Knapp 40 Anrufer nutzten die "Telefon-Aktion Gesundheit" der Saale-Zeitung, um mit Prof. Dr. Elke Wagler, Dr. Ralf Junghanns und Dr. Rainer Schamberger vom St.-Elisabeth-Krankenhaus zu sprechen. Die Telefone standen zwei Stunden kaum still.
"Junghanns, Saale-Zeitung." So selbstverständlich wie sich der Unfallchirurg und Orthopäde Dr. Ralf Junghanns vom St.-Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen am Lesertelefon der Saale-Zeitung in dieser Woche als Kollege gemeldet hat, das war schon klasse. Ebenso sein Durchhaltevermögen: Als um 15.53 Uhr die Telefone eingeschaltet wurden, da klingelte sein Apparat sofort, und er hörte bis nach 18 Uhr auch nicht mehr auf zu klingeln.
Ähnlich war es bei Prof. Dr.
Elke Wagler, die in Fragen Tumore, Krebs, Vorsorge und Ähnliches am Lesertelefon saß und bei Dr. Rainer Schamberger. Der Kardiologe und Spezialist für Herzfragen hatte einiges zu tun. Nach zwei Stunden Telefondienst in der Redaktion der Saale-Zeitung war das Fazit der drei Ärzte übereinstimmend: Eine solche Aktion war überfällig.
Der Grund: Es gibt Bedarf für die Bevölkerung, sich von einem Arzt mal ganz in Ruhe beraten zu lassen - jenseits von Visite, jenseits von Sprechstunde und jenseits von Krankenhaus. Einfach mal miteinander reden.
Ex-Patienten riefen an Darmkrebs, wie wird der behandelt, was ist bei der Nachsorge einer Operation zu beachten, kann eine solche Krankheit auch genetisch bedingt sein, Eierstockkrebs und bei Männern
natürlich der Prostatakrebs - das waren die Themen, die die Krebsspezialistin Elke Wagler zu beantworten hatte. Sie - und ihre beiden Kollegen - konnten natürlich nur allgemeine Auskünfte geben. Doch es zeigte sich, dass auch ehemalige Patienten der Ärzte unsere Telefonaktion nutzten, um mit "ihrem Doktor" noch mal Kontakt aufzunehmen.
Welche Risiken bestehen für einen Herzinfarkt? Patienten, die schon operiert waren und beispielsweise einen Stent
bekamen, riefen bei Rainer Schamberger an. Geduldig hörten die drei Spezialisten zu, manchmal minutenlang mit bewundernswerter Engelsgeduld und erklärten schließlich die Wirkung von Medikamenten, gaben Tipps für Sport und Freizeit.
Reisen mit dem Flugzeug? Eine ältere Frau wollte beispielsweise wissen, ob sie nach einer Herzoperation ihre Tochter in den USA besuchen darf (wegen Flugzeug und so). Sie darf.
Vorhofflimmern und Nebenwirkungen von Herzschrittmachern (keine) durfte Rainer Schamberger erklären, und manchmal musste er einfach nur zuhören: Eine ältere Anruferin hat "zehn Minuten ohne Punkt und Komma geredet, sich dann bedankt und aufgelegt". Das war dann wohl eine höchstqualifizierteste Telefonseelsorge gewesen.
Das ganze Programm Hüfte, Knie, Schulter, Arthrose, Wirbelsäule - das ganze Programm.
Ralf Junghanns blieb zwei Stunden lang kaum eine Pause bei unserer Telefonaktion gegönnt. Die Anrufer, die mit ihm reden wollten, informierten sich über konservative (erhaltende) und operative Möglichkeiten, Schmerzen in den Gelenken und Wirbeln loszuwerden. Ein Patient wollte wissen, warum er nach einer Spinalkanalstenose mit Operation noch immer Schmerzen hat.
Telefonisch war das nicht zu klären, der Anrufer bekam die Aufforderung, noch mal bei seinem Arzt vorbeizuschauen, was natürlich im Zweifelsfall für alle Anrufer galt: Das Telefongespräch mit den Ärzten ersetzt keinen Arztbesuch.
Gespräche kommen zu kurz Viele Anrufer wussten nicht, dass über das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im St.-Elisabeth-Krankenhaus auch für gesetzlich
Versicherte ein ganz normaler Arztbesuch möglich ist. "Wir haben alle Rechte eines Kassenarztes", so Dr. Junghanns. Wichtig war den Anrufern auch das "soziale Umfeld" im Umgang mit Ärzten: Wie komme ich an meine Befunde?, fragte beispielsweise eine Anruferin. "Da besteht noch Aufklärungs- und Beratungsbedarf", sagte Elke Wagler zu diesem Themenkomplex.
Rainer Schamberger konnte am Ende attestieren, dass im Krankenhaus das Arzt-Patient-Gespräch oft zu kurz kommt.
"Ich habe beispielsweise 90 Minuten am Tag dafür Zeit. Bei 30 Patienten sind das drei Minuten pro Patient." Schamberger sieht ein, dass dies zu wenig ist, sieht aber auch noch keine Lösung aus dem Dilemma. "Deshalb ist es gut, dass es solche Aktionen gibt", urteilten er und seine Kollegen über die "Telefonaktion Gesundheit" der Saale-Zeitung. Das schreit ja förmlich nach einer Wiederholung.