Arbeiten - wenn andere feiern und singen

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Gerätewart Rainer Schmitt der Freiwilligen Feuerwehr Bad Kissingen macht die Fahrzeuge winterfest. Ob die Feuerwehrleute während der Weihnachtsfeiertage ausrücken müssen, weiß noch keiner. Sie wollen aber auf alles vorbereitet sein wenn es darauf ankommt. Fotos: Carmen Schmitt
Gerätewart Rainer Schmitt der Freiwilligen Feuerwehr Bad Kissingen macht die Fahrzeuge winterfest. Ob die Feuerwehrleute während der Weihnachtsfeiertage ausrücken müssen, weiß noch keiner. Sie wollen aber auf alles vorbereitet sein wenn es darauf ankommt. Fotos: Carmen Schmitt
Gertrud Weingärtner nimmt am Heiligabend die Patienten im St. Elisabeth-Krankenhaus an.
Gertrud Weingärtner nimmt am Heiligabend die Patienten im St. Elisabeth-Krankenhaus an.
 
Georg Seiffert hat heute Abend Dienst auf der Polizeiwache in Bad Kissingen.
Georg Seiffert hat heute Abend Dienst auf der Polizeiwache in Bad Kissingen.
 

Rainer Schmitt, Gertrud Weingärtner und Georg Seiffert sind an Heilig Abend im Dienst, während die meisten anderen um ihren Baum sitzen und Geschenke auspacken.

Ob Rainer Schmitt heute arbeiten muss, weiß er noch nicht. Ein lautes Geräusch aus einem kleinen schwarzen Kästchen wird darüber entscheiden. Sein Pieper ist etwas kleiner als eine Zigarettenschachtel. Rainer Schmitt trägt ihn immer bei sich. Er ist Feuerwehrmann und jeden Tag 24 Stunden abrufbereit. Auch an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen.


Alles bleibt stehen und liegen

"Weihnachten ist
dann wie jeder andere Tag", sagt der 56-Jährige. "Man hofft natürlich, dass man zu Hause bei der Familie bleiben kann." Aber man könne nie sagen, "kommt was, kommt nichts." Die Bad Kissinger Feuerwehrleute sind freiwillig und unentgeltlich im Einsatz. "Viele Kissinger meinen, wir sind eine Berufsfeuerwehr." Doch die 70 Aktiven lassen ehrenamtlich alles stehen und liegen, wenn sie alarmiert werden. Rainer Schmitt ist hauptamtlich als Gerätewart bei der Feuerwehr. Am Wochenende, an Feiertagen und nach Feierabend arbeitet aber auch er ohne Bezahlung. 300 Einsätze haben die Feuerwehrleute im Jahr. 2012 sind sie zwei Mal über die Weihnachtsfeiertage ausgerückt.

Den beiden Feuerwehrmännern Timo Dösch und Sebastian Geis macht der Einsatz an Heiligabend oder einem anderen Feiertag nichts aus. "Für mich wäre das wie jeder andere Tag", sagt Timo Dösch. Der 21-Jährige arbeitet in der Gastronomie und hat ohnehin "etwas andere Arbeitszeiten". Auch wenn er am Wochenende kurz davor ist, mit seinen Kumpels loszuziehen und der Pieper sich bemerkbar macht, "ist das eben so". Sein Feuerwehrkollege Sebastian Geis ist gleicher Meinung. "Wenn´s drauf an kommt, spielt die Uhrzeit oder der Tag keine Rolle." Einen ungünstigen Zeitpunkt gebe es für die Feuerwehr nicht. "Man darf nicht sagen, das passt mir jetzt gerade nicht", sagt der 26-Jährige.

Die einzige Situation, in der sich die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr ärgern, ist, wenn es einen Fehlalarm gab, erzählt Rainer Schmitt. "Aber das steckt man schnell weg", sagt er und lächelt.

Gertrud Weingärtner rechnet für heute mit keinem allzu großen Andrang. Die 59-Jährige ist Leiterin der Stationären Patientenaufnahme im St. Elisabeth-Krankenhaus im Bad Kissingen. "Heute will jeder im Kreis der Familie feiern. Keiner kommt auf die Idee, sich am 24. operieren zu lassen." Manchmal lasse sich das aber nicht vermeiden.

Sie fängt heute um 6 Uhr an und übernimmt die Frühschicht. "Ich fahre schon mit Weihnachtsstimmung zur Arbeit", sagt die 59-Jährige aus Arnshausen und lächelt. Trotzdem müsse sie heute "ihre Frau stehen". "Wenn nicht so viel los ist, kommt aber auch hier die richtige Stimmung auf." Wie viel sie zu tun hat, sei besonders abhängig von den Niederschlägen: "An solchen Tagen wie Weihnachten hofft man auf schönes Wetter." Bei Schnee und Eis sei das Unfallrisiko höher und im St. Elisabeth-Krankenhaus viel zu tun. Dann ist Heiligabend ein Tag wie jeder andere.


Nach Kindermette zur Arbeit

Auch in der Bad Kissinger Polizeiinspektion sind die Beamten heute im Einsatz. Für sie spielt das Wetter ebenso eine große Rolle. Georg Seiffert hat es während seines Dienstes schon erlebt, dass Kirchgänger am Heiligabend nach der Messe von Blitzeis überrascht wurden. Auf dem Heimweg krachte es, sagt der 42-jährige Polizist. "Ich hoffe, dass so etwas ausbleibt." Er wolle gerade an Weihnachten auch nicht vor Angehörigen stehen und ihnen von schweren Unfällen berichten müssen.

Georg Seiffert arbeitet seit 26 Jahren als Polizist. Immer wieder fiel sein Dienst auf den Weihnachtstag, wie heute. "Einmal hatten wir Besuch von jemandem. Erst dachten wir, er will eine Anzeige aufgeben, dann haben wir schnell gemerkt, er ist eher auf Gesellschaft aus und will ins Gespräch kommen." Er habe sich etwas von der Seele sprechen müssen. "Vielleicht hat man an solchen Tagen selber andere Antennen", sagt der 42-Jährige und schmunzelt.Der Ablauf sei auf der Wache auch an Weihnachten wie an jedem anderen Tag. "Die Stimmung ist aber anders." Das beginne schon, wenn der Bischofsheimer zum Nachtdienst nach Bad Kissingen fährt und im Radio Weihnachtslieder hört. Dann hat er mit der Familie schon Bescherung gefeiert und war mit seinen Kindern in der Mette.

"Es kommt darauf an, wie viel los ist." Aber an solchen Tagen wie Weihnachten verbringe er mehr Zeit mit seinen Kollegen aus der Dienstgruppe. "Es ist nicht jeder für sich in seinem Büro, sondern wir essen gemeinsam und trinken mal einen Kaffee zusammen." Dann, wenn die meisten anderen mit ihrer Familie um den Baum sitzen.