Die Tagesordnung der jüngsten Sitzung war überschaubar. Die Stadträte bissen sich an einem Bauantrag für das ehemalige Hotel Sonne fest. Der stand nicht zum ersten Mal auf der Tagesordnung.
Ein unscheinbarer Bauantrag sorgte für heftige Diskussionen in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Der Grund: Markus und Theodor Heurich wollen das ehemalige Hotel zur Sonne umbauen. Der Dachstuhl soll erneuert werden. Die beiden haben ein Pultdach im Sinn. Die Wände werden aufgestockt, die Gesamthöhe des Hauses aber wird niedriger. Statt Dachziegel sehen die Pläne eine Titanzinkeindeckung vor.
Kein großes Ding - möchte man meinen. Allein das Anwesen liegt im Sanierungsgebiet der Stadt und da gilt der städtische Gestaltungsleitfaden, den Architekt Dag Schröder entworfen hat. Der ist gar nicht begeistert von den Plänen der Heurichs. "Eine Pultdachkonstruktion in der Ecklage der Unterhainstraße zur Brunnengasse würde das Ortsbild stören und ist schwerlich vorstellbar", heißt es in der Stellungnahme seines Büros.
Warnung vor Präzedenzfall "Wir können dem Bauantrag nicht zustimmen!", eröffnete Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG) die Diskussion und warnte davor, dass ein Präzedenzfall mit dem Ergebnis geschaffen werde, dass sich am Ende niemand mehr an den städtischen Gestaltungsleitfaden halte. Rückendeckung erhielt Poeck-Kleinhenz von Petra Hirschmann (CSU). "Für was haben wir denn einen Leitfaden?"
Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) indes sprach sich für das Projekt aus: "Ich bin um jeden froh, der in der Stadt investiert." Adelheid Zimmermann (FDP) sah in der bisherigen Dachkonstruktion "keine kulturhistorische Notwendigkeit" und signalisierte ebenfalls Unterstützung. Neben anderen Stadträten meldete sich auch Dieter Seban (CSU) zu Wort: "Es tut mir weh, aber ich könnte damit leben", stellte der 3. Bürgermeister fest.
Leitfaden nur eine Empfehlung Theodor Heurich selbst reagierte mit Unverständnis, als er von der Debatte erfuhr. "Für mich zählt neben einer schönen städtebaulichen Gestaltung das Kosten-Nutzen-Verhältnis", sagte der Steuerberater am Mittwochmorgen. Ein Pultdach sei nicht nur kostengünstiger, sondern ermögliche nahezu die Verdopplung der Geschossfläche. Heurich plant, Büroräume im ehemaligen Hotel Sonne unterzubringen, die er zum Teil selbst nutzen, zum Teil auch vermieten möchte. Verpflichtet ist er übrigens nicht, sich an den Leitfaden zu halten, da er keine Fördergelder in Anspruch nimmt.
Es war nicht das erste Mal, dass der Stadtrat über den Bauantrag debattierte, im Jahr 2014 wurde das Projekt bereits mit ähnlichen Argumenten abgelehnt.
Eine Entscheidung trafen die Stadträte nicht: Der Antrag wurde zurückgestellt.
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