Die Jüdischen Kulturtage 2022 haben begonnen. In Bad Brückenau zeigt nun eine neue Ausstellung, die vielfältige Geschichte der Synagogen in Unterfranken.
Auf acht Rollups und weiteren Tafeln wird die Geschichte des Judentums in Unterfranken vom Mittelalter an aufgezeigt. Dabei wird deutlich, welch reiches jüdisches Leben herrschte und wie sehr es in die Gemeinden eingebunden war. Synagogen sind Orte des Gebets, der Gemeinschaft und der jüdischen Kultur. 1930 gab es im heutigen Unterfranken 112 Orte mit Synagogen, von denen nur noch wenige im Ortsbild erkennbar sind. Nach den Zerstörungen der Nationalsozialisten wurden viele Gebäude abgerissen oder zweckentfremdet.
Bad Brückenauer Synagoge
Die ehemalige Brückenauer Synagoge, die mit ihrer Kuppel das Stadtbild prägte, ist vor Ort kaum noch zu erkennen. Das während des Pogroms am 10. November 1938 ausgebrannte und anschließend umgebaute und zweckentfremdete Gebäude erschließt sich nur noch über historische Fotos und insbesondere über die im Staatsarchiv Würzburg erhaltenen Baupläne und Schriftstücke. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus und Fitness-Center genutzt.
Jan Marberg (Kulturbüro Bad Brückenau) betonte bei der Eröffnung wie notwendig es sei, sich der Verantwortung, die aus der Geschichte heraus erwachse, gerecht zu werden. "Jüdische Kultur war ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft in unserer Gesellschaft in Unterfranken."
Neuer Stolperstein in der Müllersgasse
Bad Brückenau halte die Erinnerung an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger durch die Stolpersteine wach. Am 1. Juli werde ein weiterer Stolperstein in der Müllersgasse verlegt, der an ehemals jüdisches Leben in Bad Brückenau erinnere.
Bürgermeister Jochen Vogel sagte: "Es ist wichtig daraufhin zu weisen, dass wir vielfältiges jüdisches Leben hatten." Neben den Stolpersteinen sei der jüdische Friedhof wie auch das Gepäckstück (DenkOrt Deportation) eine Erinnerung und zugleich ein Mahnmal. "Wir müssen darüber sprechen und Geschichte lebendig halten. Es ist wichtig, dass die junge Generation erfährt, dass und wie jüdisches Leben dazu gehörte." Überrascht zeigte sich Vogel, dass ältere Menschen dies oft nicht mehr präsent haben oder es gar nicht wissen wollen - so zumindest habe er es in Gesprächen erfahren.
Die Ausstellung soll aufklären, Wissen vermitteln und für das jüdische Schicksal sensibilisieren. Die Ausstellung erinnert auch an jüdisches Leben in den umliegenden Gemeinden wie Geroda und Schondra.
Synagogen in Schondra und Geroda
Bilder zeigen den Toraschrein dieser Synagogen. Nach Verkauf der Schondraer Synagoge befand sich der barocke Schrein in der neuen Synagoge in Geroda. 1927 kam er zum Verband Israelistischer Kultusgemeinden nach München, wo er vermutlich mit vielen anderen Ritualien aus ganz Bayern während der Novemberpogrome verbrannt wurde. Der Toraschrein der Synagoge in Geroda kam nach dem Verkauf der barocken Synagoge 1914/15 als Geschenk an das damalige Fränkische Luitpoldmuseum. Ein Bombentreffer vom März 1945 zerstörte den Schrein.