2020 wurden 38 Prozent aller Ehen in Deutschland geschieden. Doch Anneliese und Joachim Jacob sind seit 1956 verheiratet. Auf den Spuren einer glücklichen und schon immer modernen Beziehung.
Es ist das Jahr, in dem Elvis Presley seinen ersten Fernsehauftritt hat, und das Jahr, in dem Bertolt Brecht die Weltbühne für immer verlässt. Borussia Dortmund wird Deutscher Fußball-Meister. In der Schweiz findet der erste Grand Prix de la Chanson statt, heute besser bekannt als Eurovision Song Contest. Das Jahr 1956 hat seine eigene Geschichte geschrieben. Für Anneliese und Joachim Jacob indes war und ist es ein ganz besonderes: Am 1. Dezember 1956 gaben sich die beiden in West-Berlin ihr Ja-Wort. Seitdem sind die Jacobs stolze 65 Jahre miteinander verheiratet.
Am Mittwoch feiert das Ehepaar, das seit 2004 im Burkardus Wohnpark in Bad Kissingen lebt, seine Eiserne Hochzeit. Drei Töchter sowie sieben Enkel und sechs Urenkel haben die beiden. In der Wohnung der Jacobs im Burkardus Wohnpark hängen an den Wänden zahlreiche Bilder der Familienmitglieder. Eine ganz besondere Sammlung ist im Schlafzimmer zu finden. Dort sind die Hochzeitsbilder mehrerer Generationen versammelt. In der oberen Hälfte hängt mittig ein Bild von Anneliese und Joachim Jacob: Sie im weißen Brautkleid, er im schicken Anzug mit Fliege.
Weihnachten 1952 verlobt
Bereits vier Jahre vor ihrer Hochzeit, Weihnachten 1952, hatten sich die beiden verlobt. "Wir mussten damals noch die Einwilligung der Erziehungsberechtigten, unserer Eltern, einholen", erinnern sie sich. "Volljährig war man ja erst mit 21." Dass es von ihrer Verlobung bis zur Hochzeit etwas dauerte, lag an Joachim Jacobs Tätigkeit bei der Bereitschaftspolizei. Dort durfte man erst mit 27 Jahren heiraten. Die Übernahme Jacobs bei der Schutzpolizei machte schließlich den Weg zum Altar frei.
Als Anneliese und Joachim Jacob 1956 heirateten, war ihre erste Tochter bereits auf der Welt. Damals sicher noch etwas ungewöhnlicher als heutzutage. Es sei aber kein Problem gewesen, berichtet Anneliese Jacob. Überhaupt waren die Jacobs - und sind es noch - in vielerlei Hinsicht ein modernes Ehepaar, das mit der Zeit ging und geht.
So brachte Joachim Jacob in Berlin etwa seine Tochter alle 14 Tage zur Kinderfürsorge. "Ich war dort der einzige Mann", erzählt er und lacht. Er habe unter anderem auch Windeln gewechselt und die Kinder gebadet, berichtet der heute 89-Jährige. Seine Arbeit im Schichtdienst machte es zudem möglich, dass sich die beiden die Kinderbetreuung aufteilten - und Anneliese Jacob halbtags arbeiten konnte.
Umzug von Berlin nach Hessen
Im Jahr des Mauerbaus, 1961, verließen die Jacobs Berlin in Richtung Hessen. Nachdem er zuvor zwei Mal abgelehnt worden war, wurde Joachim Jacobs Versetzungsgesuch genehmigt. "Über's Wochenende musste mein Mann packen, und ich saß da, hochschwanger und mit unserer ältesten Tochter", erinnert sich Anneliese Jacob. Sie kam dann zunächst bei ihrer Mutter unter, ehe Joachim Jacob seine älteste Tochter und dann Frau und Neugeborenes nachholen konnte.
Die Jacobs zogen in eine Wohnung in Hanau, wo sie später auch im Musikerviertel lebten. Anfang der 1970er bauten sie dann das Haus ihrer Tante aus. Mehrere Generationen waren dort fortan unter einem Dach anzutreffen.