Das Büro vom Bund Naturschutz findet sich seit Kurzem direkt in der Innenstadt. Grund ist eine Personalaufstockung: Simone Hepp ist neu im Team.
Seit Mitte Juli ist Simone Hepp als Gebietsbetreuerin beim Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Bad Kissingen, angestellt. Die 39-jährige Biologin studierte in Gießen, schrieb ihre Doktorarbeit in Irland und ist vor drei Jahren wieder in ihre Heimat Schwärzelbach zurückgekehrt. Ihre Teilzeitstelle ist auf drei Jahre begrenzt und wird in erheblichem Umfang vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Ihr Gebiet reicht von den Schwarzen Bergen über das Sinntal bis nach Motten. Aus Platzgründen ist das BN-Büro kürzlich von der Unteren Badersgasse in die Ludwigstraße umgezogen.
Frau Hepp, Sie stammen aus der Region. Wo ist es in der Rhön am schönsten?
Simone Hepp: Oh, das ist keine einfache Frage. Das schönste finde ich persönlich, dass man so hoch hinaufsteigen und die gute Aussicht genießen kann. Nicht umsonst gilt die Rhön ja als Land der offenen Fernen. Ich liebe aber auch die Wälder, zum Beispiel den Neuwirtshäuser Forst. Da war ich früher als Kind viel unterwegs und nach meiner Rückkehr auch wieder gerne.Die Schwarzen Berge zählen zu Ihrem Aufgabengebiet. Welche naturkundlichen Schätze dort oben sind Ihrer Meinung nach noch zu wenig bekannt?
Die Leute, die vor Ort wohnen, wissen, was sie an den Schwarzen Bergen haben. Es gibt viele Orchideen in den Schwarzen Bergen. Diese Hänge kann man mit entsprechenden Pflegemaßnahmen noch mehr schützen. Das Haselhuhn, die Bekassine und der Kiebitz beispielsweise lebten früher dort. Sie sind mittlerweile in diesem Bereich der Rhön leider ausgestorben.
Woran liegt das?
Das liegt an der Bewirtschaftung und an der Struktur der Landwirtschaft. Uns geht es darum, die Rückkehr der Artenvielfalt anzustoßen und zu unterstützen.Rechnen Sie mit Widerstand?
Ja, sicher. Die Landwirte sind auf ihre Flächen angewiesen und müssen ja wirtschaftlich arbeiten können. Wir müssen dafür sorgen, dass sich möglichst viele kleine Landwirtschaften halten können. Was die Rhön ausmacht, ist doch die kleinteilige Landwirtschaft.Wie wollen Sie das erreichen?
Ich habe ja gerade erst angefangen. In den nächsten Wochen werde ich das Gespräch mit Landwirten, Bürgermeistern und den Fachbehörden suchen. Man muss sich absprechen und gemeinsam Wege finden.Seit dem Jahr 2002 gibt es die Sinnallianz. Erklärtes Ziel dieses Bündnisses ist es, den Verlauf des Wildbachs so natürlich wie möglich zu belassen. Dafür hat der Bund Naturschutz Uferflächen aufgekauft. Was wird Ihre Aufgabe im Rahmen des Projekts sein?
Ich werde mich um weitere Flächenankäufe kümmern und im Austausch mit den Landwirten stehen. Und natürlich setzt sich der Bund Naturschutz weiterhin für eine einleitungsfreie Sinn bis zur Kläranlage in Trübenbrunn ein.Was hat der Bund Naturschutz mit den Flächen vor?
Wir wollen eine Kooperation mit den Landwirten schließen, so ähnlich wie im Unteren Sinntal. Dort weiden zwischen dem Staatsbad Brückenau und Eckarts Rinder auf etwa 80 Hektar an der Sinn. Wir möchten schauen, ob so etwas Ähnliches im Oberen Sinntal oder in den Schwarzen Bergen noch einmal funktionieren würde.Ist man bei dem Beweidungsprojekt inzwischen weiter, was die Vermarktung des Fleisches angeht?
Das Thema ist zäh. Um diese Tiere mit Bio-Qualität entsprechend zu vermarkten, müssten die gesamten Landwirtschaften, die dahinter stehen, auf ökologische Arbeitsweise umgestellt werden. Das ist mit erheblichen Kosten für die Landwirte verbunden.Ein weiterer Schwerpunkt des Bundes Naturschutz ist die Bildungsarbeit. Stehen Sie in Konkurrenz mit anderen Stellen der Umweltbildung, zum Beispiel im Haus der Schwarzen Berge?
Natürlich bietet der Bund Naturschutz auch eigene Bildungsangebote an wie beispielsweise vor zwei Jahren die "Oasen der Artenvielfalt", die ich betreute. So haben wir mit Kindergärten aus dem Landkreis schon Nistkästen gebaut. Einige Schulklassen und Kindergartengruppen haben auch Raupen des kleinen Nachtpfauenauges aufgezogen und beobachtet, wie sie sich verpuppten und dann später als Schmetterling wieder zum Vorschein kamen. Solche Projekte werden auch in Zukunft von der Kreisgruppe angeboten. Umweltbildung ist so ein wichtiges Mittel, den Naturschutz weiter zu verbreiten, übrigens nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene, da kann es gar nicht genug Angebote geben. Meine kleine Exkursion zum Thema Jakobs-Kreuzkraut letzte Woche in Schondra beispielsweise zähle ich auch dazu.
Ansprechpartner:Kontakt Das Büro vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Bad Kissingen, befindet sich in der Ludwigstraße 20 in
Bad Brückenau. Tel.: 09741/ 9383 240. Das Büro ist dienstags und donnerstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Vorsitzender der Kreisgruppe ist Franz Zang, Leiterin der BN-Geschäftsstelle Elisabeth Assmann.