Zahlreiche Musiker gestalteten ein Konzert in der Oberbacher Kirche. Bürgermeister Gerd Kleinhenz allerdings fesselte die Zuhörer mit einer Geschichte aus Lettland wohl am meisten.
"Mit Menschlichkeit und Liebe miteinander leben. Mit allen Menschen", diese Botschaft des Weihnachtsfestes hob Pfarrer Florian Judmann beim Konzert in der Oberbacher Kirche heraus. "Wir wollen die Weihnachtsfreude mit Musik untermalen", sagte Frank Lohmüller von der Oberbacher Blaskapelle.
In der Tat zauberte die musikalische Vielfalt den zahlreichen Besuchern aus Riedenberg, Oberbach, Wildflecken und Oberwildflecken immer wieder ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Die "Fab Four", Peter und Patrick Heil, die "Auersberg Buam", die "Sänger der schwarzen Berge", eine Gitarrengruppe und die Blaskapelle selbst waren nur einige der vielen musikalischen Akteure. Dabei reichte die Palette der Darbietungen von traditionellen Melodien der Weihnachtszeit bis hin zu modernen Klängen aus der Pop- und Rockmusik.
Nachdenkliche Gesichter Die Musikgruppen nutzten das gesamte Kirchenschiff voll aus, während sich die Blaskapelle den Chorraum ausgesucht hatte, intonierten die Sänger ihre Stücke auf der Empore. Die "Auersberg Buam" nutzten einen Seitenflügel der Kirche, und die Gitarrengruppe mischte sich direkt unter die Besucher.
Nachdenklich wurde es im vollbesetzten Gotteshaus, als Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) die Geschichte "Als Weihnachten verboten war" von Lilija Tenhagen vortrug. Dabei geht es um die Zeit Ende der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre. Damals wurde in der Sowjetunion versucht, Weihnachten abzuschaffen. "In meiner Kindheit in Lettland konnten wir Weihnachten nur heimlich feiern.
Ich war ein kleines Mädchen und wusste, dass man in der Schule nichts darüber erzählen durfte, was wir zu Hause redeten oder taten", so begann die Erzählung.
Ein großes Problem in Bezug auf Weihnachten war es damals, einen Weihnachtsbaum zu beschaffen. Schon das Wort "Weihnachtsbaum" war abgeschafft worden, es gab nur Neujahrsbäume, und die konnte man erst nach Weihnachten kaufen. Auf eigene Faust einen Baum aus dem Wald zu holen, war verboten und stand unter Strafe, daran erinnerten die Zeitungen jedes Jahr etwa um Mitte Dezember.
Geheimer Gottesdienst gefeiert "Unsere Eltern mussten zur Arbeit, wir Kinder - zur Schule, und doch spürten wir in allem, was wir taten, schon das große Geheimnis und auch eine Ahnung davon, was uns der Abend noch bescheren würde.
Nach dem Abendessen zogen wir unsere Sonntagskleider an und gingen zu einem geheimen Gottesdienst, der bei einer anderen deutschen Familie stattfand. Dort sangen wir viel, und nach der Predigt sagten wir Kinder unsere Gedichte auf, die wir zu Weihnachten gelernt hatten."
Jedes Kind bekam als Geschenk ein kleines Päckchen mit Süßigkeiten, und weil die Kinder damals nur selten Süßes bekamen, versuchte jeder, mit dem Inhalt seines Päckchens sparsam umzugehen, damit man sich länger daran freuen konnte.
Zu Hause setzten sich alle um den Weihnachtsbaum, zündeten die Kerzen an, der Großvater las noch einmal das Weihnachtsevangelium vor, die Kinder sangen Lieder und sagten Gedichte auf. Dann kam der spannendste Augenblick des ganzen Abends: Das Tuch, das unter dem Weihnachtsbaum die Geschenke bedeckte, wurde weggezogen, und alle Geschenke lagen offen vor den Kindern.
Jeder versuchte zu erraten, welches denn für ihn bestimmt sein könnte, bis dann jeder, vom Kleinsten bis zum Größten, sein Geschenk überreicht bekam.
Übersiedlung nach Deutschland Am nächsten Tag gingen die Erwachsenen wieder zur Arbeit, die Kinder zur Schule, und doch war es kein Tag wie alle anderen. Natürlich stellte man sich vor, wie schön es sein musste, wenn man an Weihnachten nicht zur Schule oder zur Arbeit musste: "Vor bald 40 Jahren sind wir aus Lettland nach Deutschland gezogen, wo Weihnachten dann für alle, aber auch wirklich alle ein Feiertag war. Aber wenn ich ehrlich bin, dann war Weihnachten für mich nie wieder so wunderbar und geheimnisvoll wie damals, als Weihnachten verboten war", endete die Geschichte.