Abseits der Touristen-Spots: Geheime Sehenswürdigkeiten in Bamberg

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Altes Rathaus in Bamberg
Das Alte Rathaus ist eines der beliebtesten Fotomotive für Touristen. Es gibt aber auch abseits der bekannten Anlaufziele einiges zu entdecken.
Das Alte Rathaus ist ein Lieblingsmotiv für Touristen.
CC0 / Pixabay / maxmann
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Bamberg hat einige versteckte Sehenswürdigkeiten zu bieten.
erge/ Pixabay
Bamberger Hauptfriedhof
Der Bamberger Hauptfriedhof in der Hallstadter Straße dient seit dem 19. Jahrhundert als allgemeiner Begräbnisplatz ...
Die Gönningerkapelle am Bamberger Friedhof ist Stätte der Uraufführung des Totentanzes. Foto: Sebastian Schanz
 
Jost Lohmann betrachtet interessiert die Ausscheuerung. Hier stießen die Kutschen der Fürstbischöfe an, weil die Gassen in Bamberg zu eng für die Gefährte waren. Foto: Eva-Maria Bast
Jost Lohmann betrachtet interessiert die Ausscheuerung. Hier stießen die Kutschen der Fürstbischöfe an, weil die Gassen in Bamberg zu eng für die Gefährte waren. Foto: Eva-Maria Bast
 
Stehst du vor dem Ostchor des Bamberger Doms, blickst du auf ein Loch in der Wand, das sogenannte Kunigundenloch. Für diese Maueröffnung existieren verschiedene Interpretationen.
Der Bamberger Dom.
Heidelbergerin auf Pixabay
Auch der Turm der Altenburg hält ein interessantes Detail für die Besucher bereit.
Die Altenburg in Bamberg
André Beer/Pixabay (Archivbild)

Das Alte Rathaus steht als Fotomotiv für Bamberg wie kein anderes. Doch neben den bekannten Sehenswürdigkeiten wie Dom oder Bamberger Reiter, gibt es viele versteckte Highlights zu erkunden, die sich abseits der allbekannten Klassiker befinden.

  • spezielle und sehenswerte Orte in Bamberg, von denen du noch nichts wusstest 
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Bamberg hat so viele berühmte Sehenswürdigkeiten, dass interessante Details oft übersehen werden. Selbst echte Bamberger und Bambergerinnen sind überrascht, was man neben den großen Denkmälern entdecken kann. Hier erfährst du von den versteckten Sehenswürdigkeiten in der fränkischen Bier-Metropole

1. Die schöne Bambergerin

Beginnen wir gleich mit dem letzten Weg, den jeder gehen muss - dem Friedhof. Der Bamberger Hauptfriedhof in der Hallstadter Straße wurde 1564 als Armeefriedhof angelegt. Im 19. Jahrhundert wurde er zum allgemeinen Begräbnisplatz Bambergs. Die parkähnliche Anlage lädt zum Spazieren ein. Breite Wege führen an Gräbern mit prachtvollen Skulpturen vorbei. Eine davon ist besonders bezaubernd.

Aus Cararra-Marmor gefertigt ist die trauernde Frauengestalt, die das Grab der Familie Neydeck ziert. Es handelt sich offensichtlich nicht um das Abbild eines Familienmitglieds, denn die dort Beerdigten verstarben alle in einem höheren Alter. Der Bildhauer Michael Arnold stammte aus Bad Kissingen und traf dort auf Kaiserin Elisabeth von Österreich. Sissi war damals 25 Jahre alt und mit ihrem wallendem Haar vermutlich das Vorbild des Bildhauers. Besonders schön sind die fein gearbeiteten Details der Skulptur. Beachte die Rose, die die marmorne Dame in der Hand hält.

Um zur Statue zu kommen, betrittst du den Friedhof am besten durch den Eingang in der Gundelsheimer Straße. Von dort gelangst du direkt zu dem Säulengang, in dem das Kunstwerk steht.

2. Die Ausscheuerung am Dom

Verlässt du die alte Hofhaltung durch den Hinterausgang in Richtung Dom, findest du am nördlichen Querhausarm des Doms eine Ausscheuerung an der Mauer. Diese rührt daher, dass die sechsspännigen Kutschen der Fürstbischöfe sehr breit waren und hier entlang schrammten, also - im wahrsten Sinne des Wortes - die Kurve kratzten. Bis 1777 stand hier, angebaut an die alte Hofhaltung, die Andreaskapelle und verengte die Stelle der Domstraße massiv.

Vielleicht wunderst du dich, dass die Schrammen so hoch am Dom auftreten. Die Straße hatte ursprünglich ein höheres Bodenniveau. In den Dombezirk konnte man damals nicht so einfach spazieren. Als Immunitätsbezirk war er den geistlichen Würdenträgern vorbehalten und nach allen Seiten abgesichert. Erst im 18. Jahrhundert baute man das Gelände um und öffnete es zur Stadt hin.

An der Wand der alten Hofhaltung lassen sich noch die Reste der Andreaskapelle erahnen, beispielsweise zugemauerte Fenster. Heutzutage käme der Sechsspänner locker durch.

3. Das Loch im Dom

Wenn du schon mal am Dom bist, wartet gleich das nächste Geheimnis auf dich. Stehst du vor dem Ostchor des Doms, blickst du auf ein Loch in der Wand, das sogenannte Kunigundenloch. Für diese Maueröffnung existieren verschiedene Interpretationen.

Kunigunde ist die wichtigste Heilige und Beschützerin der Stadt Bamberg. Bis ins 18. Jahrhundert befand sich im Inneren des Doms an dieser Stelle unter dem Loch ein Schrein mit der Kopfreliquie der heiligen Kundigunde. Durch die Maueröffnung sollte die Kraft, die von Kunigunde und der Reliquie ausgeht, sich über die Stadt verbreiten. Der Schrein steht nun in einer Kapelle im Inneren des Doms, doch das tut der Verehrung Kunigundes keinen Abbruch. Möchtest du mehr über ihr Leben wissen, informiere dich auf der entsprechenden Seite des Erzbistums Bamberg.

Eine weitere Erklärung bietet die Besonderheit, dass am 29. Juni die Sonne durch das Loch strahlt und den Hauptaltar des Apostels Petrus im Westchor erhellt. Petrus Namenstag ist an diesem Tag, außerdem ist er einer der Patrone des Doms. Vielleicht ist das Loch auch eine gelungene Kombination zur Verehrung beider Heiliger. Auf alle Fälle ist es eine faszinierende Erkenntnis, wie viel Bedeutung jeder Kleinigkeit am Dom innewohnt.

4. Die Einkerbung am Turm der Altenburg

Die Altenburg wurde 1109 erstmals in einer Urkunde erwähnt und war von 1305 bis 1553 die zweite Residenz der Bamberger Fürstbischöfe. Aus welcher Himmelsrichtung du dich Bamberg auch näherst, zuerst erblickst du die Altenburg. Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte teilweise zerstört. Manche Mauern fielen Hangrutschen zum Opfer. Wir möchten dein Augenmerk auf den Turm der Altenburg richten. Die versteckte Sehenswürdigkeit befindet sich rechts neben der Eingangstüre des Turms. Es ist eine Art Schlitz in der Mauer. Heute kannst du den Turm mittels Wendeltreppe erklimmen und die wunderschöne Aussicht über das Bamberger Umland genießen. Doch das war nicht immer so.

Der Turm ist das älteste noch erhaltene Gebäude der Burg. Er diente früher als Gefängnis. Mittels Leiter wurde der Gefangene in den Turm verbracht. Nahm man die Leiter weg, war ein Entkommen nicht möglich. Um die Leiter am Turm zu befestigen, diente die Einkerbung rechts neben der Tür. Der obere Teil wurde am Fenster eingehängt. Das war im Mittelalter der einzige Zugang.

Du kannst aus vielen Wanderwegen wählen, um auf die Burg zu gelangen. Aus Weipelsdorf, über den Michelsberger Wald oder die Altenburger Straße. Du kannst sogar mit dem Auto hochfahren. Bist du oben angekommen, lädt die Gaststätte zu einer Pause ein. Näheres erfährst du auf der Seite des Altenburgvereins.

5. Das Henkershaus

In der Magazinstraße 3a erwartet dich ein besonders schönes Gebäude. Das Gebäude wurde 1766 am Stadtrand Bambergs erbaut und diente der Unterbringung einer Person bzw. Familie, die der normale Bürger auf keinen Fall als Nachbar wollte. Es gehörte nämlich dem Scharfrichter und ist heute in Privatbesitz.

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Johann Conrad Hoffmann war der erste Henker, der einzog. Vorher wohnte diese Berufsgruppe am Vorderen Graben am Rand der Altstadt. Aber weil das Hochwasser oft die Richtstatt flutete, wurde der Wohnsitz verlegt. Die Aufgabe des Henkers war nicht nur das Hinrichten und Foltern von Verurteilten. Da er sich gut mit dem menschlichen Körper auskannte, kam er auch Verletzten und Kranken zu Hilfe. Der Henker arbeitet außerdem als Abdecker und sorgte für die Gesundheit der Prostituierten in den Frauenhäusern. In Bamberg waren diese in der Fleischstraße und Frauenstraße angesiedelt. Kurioserweise ganz in der Nähe der Maria Ward Schule. Diese öffnete allerdings erst 1717 ihre Türen.

Bemerkenswert sind die wunderschönen Malereien im Inneren des Hauses. Der Henker hatte einen Sinn für das Schöne. Die heutigen Besitzer sind Künstler und haben das Gebäude liebevoll restauriert.

6. Die Beichtenmarter

Gehst du an der Trimbergschule in Richtung Brose-Arena, fällt dir sicher eine große Steinmarter auf. Seitlich auf der Wiese vor der Schule wirkt sie ein wenig deplatziert. Tatsächlich ist das nicht der ursprüngliche Standort. Der Bildstock stand seit ca. dem 15. Jahrhundert am Ende der Nürnberger Straße. Im Mittelalter befand sich hier seit 1362 der Galgen.

Auf dem Weg dorthin hörten die Angeklagten an der Säule nochmal ihr Urteil, konnten um Vergebung bitten und sich von ihren Angehörigen und Freund*innen verabschieden. Da der Richtplatz außerhalb der Stadt auf freiem Feld lag, war genug Platz für Zuschauer*innen, denn Hinrichtungen waren damals gut besucht. Auf potenzielle Verbrecher sollten die Gehenkten vor Betreten der Stadt abschreckend wirken. Flurnamen wie Galgenfuhr und Am Hochgericht zeugen von der unrühmlichen Vergangenheit des Ortes.

Bamberg besaß außerdem eine Schwertköpfstätte. Sie befand sich auf dem im 18. Jahrhundert noch unbebautem Gebiet der Amalienstraße. Das letzte Urteil vollstreckte der Scharfrichter 1832. Erst 2010 wurden bei Bauarbeiten die Sockelsteine freigelegt.

7. Die Häckermarter

Läufst du von der Altstadt kommend Richtung Obere Pfarre den Kaulberg hoch, passierst du die sogenannte Häckermarter. Es handelt sich um eine ca. vier Meter hohe Sandsteinsäule mit einem ziemlich verwitterten Relief. Es offenbart keine schöne Szene. Ein Mann erschlägt mit einer Heppe, das ist eine traditionelle Hacke der Gärtner und Häcker Bambergs, einen kleinen Jungen. Laut Legende war der Knabe nicht rechtzeitig zum Abendessen zu Hause. Nach dem Läuten zum Gebet durften die Kinder nämlich nicht mehr draußen spielen. Der Vater wurde laut Legende so wütend, dass er den Jungen erschlug.

Schriftliche Dokumente zum Tathergang gibt es keine. Es soll sich um ca. 1618 zugetragen haben. Erwiesen ist, dass man damals für solche Taten nicht unbedingt hingerichtet wurde, sondern eine Art Ablöse zahlte, denn der Familie des Ermordeten fehlte nun eine wertvolle Arbeitskraft. Oder man stiftete, da es sich um einen eigenen Sohn handelte, ein Sühnekreuz bzw. eine Marter.

Damals waren die Sitten rau und die Menschen an frühes Dahinscheiden gewöhnt. Trotzdem ist es doch erschütternd, wegen welcher Kleinigkeiten sie sich ins Unglück stürzten. Die Säule steht vor dem Haus am Mittleren Kaulberg 54.

Fazit

Sogar gebürtige Bamberger*innen haben von manchen versteckten Sehenswürdigkeiten noch nichts gehört. Willst du dich weiter in die Materie vertiefen, empfehlen wir das Buch Bamberger Geheimnisse von Eva-Maria Bast und Heike Tissen, das auch Grundlage dieses Artikels ist.

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Eher allgemeine Informationen findest du auf der Internetseite der Stadt Bamberg. Wie du siehst, gibt es in Bamberg viel zu entdecken, ein Besuch in der schönen Stadt an der Regnitz lohnt sich immer. 

Die Bamberger Gegend weiter entdecken: 

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