Die Bergwacht übte mit der Polizeihubschrauberstaffel Bayern am Steinbruch "Stengerts" bei Bischofsheim. Der Adrenalinspiegel der Beteiligten ging bei dieser Aktion richtig nach oben.
Es gehört schon Überwindung dazu, in luftiger Höhe auf den Kufen des Hubschraubers zu stehen und in die Tiefe zu blicken. Zwar ist man mit dem Seil mit dem Hubschrauber verbunden und noch einmal extra gesichert, aber trotzdem kommt sicher ein mulmiges Gefühl auf.
"Da musst du durch und den inneren Schweinehund überwinden", das jedenfalls sagten Bergwachtleute, die wieder eine Übung mit der Polizeihubschrauberstaffel Bayern, Standort Roth bei Nürnberg, durchführten. Übungsort war der Steinbruch "Stengerts" bei Bischofsheim.
Schon die Anfahrt zum Übungsgelände zeigte, dass es die Bergwachtleute oft nicht leicht haben, zum Einsatzort zu kommen. Quer durch den Wald, auf teils abschüssigen und holprigen, ja schlammigen Wegen, ging es nach oben - dort dann der weite Blick in das Areal des Stengerts mit seinen Steilwänden und den breiten Schluchten.
Hier könnte sich das Szenario abspielen, wie es bei der Übung vorgegeben war: Das Retten von abgestürzten Personen und solchen im unwegsamen Gelände. "So etwas kommt immer vor, und da müssen wir gewappnet sein", sagt Regionalleiter Bruno Büchs von der Bergwacht Rhön/Spessart.
Wichtige Windübungen Der große Bereich am Stengerts ermöglichte es dem Hubschrauber, sicher zu landen und auf dem Platz auch die Bergwachtleute aufzunehmen. Geübt wurde mit einer EC135 mit Winde, wodurch die Rettung eines Patienten aus schwierigen und schlecht zugänglichen Bereichen schnell möglich ist, wie Pilot Hermann Markus von der Hubschrauberstaffel Roth sagte.
Für die Bergwachtleute ist dies auch Teil der Ausbildung und notwendig, ergänzt Regionalleiter Bruno Büchs, um für "den Fall der Fälle gerüstet zu sein".
Dann nämlich muss
man wissen, wie man sich verhalten soll, wie Retter und Bergwachtler gesichert werden, wie das Zusammenspiel mit dem Hubschrauberpiloten ist, und wie eventuell der sogenannte "Bergesack" zum Einsatz kommt. Auch Hermann Markus sagt, dass solche Windenübungen für Retter wichtig sind und einmal im Jahr stattfinden sollten. Dies gilt, betonte Bruno Büchs, vor allem für die Einsatzleiter, aber auch jeden Bergwachtler im Bereich der Bergwacht Rhön/Spessart. 230 Kilogramm kann die Winde am Hubschrauber übrigens tragen, fügte der Pilot an.
Vor allem im Nordbayerischen Raum ist der Hubschrauber der Polizei von der Hubschrauberstaffel Roth im Einsatz. Dabei sind solche Einsätze, wie sie die Bergwacht in Bischofsheim geübt hat, eigentlich selten.
"Aber sie müssen geübt werden, um im Ernstfall korrekt zu handeln." Regionalleiter Bruno Büchs nennt Einsätze an der Kletterwand, erwähnt aber auch Forstunfälle in unzugänglichem Gelände oder auch mal einen Drachenflieger, der geborgen werden muss.
Nervenkitzel Aber wie ist das, wenn man in mehreren hundert Metern Höhe über einem Tal schwebt und die Menschen unten sieht? "Es ist, wie beim ersten Mal, als ich mich an einer Steilwand abseilte ...", berichtet einer der Bergwachtleute. Ein anderer fügt hinzu: "Logisch, dass der Adrenalinspiegel da nach oben geht ... aber trotzdem macht es Spaß." Die sogenannten Windenübung am Helikopter der Polizei-Hubschrauberstaffel Roth war jedenfalls sowohl für die Beteiligten, als auch für die Zuschauer teils ein Nervenkitzel.
Vor allem wenn man sah, wie Bergwachtler und Patient über der breiten Schlucht des Stengerts schwebten und in den Hubschrauber gehievt wurden.
Wie sagte ein Teilnehmer nach der Übung: "Bei bestem Wetter hatten wir alle einen lehrreichen Tag und haben den Ausblick aus der Luft über die Rhön genossen."