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Weck-Gläser: Nach Insolvenz - neuer Investor rettet Traditions-Unternehmen


Autor: Agentur dpa

Wehr, Donnerstag, 23. November 2023

Die Meldungen über neue Insolvenzverfahren reißen nicht ab: Nach dem Schuhhändler Reno und der Modekette Hallhuber ist nun auch ein Unternehmen betroffen, dessen Produkte in etlichen deutschen Haushalten genutzt werden.


Update, 23.11.2023: Investor gefunden - Glashersteller Weck wohl gerettet

Für den insolventen Glashersteller Weck gibt es eine Zukunft. Die Aurelius Gruppe übernimmt Weck, wie Insolvenzverwalter Thilo Braun am Donnerstag auf Anfrage mitteilt. Der Vertrag mit dem Finanzinvestor sei am 11. November unterzeichnet worden. Zum vereinbarten Kaufpreis machte Braun keine Angaben. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche darüber berichtet.

Weck hatte Mitte Juni Insolvenz angemeldet - unter anderem wegen der zuvor gesunkenen Nachfrage und den hohen Energiepreisen. Konkret ging es um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH. Die Standorte und ein Großteil der Arbeitsplätze bleiben demzufolge erhalten. Aurelius wolle die Unternehmen aber in einer Gesellschaft bündeln. In Südbaden sind Verwaltung, Vertrieb und bislang noch das Verlagsgeschäft angesiedelt. Letzteres wird aber nicht fortgeführt. Mit 25 der 115 Mitarbeiter in Wehr müsse deshalb nun eine Einigung gefunden werden, sagte Braun. Es gebe ein Freiwilligenprogramm mit Abfindungen. Das in Bonn ansässige Glaswerk beschäftigt 260 Menschen.

Das Traditionsunternehmen gibt es seit mehr als 123 Jahren. Weck stellt aber nicht nur die bekannten Einmachgläser her. Einen Großteil seines Geschäfts macht der Betrieb mit Glasverpackungen für die Lebensmittelindustrie - zum Beispiel für Gurken, Senf und Marmelade.

Ursprungsmeldung: Bekanntes Traditionsunternehmen ist insolvent - Hunderte Mitarbeiter betroffen

In vielen Kellern und Vorratsräumen sind sie zu finden: Einkochgläser. Die wohl bekanntesten dieser Behälter stammen von der Firma Weck. Mit Erdbeer-Logo, Markenname und orangefarbenem Dichtring sind sie zum Symbol für das Einkochen von Lebensmitteln geworden. Der Begriff "Einwecken" steht sogar im Duden. Nun hat das Unternehmen aus dem Süden Baden-Württembergs Insolvenz angemeldet. Das teilte eine Sprecherin der Weck-Gruppe am Dienstag (20. Juni 2023) mit.

Das Traditionsunternehmen will sich demzufolge im Insolvenzverfahren neu strukturieren. Konkret geht es um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH mit einem Produktionsstandort in Bonn. Beide Verfahren wurden nach Angaben des Amtsgerichts Karlsruhe am Montag eröffnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Freiburger Rechtsanwalt Thilo Braun bestellt. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche darüber berichtet.

Mehr als Einmachgläser: Weck-Hersteller meldet Insolvenz an

In Südbaden sind die Verwaltung, der Vertrieb und das Verlagsgeschäft der Gruppe angesiedelt. 115 Menschen arbeiten dort. Das Glaswerk in Bonn beschäftigt 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Geschäft läuft nach Angaben von Insolvenzverwalter Braun unvermindert weiter. Löhne und Gehälter der Angestellten seien bis einschließlich August über das Insolvenzgeld gedeckt, hieß es.

Dem Unternehmen machten demnach zuletzt eine niedrigere Nachfrage und die hohen Energiepreise zu schaffen. "Aufgrund der Preissteigerungen des Energieträgers Gas kam es in den letzten Monaten zu erheblichen Belastungen", wird Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger in einer Mitteilung zitiert. "Die Glasherstellung ist energieintensiv und die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie dabei irreparabel beschädigt werden."

Die Glasindustrie gehört zu den Wirtschaftszweigen, die besonders unter den hohen Energiepreisen leidet. Auslöser war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Verbraucherinnen und Verbraucher sind wegen der hohen Inflation, die unter anderem eine Folge des Krieges ist, außerdem zurückhaltender bei Kaufentscheidungen.

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Weck-Chef Hackelsberger führt das Unternehmen in vierter Generation. Der Diplom-Betriebswirt ist Urenkel von Firmengründer Johann Weck. Zusammen mit seinem Geschäftspartner und Nachfolger Georg von Eyck hob dieser Anfang 1900 den Einmachglas-Hersteller aus der Taufe. Wenig später wurde das "Einwecken" bereits an Kochschulen gelehrt - und die Gläser zu einem der ersten Markenartikel in Deutschland.

Die Nachfrage nach den wiederverschließbaren Glasbehältern boomte in den Folgejahren - vor allem in Zeiten der Not, etwa während der zwei Weltkriege. Die Menschen waren darauf angewiesen, Lebensmittel haltbar zu machen. Der Weck-Firmenchronik zufolge wurden bis Ende des Zweiten Weltkriegs Hunderte Millionen Gläser produziert.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Kühlschränken und Tiefkühltruhen veränderte sich in der Nachkriegszeit auch das Geschäft von Weck. Seitdem stellt das Familienunternehmen auch Verpackungen aus Glas für die Lebensmittelindustrie her - zum Beispiel für Gurken und Senf. Zudem werden etwa Kerzengläser für Kirchen und Friedhöfe produziert.

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Obwohl das Haltbarmachen von Lebensmitteln wieder im Trend liegt und die Gläser auch in der Gastronomie Anklang finden, machen sie heute nur noch einen Bruchteil der Produktpalette aus. Wie aus dem letzten Geschäftsbericht für das Jahr 2021 hervorgeht, lag das Absatzziel für das laufende Jahr bei insgesamt 420 Millionen Glasverpackungen. Ob Weck daran festhält, war zunächst nicht bekannt.

Wie es mit dem Traditionsunternehmen weitergeht, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. "Das Wichtigste ist nun die Stabilisierung des Geschäftsbetriebes und die umgehende Einleitung der notwendigen Sanierungsmaßnahmen", sagte Braun laut Mitteilung. Noch in dieser Woche sollen die wirtschaftliche Lage und die Sanierungsoptionen für Weck geprüft werden.

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