Georg Bischof ist Referent der Hospizarbeit der Diözese Würzburg. Im Interview spricht er über seinen Großvater, die Angst der Menschen vor dem Tod und schöne Momente beim Sterben.
Es ist still in der Kapelle der Malteser Klinik von Weckbecker. In wenigen Minunten werden die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe Bad Brückenau einen Gottesdienst zum fünfjährigen Jubiläum feiern. Georg Bischof zündet eine Kerze an, aber sie ist kein Adventslicht, sondern ein Zeichen der Erinnerung an die Verstorbenen. Bischof ist Referent für die Hospizarbeit der Malteser im Bistum Würzburg und seit neun Jahren in der Hospizarbeit aktiv.
Herr Bischof, Sie waren dabei, als Ihr Großvater starb. Wie war das?Georg Bischof: Das war Ende der 1990er, ich war Student. Für mich war das ein besonderer, ein spiritueller Moment, beim Sterben dabei sein zu dürfen in seiner letzten Nacht... Ich glaube im Nachhinein manchmal, dass er sich das so ausgesucht hat, dass ich dabei sein durfte. Das hat mein Leben geprägt.
Ich habe meine Diplomarbeit der Sterbebegleitung gewidmet und seither lässt mich das Thema nicht mehr los.
Der Bundestag hat vor wenigen Wochen die Sterbehilfe neu geregelt. Kommerzielle Angebote werden in Zukunft verboten. Wie stehen die Malteser dazu?Wir finden das gut, sehr gut sogar. Wir möchten die Menschen an ihrem Lebensende begleiten, für sie da sein und Gespräch anbieten. Uns ist es wichtig, die Lebensqualität bis zum Lebensende zu erhalten oder zu verbessern, deshalb fordern wir auch einen weiteren Ausbau der Palliativmedizin. Niemand soll sich gedrängt fühlen, aus dem Leben scheiden zu müssen. Und es gibt noch einen anderen Aspekt: Der Mensch ist nicht Herr über Leben und Tod.
Das ist eine religiöse Sichtweise...Ja, die Malteser sind ja auch aus einem katholischen Orden entstanden und heute als Fachverband der Caritas
organisiert.
Inwiefern spielt die Religion eine Rolle bei der Sterbebegleitung?Es geht ja immer um den Betreuten selbst und nicht um meine eigene Vorstellung. Wenn ich konkret gefragt werde, dann sage ich: Ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Eine Kirchenzugehörigkeit ist bei uns aber keine Voraussetzung - weder bei den Menschen, die wir betreuen, noch bei den Ehrenamtlichen.
Was muss ein Hospizhelfer denn an Qualifikationen mitbringen?Eigentlich nur die Bereitschaft, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen. Es heißt auch nicht, dass man im persönlichen Umfeld schon Erfahrungen damit gemacht haben muss. Am wichtigsten ist die Fähigkeit, sich auf einen anderen Menschen einlassen zu können.
Für viele Menschen ist das Thema ein Tabu.
Warum ist das so?Weil wir Angst haben vor dem Sterben.
Sie auch?Das würde ich so nicht sagen... Ich hoffe natürlich, dass es noch nicht die Zeit ist.
Was ist das Schlimmste am Sterben?Wenn jemand unter Schmerzen oder quälenden Symptomen leidet. Schlimm ist auch, wenn jemand ganz unzufrieden mit seinem Leben ist.
Was machen Sie dann?Unsere Hospizhelfer sind oft mit solchen Fragen oder auch Schuldgefühlen konfrontiert. Wichtig ist, diese Gefühle ernst zu nehmen und den Sterbenden aussprechen zu lassen, was ihn belastet. Manchmal kommt es noch am Sterbebett zur Versöhnung, manchmal muss man das aber auch einfach nur aushalten, zusammen mit dem Menschen, der stirbt.
Und was ist das Schönste?Das Schönste? (Pause) Es kommt etwas Neues.
Die Hoffnung, dass etwas kommt. (Pause) Und das Wissen, dieser Mensch war in seinem Sterben nicht allein.
Das Gespräch führte Ulrike Müller.Hospizdienst der Malteser in Bad Brückenau:Team Zehn Hospizbegleiter engagieren sich in der Gruppe, die im Jahr 2010 in Leben gerufen wurde. Aktuell betreut das Team 20 Menschen im Altlandkreis, die meisten leben in Pflegeeinrichtungen. Das Angebot der Sterbebegleitung kann aber auch zuhause wahrgenommen werden. Die Begleitung ist kostenlos und nicht an eine Kirchenzugehörigkeit gebunden.
Ausbildung Knapp ein Jahr dauert die Ausbildung zum Hospizhelfer. Die Kurse werden im Bereich der Diözese Würzburg gehalten.
Unterstützung erhalten die ehrenamtlichen Helfer ab dem nächsten Jahr von einer hauptamtlichen Koordinatorin, die für den Landkreis Bad Kissingen zuständig sein wird. Zudem trifft sich das Team einmal im Monat zur Supervision in der Malteser Klinik von Weckbecker.
Kontakt Ansprechpartnerin für die Hospizgruppe Bad Brückenau ist Margit Blank. Tel.: 09741/ 939993. Mehr Informationen finden Sie im Internet auf der
Website der Malteser.