsleiter ist aufgefallen, dass der Brückenauer Gaudiwurm "von der Zuglänge und der Zahl der Zuschauer zuletzt immer kleiner" wurde. Er führt das hauptsächlich auf die mangelnde Zahl an Gaststätten zum Weiterfeiern in der Stadt zurück.

Matthias Hauke aus Zeitlofs kann einen Blick von außen auf das Brückenauer Geschehen liefern. Als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft GbR, einem Zusammenschluss der Zeitlofser Vereine, organisiert er den örtlichen Fasching wesentlich mit. Und nahm heuer am Gaudiwurm im hessischen Altengronau samt After-Zug-Party im Festzelt teil. "Der Faschingszug ist Bad Brückenau und das Danach sind nicht so attraktiv", sagt Hauke. Immer wieder höre er von Mitstreitern, dass, wenn man durch die Ludwigstraße durchgefahren sei, es das schon war. "Es fehlt der zentrale Punkt, wo die Teilnehmer weiterfeiern können."

Der Vorteil in Zeitlofs und Altengronau (beide wechseln jährlich als Veranstaltungsort) läge beim Festzelt. "Da gehen die Leute gerne rein." Hauke spricht von einer Kettenreaktion: Weniger Zugteilnehmer lockten weniger Zuschauer, was wieder weniger Zugteilnehmer bedeute, und so weiter....

Gabi Pankerl will dieser Argumentation nicht ganz folgen. Bis zum vergangenen Jahr habe es in Bad Brückenau tatsächlich zu wenig Orte zum Weiterfeiern gegeben. Aber es sei inzwischen "wieder ganz gut. Seit vergangenem Jahr übernimmt der Skiclub Oberleichtersbach die Bewirtung im Pavillon am Marktplatz. Und der neue Wirt an der TV-Halle hat heuer erstmals offen und bietet 60 Sitzplätze."

Weder Hauke noch Markert wissen, ob die Sicherheitsbestimmungen in Hessen wirklich laxer sind - und ob deswegen dort mehr Faschingsfans hingehen. "Wir sind in den vergangenen Jahren gut gefahren, es mit den Vorschriften nicht zu übertreiben" berichtet Hauke. "Trotzdem versuchen wir unser Möglichstes, den Jugendschutz einzuhalten." Davon zeugten Einlass-Kontrollen am Festzelt. Man müsse einen Mittelweg zwischen Kontrolle und Laufenlassen finden.

Auf einen kürzlich veröffentlichten Aufruf zur Teilnahme am Brückenauer Faschingszug (wir berichteten) haben sich drei weitere Gruppen bei Gabi Pankerl angemeldet. Vermutlich hatten sie das einfach vergessen.