Wie groß ist die Blackout-Gefahr? Bundesamt und Oberster Katastrophenschützer mit verschiedenen Einschätzungen

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Ist die Stromversorgung in Deutschland sicher? Der Leiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz, Ralph Tiesler, war da zunächst anderer Meinung. Er ist davon ausgegangen, dass es zu Blackouts im Winter kommen wird. Nun korrigierte die Behörde seine Aussage.

Update vom 21.11.2022, 13.19 Uhr: Behörde veröffentlicht Richtigstellung

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hält einen großflächigen Stromausfall im Winter tatsächlich für "äußerst unwahrscheinlich". Die Behörde stellte am Sonntag (20. November 2022) die vorherigen Behauptungen von BBK-Chef Ralph Tiesler, dass es zeitweise zu Blackouts kommen könne, klar. Eine BBK-Sprecherin erklärte dazu, Tiesler habe sich auf ein solches Szenario bezogen, "um die grundsätzliche Bedeutung von Vorsorgemaßnahmen hervorzuheben".

Die BBK-Sprecherin stellte die Tatsache heraus: "Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren." Sie fügte hinzu: "Ebenso wird die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen, dass es regional und zeitlich begrenzt zu erzwungenen Abschaltungen kommt, um die Gesamtversorgung weiter sicherzustellen." Die Behörde bedauere "die missverständliche Formulierung" Tieslers und stelle diese hiermit klar.

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Auch die Bundesnetzagentur widersprach Tieslers Behauptungen bereits klar. "Deutschland verfügt über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme", sagte ein Sprecher den Funke-Zeitungen. "Es gibt zahlreiche Mechanismen und Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes in angespannten Situationen." Die Bundesnetzagentur halte die Wahrscheinlichkeit ebenfalls für gering, dass erzwungene Abschaltungen im kommenden Winter erforderlich werden.

Die ursprüngliche Berichterstattung vom 19.11.2022, 8.37 Uhr

Die Energieversorgung in Deutschland ist in einer angespannten Lage. Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Ralph Tiesler, schätzt die Situation wenig optimistisch ein. Er rechnet mit vermehrten Stromausfällen in den kommenden Monaten. 

Gegenüber der "Welt am Sonntag" sagte er, dass regional und zeitlich begrenzt mit Stromausfällen zu rechnen sei. "Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt", sagte Tiesler. In dem Interview sprach er auch von einem Blackout - dieser darf jedoch nicht verwechselt werden mit einem zeitweisen, regionalen Stromausfall. 

Teilweise schlecht vorbereitete Behörden - kaum Personal für den Notfall

Als Grund für die möglichen Ausfälle im Stromnetz nannte Tiesler aber nicht nur mögliche Energieknappheit, sondern auch bewusstes Handeln der Netzbetreiber. So könnten diese zielgerichtet zeitweise Netze abschalten, um die Gesamtversorgung zu sichern, indem einzelne Netze geschützt würden. "Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, sodass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt", sagte Tiesler.

Kritik übte Tiesler in dem Interview mit "Welt am Sonntag" an staatlichen Stellen. Diese seien nicht immer ausreichend auf Stromausfälle und andere Krisenfälle vorbereitet. Während ein Teil der Kommunen und Behörden "mustergültig" aufgestellt sei, seien andere nur ungenügend versorgt mit Plänen und einer Möglichkeit, die Stromversorgung vor Ort im Notfall zu gewährleisten, etwa über Notstromaggregate vor Ort. 

Auch entsprechendes Fachpersonal sei nicht immer verfügbar: "Wir haben festgestellt, dass in den Krisenstäben auf Ebene der Kommunen oder Länder Verbesserungsbedarf besteht. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Mitarbeiter in diese Stäbe berufen wurden, die keine Ausbildung für eine solche Aufgabe hatten und die vorher in einem Krisenfall noch nie zusammengearbeitet haben. Oder dass qualifizierte Kräfte diese Stäbe verlassen haben, weil sie an anderen Stellen eingesetzt wurden", erklärte der BBK-Präsident.

Blackout oder Stromausfall?

Wichtig ist, zu unterscheiden, was ein Blackout ist und was ein begrenzter Stromausfall. Ein Blackout ist ein länger andauernder, flächendeckender Ausfall der Energie-Infrastruktur. Dies ist eine völlig andere Eskalationsstufe als ein zeitlich begrenzter, regionaler Stromausfall. Ralph Tiesler verwendete in dem Interview mit der "Welt am Sonntag" an einer Stelle den Begriff des "Blackouts", eigentlich spricht er jedoch von regionalen Stromausfällen, mit denen er im Winter rechnet. 

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Vorschaubild: © Jörg Carstensen (dpa)