Am Poppenrother Berg wird's laut

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Hier, links neben der Bundesstraße B 286, soll das neue Industriegebiet entstehen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Hier, links neben der Bundesstraße B 286, soll das neue Industriegebiet entstehen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Die Pläne für das ökologische Industriegebiet bei Stralsbach entstehen liegen noch bis Monatsende öffentlich aus. Doch was kommt auf die Anwohner zu?

Ein frischer Wind weht an der Bundesstraße am Poppenrother Berg, nicht nur wettertechnisch gesehen. Hier soll schon bald ein ökologisches Industriegebiet entstehen, etwa 20 Hektar groß. Der genaue Standort befindet sich links der Bundesstraße 286, die Fläche gehört zur Gemarkung Stralsbach. Doch was genau hier vorgesehen ist, fragen sich viele. Und auch: Was ist ein Industriegebiet?
"Industriegebiete dienen ausschließlich der Unterbringung von Gewerbebetrieben, und zwar vorwiegend solcher, die in anderen Baugebieten unzulässig sind", antwortet Lena Pfister, die Pressesprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen auf Nachfrage der Saale-Zeitung. Bei den angesprochenen anderen Baugebieten handelt es sich beispielsweise um Wohn-, Gewerbe-, Sonder-, Kern- oder um Mischgebiete.
Was jedes dieser Gebiete ausmacht, ist in der Baunutzungsordnung festgelegt. Unter Paragraf 9 finden sich die Bestimmungen für Industriegebiete. Demnach dürfen am Poppenrother Berg künftig Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze und öffentliche Betriebe sowie Tankstellen entstehen. Ausnahmsweise können auch Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und -leiter sowie Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke zugelassen werden. Eigentlich allesamt Betriebe und Einrichtungen, die auch in einem Gewerbegebiet unterkommen dürfen. Jedoch besteht der Unterschied im Detail, zum Beispiel in Sachen Lärm.
In einem Gewerbegebiet dürfen laut Bayerischem Landesamt für Umwelt tagsüber Lautstärken von maximal 65 Dezibel erreicht werden, nachts lediglich 50 Dezibel. In einem Industriegebiet hingegen sind unabhängig von der Tages- und Nachtzeit Lärmpegel von 75 Dezibel zulässig. Zum Vergleich: Das Ticken einer Uhr verursacht eine Lautstärke von 30 Dezibel, wird vom menschlichen Ohr als leise wahrgenommen. Das geht aus einer Information zum Thema Lärm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hervor. Ein Auto beispielsweise, das in zehn Metern Abstand vorbeifährt, erzeugt ein Geräusch von 70 Dezibel, was als laut bis sehr laut gilt. Das heißt, es könnte mit durchgängig bis zu 75 Dezibel künftig richtig laut werden am Poppenrother Berg.


Im Flächennutzungsplan

Und nicht nur da. Schließlich weht ein frischer Wind über die Fläche, könnte die Geräusche zu den umliegenden Dörfern wehen. Wirklich neu sind die genannten Tatsachen aber nicht. Sie müssen den Verantwortlichen bereits Mitte der 1990er-Jahre bewusst gewesen sein. Schließlich sah der seit 1994 gültige Flächennutzungsplan für die Fläche ein Industrie- und kein Gewerbegebiet vor, so die Sprecherin des Landratsamtes.


Mehr Verkehr zu erwarten

Mit dem neuen Industriegebiet wird sich auch die Verkehrsbelastung entlang der Bundesstraße 286 ändern. Laut der letzten vom Bayerischen Staatsministerium des Innern Bau und Verkehr veröffentlichten Zählung im Jahr 2010 passieren den Abschnitt am Poppenrother Berg täglich 4728 Fahrzeuge, darunter 182, die Güter transportieren, und 165 Schwertransporter. Ein Großteil der Fahrzeuge ist laut der Behörde tagsüber unterwegs, zwischen 6 und 18 Uhr wurden stündlich etwa 300 erfasst. Der Lkw-Anteil liegt bei drei bis vier Prozent. Zum Vergleich: 2005 verkehrten auf dem Abschnitt zwischen Lauterer Kreuzung und Abfahrt Klaushof täglich noch 4613 Fahrzeuge, 115 weniger als 2010. Berücksichtigt man die Steigerung der vergangenen Jahre könnte der Verkehr mit dem Industriegebiet auf etwa 5000 Fahrzeuge pro Tag anwachsen.
Letztlich bleibt die Frage: Was ist an diesem Industriegebiet ökologisch? Die Fläche enthält laut Markt Burkardroth eine integrierte Grünordnung und eine besondere Entsorgung des Oberflächenwassers. Das soll nicht, wie woanders üblich, in den Abwasserkanal eingeleitet, sondern ökologisch über Regenmulden aus dem Industriegebiet abgeleitet und der Natur wieder zugeführt werden.


Pläne liegen öffentlich aus

Wer mehr über die aktuellen Pläne für das Industriegebiet am Poppenrother Berg erfahren möchte, hat momentan im Internet auf der Homepage des Marktes www.burkardroth.de unter der Rubrik "Aktuelles" oder im Burkardrother Rathaus Gelegenheit dazu. Im Zimmer 104 liegen die Pläne bis zum 29. April öffentlich aus und können während der allgemeinen Dienststunden eingesehen werden. Zudem müssen Bürger ihre Bedenken, Anregungen und Stellungnahmen ebenfalls bis zum 29. April schriftlich einreichen. Nur dann können diese beim nächsten Planungsschritt, der Beschlussfassung über die Aufstellung des Bebauungsplanes, berücksichtigt werden.