Traumziel von ART97688: Kissingen als Kunststadt. Sprecher Alexander Ruppert fordert mehr Unterstützung für die bildende Kunst.
Im "Kunstmonat April" beeindrucken die Kissinger Maler und Kunstschaffenden erneut mit einer Doppelausstellung in ihrer Reihe "HEILE [?] WELT" im Museum Obere Saline. Deren Sprecher Alexander Ruppert sieht großes Potential, Kissingen als Kunststadt zu positionieren. Dazu fordert er mehr Unterstützung für die bildende Kunst.
"Es geht Schlag auf Schlag". Bewusst ganz kurz getaktet, soll "HEILE [?] WELT" die Reihe der Kunstausstellungen von ART97688 eine eigene Dynamik entwickeln und die Stadt als Kunststandort im Gespräch halten. Die Doppelausstellung "Outside" im Innenhof und "Dynamik und Natur" in der Orangerie des Museums Obere Saline ist schon die sechste Veranstaltung innerhalb von zehn Tagen im Rahmen des bayernweiten Projekts "kunst und gesund". Kulturreferent Peter Weidisch und ART97688 haben so den April zum Kissinger Kunstmonat erklärt. Dann ist jedoch keineswegs (Kunst)pause, denn die Fahnen der Aktion "Bewegt" wehen weiter, die anderen schon eröffneten Ausstellungen laden ein und schon im Juni wird eine zweite Serie von Kunstveranstaltungen präsentiert.
Wertschätzung für die Künstler
"Kaiserwetter! Tolles Ambiente! Objekte und Bilder auf hohem Niveau!" Oberbürgermeister Kay Blankenburg strahlt vor der inspirierenden Fassade des Museums Obere Saline bei der Vernissage der Doppelausstellung. Denn schon hier ist eine erste Installation von Eva Feichtinger, die durchsichtigen, mit Heilwasser gefüllten Kanistern Sonnenbrillen aufsetzt, ihnen so Gesicht, Charakter und den Namen- "-h2o -" gibt. Die zahlreichen Freunde der Kunst genießen den harmonischen Dreiklang im Park des Museums, der wieder einmal zum Kunstraum geworden ist. Blankenburg ist angetan von der kreativen Vielfalt, die sich hier präsentiert und ruft alle anwesenden Künstler einzeln zu sich. Eine wertschätzende Geste, die beim Publikum und bei den Kunstschöpfern gut ankommt. Blankenburg abschließend: "Wir müssen uns nicht verstecken bei der bildenden Kunst". Beifall von der anwesenden Kunstszene, Stadträte und Kulturreferent Peter Weidisch nicken zustimmend. ART97688 Sprecher Alexander Ruppert sieht die Situation allerdings durchaus differenzierter und richtet nach der Würdigung der Werke seinen Künstlerkollegen einen leidenschaftlichen Appell an alle Kissinger Kunstinteressierte.
Kunst drinnen und draußen
Ruppert beschreibt die Werke seiner Kollegen sehr kenntnisreich und bringt sie in Zusammenhang mit dem gestellten Thema "HEILE [?] WELT". Es sind Momentaufnahmen und jede und jeder reflektiert in Bild und Objekt seine individuellen Empfindungen. Heidi Lauter zeigt, was wir in der Natur erleben können, wenn wir hinausgehen. Lothar Gärtners imaginäre Landschaften sind vielleicht gerade deshalb so harmonisch, weil Menschen darin fehlen? René Greiner fotografiert Wasser, das den Körper umschmeichelt, dessen Dynamik aber auch zerstört. Die Gleichheit von Mensch und Natur lässt uns Silvia Pfister-Stanjek in zerbrechlich, grazilen Bildern erleben. Gleichberechtigt neben den Exponaten in der Orangerie sind auch im Innenhof Installationen zu sehen, die nachwirken. Alexander Ruppert lässt einen Baum erzählen, bei Wiltrud Kuhfuss sind Blumen in leidenden Körpern auszumachen, während Wolfgang Kuhfuss Hölzer einen Dialog ausfechten lässt. Malte Meinck nennt seine Alu Installation: "...und der Haifisch, der hat Zähne..." während Romana Kochanowski mit drei großformatigen Bildern eine Baumgruppe umrahmt und die Figuren "frei von Vorurteilen" in ein neues Umfeld stellt.
Zu wenig für bildende Kunst?
Seiner Laudatio fügt Ruppert dann einen leidenschaftlichen Appell an und fordert mehr Unterstützung für die ART97688 an Publikum und Stadt. Fazit: "Die bildende Kunst kommt zu kurz".
Der Focus liegt mit "Kissinger Sommer" und "Winterzauber" und vielen anderen Veranstaltungen einseitig auf der darstellenden Kunst. "Dabei hat
Bad Kissingen so großartige Ausstellungsmöglichkeiten, aber es ist noch ein harter Weg, auch Kunststadt zu werden". Es sei nicht selbstverständlich, "was die ART 97688 an selbstlosem Schaffen ohne Künstlergage" für die bildende Kunst in der Stadt leiste. Sein Schlussapell, "Packen wir's an, Kissingen als Kunststadt zu positionieren", fand langanhaltenden Beifall. Während Lothar Gärtner, der Grandseigneur der Kissinger Kunstszene Mut und Vision seines jungen Kollegen lobte, schwieg OB Kay Blankenburg: "Das kommentiere ich nicht".