Im Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau sind demnächst zwei Räder aus den 1990er Jahren zu sehen, mit denen Elena Erat und Peter Materne einst die Welt bereisten.
Ivan Sojc geriet beim Anblick der alten Fahrräder aus den 1990er Jahren regelrecht ins Schwärmen. Endlich bekomme er ein paar Fahrräder und die Geschichte der Menschen, die mit ihnen gereist sind. Ivan Sojc ist der Leiter des Deutschen Fahrradmuseums in Bad Brückenau, wo er gut 230 historische Fahrräder aus seiner Sammlung präsentiert und die Geschichte des Radfahrens von den Anfängen im Jahr 1817 an dokumentiert.
Historische Fahrräder findet er manchmal in Antiquitätenläden, sie seien jedoch schon durch so viele Hände gereicht worden, dass ihre Geschichte und die ihrer Radfahrer leider meist verloren gegangen ist. Anders ist das bei den beiden Fahrrädern, die ihm im Rahmen des Rhöntreffens der Globetrotter in Nickersfelden überreicht worden sind. Elena Erat und ihr Lebens- und Reisegefährte Peter Materne reisten mit ihnen von 1994 bis 1996 in zweieinhalb Jahren rund um die Welt - in ihrer "Transglobe Friendship Bicycletour" für Völkerverständigung und Umweltschutz.
Ihre Mountainbikeräder kosteten damals jeweils etwa 1300 Mark, bestehen aus Stahlrahmen, die man weltweit schweißen kann, wie Elena Erat beschreibt. An den Lenkern hängen noch die mittlerweile angestaubten Fahrradkörbe, wie sie in den 1990er Jahren üblich waren. Wasserfeste Packsäcke klemmen an ihren Halterungen an Vorder- und Hinterrädern, der Zeltsack ist auf dem Gepäckträger verzurrt. Ziemlich jede Stelle an Rahmen und Schutzblechen ist mit Aufklebern bedeckt. An einem der beiden Räder ist der gefaltete Ersatzmantel vorne befestigt, Hupe, Rückspiegel und große Fahrradklingel lassen sich entdecken, Rahmentäschchen sind mit Klettband befestigt und die damals üblichen günstigen Trinkflaschen in Pink sind ebenfalls noch dabei.
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Globetrottern des Jahres 1997
Für Ivan Sojc sind diese Räder eine Herausforderung, denn sie sollen in ihrem auch nach 20 Jahren noch recht guten Zustand - wenn man von Rostschäden absieht - erhalten werden. Hierbei sieht er einen Angriffspunkt bei den Aufklebern, die sicherlich weiter verbleichen werden und so verloren zu gehen drohen.
Die Geschichte dieser Radreise ist jedenfalls dokumentiert, denn Elena Erat und Peter Materne haben nach ihrer Rückkehr nach Deutschland ein Buch darüber geschrieben. Im Wechsel schreiben sie die Kapitel, berichten jeweils über den Reisepartner und die teils haarsträubenden Erlebnisse, ohne die ein Abenteuer niemals auskommt. Mit ihrer Geschichte und den Fotos gingen sie auf Vortragstour und begeisterten damals ihre Zuhörer und zeigten, dass man auch mit wenig Geld um die Welt reisen kann. 1998 wurden sie zu den "Globetrottern des Jahres 1997" ernannt.
Dieser Zusammenhang der Fahrrädern und der Geschichte der Menschen dahinter begeistert Ivan Sojc. Als erstes will er den persönlichen Kontakt zu Elena Erat suchen, die in Freiburg lebt. Den ersten Kontakt zu ihr bekam er über Rudi Kleinhenz, den Weltreisenden und Mitglied der "Deutschen Zentrale für Globetrotter" (dzg) aus Bad Kissingen, der Erat und Materne in den 1990ern kennenlernte.
Wasserproben aus dem Ganges
Rudi Kleinhenz sprudelte nur so vor Erinnerungen an die beiden Weltreisenden. Nach ihrer Rückkehr begannen sie eine neue Reise zu planen, sie sollte die beiden entlang des Flusses Ganges von der Quelle bis zur Mündung führen. Rudi Kleinhenz, damals Laborant in einem Bad Kissinger Labor, bat die beiden, während ihrer Reise für ihn Wasserproben zu entnehmen, er wollte die Keimbelastung des heiligen Flusses der Hindus untersuchen. Nachdem er sein Paket mit Probenfläschchen an Erat und Materne geschickt hatte, hörte er nichts mehr von ihnen und es gelang ihm nicht mehr, Kontakt herzustellen.