Beim Flurgang rund um Albertshausen haben die Teilnehmer erfahren, wo es früher gespukt hat. Dem Stadtrat wird aber etwas anderes im Gedächtnis bleiben.
Der "Hexenstein" bildet die Grenze zwischen den Revieren Albertshausen, Wittershausen und Oberthulba. Früher verlief hier sogar die Grenze zwischen den beiden damals noch selbstständigen Landkreisen Bad Kissingen und Hammelburg und noch viel früher sollen hier nächtens sogar die Hexen getanzt haben.
"Bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts hat es hier gespukt", lässt Günther Wolf die rund 70 Teilnehmer des Flurganges wissen. Mit einem Lächeln erzählt er weiter, dass sich einige junge Burschen aus dem Dorf gerne einen Scherz machten, wenn sie vom Tanzen aus Wittershausen kamen. Sie erschreckten ihre später kommenden Kameraden, in dem sie sich mit weißen Bettlaken als Gespenster verkleideten.
Fast vollständig versunken Wolf selbst kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen der Hexenstein größer war als er: "Natürlich war ich damals ein Kind, aber der 'Steebrocken' hat damals halt noch weit über einen Meter aus der Erde geragt." Heute sei er durch Aufschüttung der umgebenden Waldweges und vor allem auch weil er in einer morastigen Senke stand, fast vollständig versunken. Und in der Tat ragt nur noch ein kleines T-förmiges Stück ungefähr 30 Zentimeter aus dem inzwischen trockengelegten Waldboden, an dem sich einige Wanderwege kreuzen und gleich drei Grenzen zusammen stoßen.
"WH" - "AH" - "OT" steht in dicken schwarzen Lettern auf den drei Seiten des Steines, eines sogenannten Dreimärkers, eines Grenzsteines, an dem gleich drei Grenzen zusammenstoßen. Über 300 Grenzsteine markieren die Flur der ehemals selbstständigen Gemeinde Albertshausen und auf dem knapp 15 Kilometer langen Weg kommt die Gruppe an fast allen vorbei. Nur wenige Steine sind verschwunden, aber keiner ist so schön und eindrucksvoll wie der "Hexenstein", der auch der dortigen Flur ihren Namen gibt.
Der Wald brachte das Geld Günther Wolf weiß als Feldgeschworenenobmann von Albertshausen an diesem Ort noch viel zu berichten: 717 Hektar hat die Fläche von Albertshausen damals betragen und der Wald war die größte Einnahmequelle für viele Alberthäuser.
"Der Wald war damals der Reichtum der Albertshäuser", erklärt Wolf. So wurden im 16. Jahrhundert Rodungen durchgeführt um mehr Felder zu bekommen und sogar die erste Kirche in Albertshausen wurde durch Holzverkäufe finanziert. Heute, so der Feldgeschworenenobmann, wächst an manchen Stellen der Wald sechs bis sieben Meter über seine übersprünglichen Grenzen hinaus und die Eigentümer der angrenzenden Felder und Wiesen haben Einbußen. Vor allem der gemeindliche Wald des Nachbarn Oberthulba breite sich stark aus und müsse an manchen Stellen zurückgeschnitten werden.
Heute gehört fast der gesamte ehemalige Albertshäuser Wald der Stadt Bad Kissingen. Nur einige wenige, meist sehr kleine Waldstücke in schlecht zugänglichen Lagen sind noch in Privatbesitz.
Organisiert haben den Flurgang die Jagdgenossen und die Holzrechtler von Albertshausen. Sie haben Getränke und Verpflegungsstationen aufgebaut und den einen oder anderen älteren Mitbürger nach der zweiten oder dritten Station wieder heimgefahren.
Darum wird gestaucht Die Führung mit Erläuterung liegt in Händen von Günther Wolf. Ihm obliegt es zudem, gemeinsam mit seinen drei weiteren Feldgeschworenen Robert Halbig, Walter Schmitt und Dietmar Schlereth den mitlaufenden Stadtrat Walter Schuhmann zu stauchen. Das bedeutet, dass der Delinquent mehr oder minder hart von den vieren auf den Dreimärker gesetzt wird, damit er nie mehr die Lage eben dieses so wichtigen Grenzsteines vergisst.