Zweites TV-Duell zwischen Scholz und Merz: Einig beim Bürgergeld, uneins bei Steuererhöhungen
Autor: Agentur dpa, Stefan Lutter
Berlin, Donnerstag, 20. Februar 2025
Migration und Wirtschaft standen im Mittelpunkt des zweiten TV-Duells zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz am Dienstagabend. Emotionale Themen brachten eine besondere Würze in die Diskussion.
Auch das zweite TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und Unions-Herausforderer Friedrich Merz vor der Bundestagswahl drehte sich hauptsächlich um Migration und Wirtschaft. Scholz und Merz hatten sich gut eineinhalb Wochen zuvor ein intensives erstes TV-Duell bei ARD und ZDF geliefert. Die Meinungen der Zuschauer waren geteilt, während die politischen Lager weiterhin stabil blieben. Das Format "Das Quadrell - Kampf ums Kanzleramt" vor wenigen Tagen war für RTL sogar ein großer Quoten-Erfolg. Beim jungen Publikum übertraf man sogar die addierte Reichweite von ARD und ZDF bei deren TV-Duell aus der Vorwoche.
Das neuerliche Scholz-vs.-Merz-Duell bei "Welt" und "Bild", das am Dienstagabend, 19. Februar 2025, ausgestrahlt wurde, brachte aber auch erstaunliche Erkenntnisse: Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) fragt ganz offensiv: "Geht da vielleicht doch etwas?". Denn: Ein gewisses Vertrauen scheinen Scholz und Merz zueinander zu haben.
Scholz-Merz-Duell wieder mit Fokus auf Migration und Wirtschaft
Beim TV-Duell von "Welt" und "Bild" beantwortete Scholz die Frage, ob er zu Hobbypilot und Flugzeugbesitzer Merz in die Maschine steigen würde, klar mit "ja". Und fügte hinzu: "Ich nehme an, er hat den Pilotenschein zu Recht." Und Merz würde ihn auch mitnehmen - wobei: "Es kommt darauf an, von wo nach wo." Von Berlin aus nach Hause schon.
Das passte ins Bild, denn der CDU-Vorsitzende Merz will SPD-Kanzler Scholz bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag (23. Februar 2025) nach Hause schicken, wie er gleich zu Beginn des am Nachmittag aufgezeichneten und am Abend zur Primetime gesendeten Duells deutlich machte. "Herr Bundeskanzler, da wird jetzt kein Wunder mehr passieren über die nächsten vier Tage", sagte Merz mit Blick auf die Meinungsumfragen, in denen die Union weit vor der SPD liegt. "Ihre Kanzlerschaft dürfte am Sonntag beendet sein."
Dass auch umgekehrt zumindest ein Mindestmaß an Vertrauen da ist, bewies Merz, als er die Frage bejahte, ob er zu Scholz ins Ruderboot steigen würde. "Und da ich ganz gut schwimmen kann, auch ohne Schwimmweste." Auch hier ging es aber nicht ohne eine kleine Spitze. "Ich bin in der Regel Schlagmann, wenn ich zu zweit rudere. Das finde ich ziemlich gut", so der Kanzler. Soll heißen: Scholz gibt den Takt vor - was er auch nach dem Sonntag im Kanzleramt weiter machen möchte.
Debatte über Erhöhung der Mehrwertsteuer
Das Moderatorenteam - "Bild"-Chefredakteurin Marion Horn und "Welt"-Chefredakteur Jan Philipp Burgard - fragte jedoch nicht nur weiche Themen ab. Dabei wurden einmal mehr die Unterschiede zwischen Amtsinhaber und Herausforderer deutlich. Beispiel: Was tun, um die kränkelnde deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen? Scholz nannte den "Made-in-Germany-Bonus" der SPD, eine Investitionsprämie für Unternehmen und eine Reform der Schuldenbremse.
Merz konterte: "Das ist das alte Lied der Sozialdemokraten: höhere Steuern, höhere Staatsverschuldung, höhere Staatsausgaben." Das könne nicht die Lösung sein. Energiepreise runter, Steuern runter, harter Rückbau der Bürokratie - das sei die Lösung. Steuern runter? Da wurde Scholz angriffslustig: "Herr Merz möchte Leuten, die so viel verdienen wie er und ich, oder noch viel mehr, 20 Milliarden Euro Steuersenkung schenken - 85.000 für einen Dax-Vorstand, 10 Euro pro Monat für eine Verkäuferin. Das ist nicht in Ordnung."