Wie groß ist die Blackout-Gefahr? Bundesamt und Oberster Katastrophenschützer mit verschiedenen Einschätzungen
Autor: Io Görz
Bonn, Donnerstag, 24. November 2022
Ist die Stromversorgung in Deutschland sicher? Der Leiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz, Ralph Tiesler, war da zunächst anderer Meinung. Er ist davon ausgegangen, dass es zu Blackouts im Winter kommen wird. Nun korrigierte die Behörde seine Aussage.
Update vom 21.11.2022, 13.19 Uhr: Behörde veröffentlicht Richtigstellung
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hält einen großflächigen Stromausfall im Winter tatsächlich für "äußerst unwahrscheinlich". Die Behörde stellte am Sonntag (20. November 2022) die vorherigen Behauptungen von BBK-Chef Ralph Tiesler, dass es zeitweise zu Blackouts kommen könne, klar. Eine BBK-Sprecherin erklärte dazu, Tiesler habe sich auf ein solches Szenario bezogen, "um die grundsätzliche Bedeutung von Vorsorgemaßnahmen hervorzuheben".
Die BBK-Sprecherin stellte die Tatsache heraus: "Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren." Sie fügte hinzu: "Ebenso wird die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen, dass es regional und zeitlich begrenzt zu erzwungenen Abschaltungen kommt, um die Gesamtversorgung weiter sicherzustellen." Die Behörde bedauere "die missverständliche Formulierung" Tieslers und stelle diese hiermit klar.
Gaskocher, Powerbank und Kurbelradio: Hier gibt es die Notfallausrüstung für den BlackoutAuch die Bundesnetzagentur widersprach Tieslers Behauptungen bereits klar. "Deutschland verfügt über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme", sagte ein Sprecher den Funke-Zeitungen. "Es gibt zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen." Die Bundesnetzagentur halte die Wahrscheinlichkeit ebenfalls für gering, dass erzwungene Abschaltungen im kommenden Winter erforderlich werden.
Die ursprüngliche Berichterstattung vom 19.11.2022, 8.37 Uhr
Die Energieversorgung in Deutschland ist in einer angespannten Lage. Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Ralph Tiesler, schätzt die Situation wenig optimistisch ein. Er rechnet mit vermehrten Stromausfällen in den kommenden Monaten.
Gegenüber der "Welt am Sonntag" sagte er, dass regional und zeitlich begrenzt mit Stromausfällen zu rechnen sei. "Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt", sagte Tiesler. In dem Interview sprach er auch von einem Blackout - dieser darf jedoch nicht verwechselt werden mit einem zeitweisen, regionalen Stromausfall.
Teilweise schlecht vorbereitete Behörden - kaum Personal für den Notfall
Als Grund für die möglichen Ausfälle im Stromnetz nannte Tiesler aber nicht nur mögliche Energieknappheit, sondern auch bewusstes Handeln der Netzbetreiber. So könnten diese zielgerichtet zeitweise Netze abschalten, um die Gesamtversorgung zu sichern, indem einzelne Netze geschützt würden. "Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt", sagte Tiesler.
Kritik übte Tiesler in dem Interview mit "Welt am Sonntag" an staatlichen Stellen. Diese seien nicht immer ausreichend auf Stromausfälle und andere Krisenfälle vorbereitet. Während ein Teil der Kommunen und Behörden "mustergültig" aufgestellt sei, seien andere nur ungenügend versorgt mit Plänen und einer Möglichkeit, die Stromversorgung vor Ort im Notfall zu gewährleisten, etwa über Notstromaggregate vor Ort.