Wulff: Frage des Standorts ist nachrangig

2 Min
Archivfoto

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vermittelt im Streit zwischen Continental und Schaeffler. Am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Coburg sprach er über die Zukunft der beiden Autozulieferer.

In den letzten Monaten nach der übernahme Continentals durch den kleineren Schaeffler-Konzern aus Herzogenaurach sei eine \'\'sehr schwierige Situation\'\' entstanden. Wulff kritisierte, dass vor dem Kauf der Mehrheitsanteile Schaeffler weder mit Kunden, noch mit Banken, noch mit Kunden oder Arbeitnehmern gesprochen worden sei. \'\'Ich setze mich dafür ein, dass weniger übereinander, sondern mehr miteinander gesprochen wird.\'\'

Gute Chancen für integrierten Konzern

Einem \'\'integrierten Konzern\'\' aus Schaeffler und Continental gibt Niedersachsens Regierungschef trotz der enormen Verschuldung beider Unternehmen sehr gute Chancen. Allerdings brauche es in der Zusammenarbeit \'\'mehr Fingerspitzengefühl\'\'.

Die Frage des Hauptsitzes des neuen Großkonzerns ist für Wulff \'\'nachrangig\'\'. Er pflege sowohl seine Kontakte zur Continental-Zentrale im niedersächsischen Hannover als auch die zu Maria-Elisabeth Schaeffler in Herzogenaurach. Vorrangig sei in den Gesprächen das Thema der Liquidität und vor allem das der Arbeitsplätze für 200.000 Menschen.

Schröder schaltet sich ein

Nach dem Eklat im Conti-Aufsichtsrat lässt nun Altkanzler Gerhard Schröder rechtlich prüfen, ob Großaktionär Schaeffler bei seinem Vorgehen die Investorenvereinbarung mit Conti gebrochen hat. Das kündigte Schröder in einer Erklärung von Mittwoch an, die der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Der Altkanzler ist Garant der Investorenvereinbarung zur Wahrung der Interessen von Continental.
 
Schaeffler war am vergangenen Donnerstag im Conti-Aufsichtsrat mit dem Versuch gescheitert, Vorstandschef Karl-Thomas Neumann zu stürzen. Einen von Schaeffler geforderten Rücktritt hatte Neumann abgelehnt.
 
Rechtliche Prüfung

Schröder erklärte, er habe „aus Anlass der Vorkommnisse im Verlauf der Aufsichtsratssitzung“ eine rechtliche Prüfung eingeleitet. „Dabei geht es um die Frage, ob die Investorenvereinbarung durch die Vorgänge bereits gebrochen worden ist oder noch gebrochen werden könnte.“ Eine unabhängige Anwaltskanzlei werde sich mit dieser rechtlichen Prüfung befassen.
 
Schaeffler hatte in der Investorenvereinbarung unter anderem zugesagt, keine Änderungen in der Zusammensetzung des Conti-Vorstands vorzunehmen oder zu veranlassen. Dies war auf der Hauptversammlung im April dieses Jahres auf eine Aktionärsfrage hin deutlich geworden.
 
Schröder ist als Garant der im vergangenen Sommer geschlossenen Investorenvereinbarung berechtigt, die Erfüllung der Verpflichtungen von Schaeffler jederzeit gerichtlich und außergerichtlich geltend zu machen. Schaeffler hatte sich in der Vereinbarung außerdem unter anderem verpflichtet, die bisherige Strategie und Geschäftspolitik des Vorstands unter Beibehaltung des bisherigen Markt- und Markenauftritts zu unterstützen und keine Verkäufe oder sonstige wesentliche Strukturmaßnahmen zu verlangen.
 
Bei der dramatischen Sitzung des Conti-Aufsichtsrats hatten die Arbeitnehmervertreter einen Sturz von Vorstandschef Neumann verhindert. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für eine Ablösung Neumanns kam nicht zustande.
 
Der Conti-Aufsichtsrat tritt am 12. August erneut zusammen. Dabei würde eine einfache Mehrheit für die Ablösung Neumanns ausreichen. Bei einem Patt hätte der Aufsichtsratschef ein Doppelstimmrecht. Das Vorgehen Schaefflers war auf scharfe Kritik gestoßen.
  Das Tischtuch zwischen Schaeffler und Neumann ist zerschnitten. Der Großaktionär will seinen Manager Elmar Degenhart als neuen Conti- Chef einsetzen.
 
Neumann hatte der Führung des Familienunternehmens aus Herzogenaurach vorgeworfen, Vorschläge von Conti zu einem gemeinsamen Konzern zu blockieren. Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Geschäftsführer Jürgen Geißinger hätten durch ihr Verhalten „in erheblichem Maße“ den Unternehmenswert der Continental AG zerstört.
 
Außerdem hatte Neumann auf eine bei Schaeffler skeptisch gesehene Kapitalerhöhung beim finanziell angeschlagenen Autozulieferer gedrängt. Der Aufsichtsrat hatte am vergangenen Donnerstag grünes Licht für eine Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro gegeben.    Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Das Familienunternehmen war wegen des Erwerbs der Mehrheit an Conti in eine finanzielle Schieflage geraten und hat rund elf Milliarden Euro Schulden. Continental und Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der beiden hoch verschuldeten Konzerne. mtu/dpa