Messerangriff in Aschaffenburg: Frauen schildern Attacke - "Massaker"
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Aschaffenburg, Freitag, 17. Oktober 2025
Ein Mann greift in einem Park in Aschaffenburg eine Kindergartengruppe an - ein Kind und ein Helfer sterben. Vor Gericht schildern die Erzieherinnen ihre Erinnerungen an den Tag der Tat.
Update vom 17.10.2025: Erzieherinnen berichten vom Tag der Messerattacke in Aschaffenburg
Unbehagen, ein eigenartiges Gefühl, Angst: Zwei Betreuerinnen von Krippenkindern in Aschaffenburg, die gezielt von einem Messerangreifer attackiert wurden, haben vor Gericht von den dramatischen Momenten berichtet. "Er war im Wahn und er war sehr schnell und er wusste, was er tut. Ich sag' immer, ich habe ein Stück Krieg gesehen", sagte eine 59 Jahre alte Betreuerin am zweiten Tag des sogenannten Sicherungsverfahrens vor dem Landgericht Aschaffenburg.
Bei dem Verfahren (Az.: Ks 104 Js 668/25) geht es weniger um die Bestrafung des Angeklagten, der laut einem psychiatrischen Gutachten psychisch krank ist. Vielmehr versucht die Strafkammer, neben dem Tatgeschehen vor allem zu klären, ob der 28-Jährige bei dem Angriff vor rund neun Monaten überhaupt wusste, was er tat, oder möglicherweise schuldunfähig war.
Die 59-Jährige wirkte bei ihrer Aussage sehr gefasst. Dank einer Therapie und viel Unterstützung von Polizei und Eltern gehe es ihr verhältnismäßig gut, sagte sie. An den Tattag am 22. Januar erinnerte sich die Frau sehr gut. "Es war ein ganz normaler Arbeitstag, mit relativ wenigen Kindern." Fünf Mädchen und Jungen habe sie an dem sonnigen Mittwoch (22. Januar 2025) mit ihrer Kollegin betreut. Vor dem Mittag seien sie mit den Zweijährigen in den nahegelegenen Park namens Schöntal gegangen, um Vögel zu beobachten.
Erzieherinnen haben "geschrien wie die Bekloppten"
"Ungefähr auf der Hälfte des Weges stand der Beschuldigte", sagte die 59-Jährige. "Wir sind an ihm vorbeigelaufen, und da merkte ich schon, dass er hinter uns herlief." Der Afghane sei auffällig mit einer hellblauen Jacke bekleidet gewesen. "Ich habe mich sofort unwohl gefühlt. Als wir an dem kleinen Teich waren, stand er auch hinter mir. (...) Ich hab' mich nicht mehr getraut, umzudrehen. Ich habe mich bedrängt gefühlt, und ich hatte richtig Angst."
Die Erzieherinnen wollten daher nach eigenen Angaben zügig den Park verlassen. "Wir sind nicht mehr weit gekommen", sagte die andere Betreuerin, 48 Jahre alt. "Ich hab' dann nur bemerkt, wie jemand ganz schnell am Wagen vorbei wollte." Sie habe gedacht, er wolle den Kindertransportwagen, in dem die fünf Kleinkinder angeschnallt saßen, überholen. "Aber leider war dem nicht so."
Der 28-Jährige habe ein Messer gezogen und mehrfach auf einen Zweijährigen eingestochen. Die Frau sprach von einem Massaker. "Ich war dann so fassungslos, bis ich kapiert habe, was da passiert. (...) Das war entsetzlich." Ihre Kollegin sagte: "Wir haben geschrien wie die Bekloppten."
Kommt der Angeklagte dauerhaft in eine geschlossene Psychiatrie?
Nach Erkenntnis der Ermittler stellte sich die 59-Jährige dann dem Angreifer entgegen, ihre Kollegin schob den Wagen mit den Kindern weg. Der Beschuldigte stieß die 59-Jährige allerdings zu Boden, sie brach sich ein Handgelenk.