Zwei Freunde waren im Sommer 2023 in Aschaffenburg mit dem Mountainbike unterwegs, als sie plötzlich in eine "bedrohliche" Situation gerieten. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatten die beiden eine hilflose Frau vor einer Vergewaltigung bewahrt.
Durch ihr beherztes Eingreifen konnten zwei junge Studenten aus Franken eine Vergewaltigung verhindern. Für ihr Engagement und ihre Zivilcourage wurden die beiden nun ausgezeichnet. Es war der Abend des 22. Juli 2023, als die Studenten Patrick Reining und Till Wolf mit dem Fahrrad am Floßhafen in Aschaffenburg unterwegs waren. "Wir waren Mountainbike fahren, es wurde ein bisschen später an dem Tag und wir waren eben auf dem Weg nach Hause", erinnert sich Reining im Gespräch mit inFranken.de. "Wir sind auf dem Radweg gefahren, als wir eine Frau auf allen Vieren am Boden gesehen haben. Neben ihr stand ein Mann."
Im ersten Moment habe die Situation gar nicht gewalttätig gewirkt. "Als wir schon fast vorbei waren, hat die Frau aber plötzlich um Hilfe gerufen", sagt Reining. Die zwei Studenten hielten an. "Da ist der Mann allerdings schon ins Gebüsch gesprintet. Der ist sofort abgehauen." Die beiden wandten sich an die Frau: "Sie hat erzählt, dass sie angegriffen wurde und fragte, ob wir ihr helfen können, ihre Brille zu suchen." Die Stelle sei recht uneinsichtig gewesen, zudem sei es schon relativ dunkel und die Straße schlecht ausgeleuchtet gewesen. Den beiden sei etwas mulmig geworden.
Polizei hat schnell Erfolg: Tatverdächtiger wird am Mainufer festgenommen
"Als wir da so standen, kam uns die Situation schon ein bisschen bedrohlich vor. Wir dachten, vielleicht kommt gleich jemand aus dem Gebüsch und wir werden selbst überfallen. Das ist aber glücklicherweise nicht eingetreten. Wir haben dann erstmal die Polizei gerufen", schildert Reining. Ein paar Meter weiter warteten sie gemeinsam mit der Frau auf die Beamten. "Wir haben erst später erfahren, dass direkt mehrere Einheiten geschickt wurden, um den Radweg zu sichern und nach dem Mann zu suchen." Schon nach wenigen Minuten waren die Polizisten vor Ort und nahmen sich der Sache an. Mit Erfolg: "Noch am selben Abend konnten sie den Täter stellen", erzählt Reining.
Dies geht auch aus dem Bericht hervor, den die Polizei Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wenige Tage später veröffentlichten. Demnach sei die Frau am späten Samstagabend (22. Juli 2023) am Floßhafen unterwegs gewesen und habe sich auf eine an den Radweg angrenzende Wiese gesetzt. Daraufhin kam "unvermittelt ein Unbekannter auf sie zu, ging die Frau körperlich an und drückte sie auf den Boden." Die 43-Jährige habe sich "vehement gegen den Mann gewehrt und lautstark auf sich aufmerksam gemacht". Zwei vorbeifahrende Radfahrer - die beiden Studenten - stoppten, woraufhin der Täter flüchtete.
Unmittelbar nach Absetzen des Notrufes habe sich, so die Polizei, eine Vielzahl von Streifen in Richtung Tatort begeben. "Innerhalb kürzester Zeit konnte der Mann durch einen Diensthundeführer am Mainufer lokalisiert und vorläufig festgenommen werden." Der Tatverdächtige wurde mitgenommen und verbrachte die Nacht in der Haftzelle der Polizei. Aufgrund des dringenden Tatverdachts des sexuellen Übergriffs und der vorsätzlichen Körperverletzung ordnete die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft an, heißt es. Der Verdacht bestätigte sich schließlich, im Januar 2024 fand die Gerichtsverhandlung statt.
Aschaffenburger Freunde werden zu Helden: "Sonst wäre alles möglich gewesen"
Die beiden Studenten waren auch weiterhin beteiligt: So machten die beiden nach eigenen Angaben Aussagen bei der Polizei und wurden schließlich auch als Zeugen zum Gerichtstermin geladen. "Wir haben auch weiterhin oft über den Vorfall gesprochen", sagt Reining. "Man hört und liest immer wieder, dass so etwas passiert, aber dass man da selbst hineingerät, war unerwartet und außergewöhnlich." Außergewöhnlich ist aber vor allem das beherzte Eingreifen der beiden Studenten. Die Kriminalpolizei Aschaffenburg schlug sie deshalb kurzerhand für den Preis "Junges Vorbild - Wertgeschätzt" vor, "die kleine Schwester des Mutig-Preises", so Initiator Wolfgang Gärthe gegenüber inFranken.de .
Am Freitag (16. Februar 2024) haben Patrick Reining und Till Wolf die Auszeichnung erhalten. "Wenn die beiden nicht eingegriffen hätten, dann wäre von Vergewaltigung bis hin zu Mord alles möglich gewesen", sagt Gärthe im Gespräch. "Die Frau konnte durch das Engagement und die mutige Entscheidung aus der Situation befreit werden, dafür wurden sie mit dem Preis gelobt. So etwas macht man ohne Eigeninteresse, die zwei haben einfach geholfen, um zu helfen." Doch es gehe nicht nur um Lob, "sondern auch darum, anderen Leuten Mut zu machen, hinzuhören, hinzuschauen, um dann passend zu helfen", erklärt Gärthe. "Das ist die Message, die wir in die Öffentlichkeit tragen wollen."