Volkstheater-Klassiker eröffnet Saison auf der Luisenburg

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Der Gemeinderat ratlos Foto: Luisenburg-Festspiele/Harald Dietz
Der Gemeinderat ratlos  Foto: Luisenburg-Festspiele/Harald Dietz
 
 
 
 
 
 
 
 

Auf der Luisenburg ist Alois Johannes Lippls Volkstheater-Klassiker "Die Pfingstorgel" zu sehen. Es ist eine Inszenierung vor allem fürs Auge geworden.

Kein Zweifel, da waren Profis am Werk. Vollprofis des Volkstheaters, eines Genres, das anscheinend immer noch blüht und gedeiht. Und die "Pfingstorgel" Alois Johannes Lippls - eine interessante Vita hatte der Mann übrigens, ein Gründungsvater des BR -, 1933 entstanden, 1935 bereits auf der Luisenburg inszeniert und immer mal wieder dort zu sehen, ist ein Klassiker. Der auch diesmal vollmundig, süffig geradezu, von Steffi Kammermeier ins traumhafte Ambiente gesetzt worden ist mit viel kongenialer (Blas-)Musik und traumhaft detailgenauen Kostümen von Eva Praxmarer. Peter Engel hat Häuschen, ein Kapellchen gar in den Hang gehängt; das ist alles wunderbar gelungen.
Aber. Es bleibt ein großes Aber. Man muss das schon mögen. Dass die Regisseurin auch für den "Komödienstadel" arbeitet, zeigt deutlich, was der Zuschauer zu erwarten hat. Es ist Bauerntheater, old fashioned, mit allen Versatzstücken, man darf auch sagen Klischees des Genres. Da sind einerseits die "gschertn Bauernrammel" (Kraudn Sepp) aus der Gemeinde mit dem schönen Namen Maut, reich, standesbewusst und geizig, auf der anderen Seite die Musikanten, leichtlebiger, heute würde man sagen Prekariat, immer gut für einen Scherz, einen Trunk, eine Liebelei. Doch ausgerechnet den Sohn Ambros (Thomas Unger) des Vorsängers Bartholomäus Flohreiter (Michael Vogtmann) zieht es ins Solide zur Tochter Gertrud (Mira Huber) des Bürgermeisters Nikolaus Zirngibl (Norbert Heckner). Der sträubt sich naturgemäß gegen die unstandesgemäß scheinende Verbindung und schwört, dass er eher eine Orgel in der Mauter Kirche stifte als der Hochzeit zustimme. Es kommt, wie es kommen muss, nach manchen Irrungen und Wirrungen, einer List der Musikanten und schließlich sogar der Erfüllung des alten Bauerndogmas, dass durch eine Heirat Hektar zu Hektar sich gesellen muss, finden sich die beiden, und alles ist gut.
Profis, wie gesagt. Das fängt da an, dass die Schauspieler - die Veteranen Veronika Quast als eine verhutzelte Großmutter und Alfred Schedl als Bandlkramer darunter - ein astreines Bairisch sprechen. In der Musikertruppe (Leitung Florian Burgmayr) trompetet Norbert Neugirg - jawohl, der Altneihauser Feuerwehrkommandant! - und verfasst auch das ein oder andere ingeniöse Gstanzl ("Sulz-Effekt"), die einzige Text-Modernisierung. Eva Praxmarer verpasst den nicht wenigen Schauspielern und Statisten bis ins letzte Gamsbart-Haar authentisch bayerische Trachten.
Und Steffi Kammermeier nutzt die Möglichkeiten der Felsenbühne umsichtig aus, mit allerlei Gimmicks angereichert, mit Böllerschützen, Feuerwerk, Fackeln im Gebirg, einer Massenszene, als sich die Landfahrer verschwören. Die Hauptdarsteller überzeugen allesamt, vor allem auch die jungen.
Ein bisschen Sozialkritik könnte man aus der Dichotomie Geiz versus Liebe herauskitzeln. Dafür muss man bedächtigen Bauern-Talk wie "Du bist fei sauber" oder "so viel schee" goutieren. Auf derselben Bühne waren auch schon Stücke von Felix Mitterer oder Josef Ruederer zu sehen, ganz andere Kaliber. Das Publikum klatschte frenetisch. Ein Zuschauer meinte: "Heile Welt eben." Das Bedürfnis danach scheint groß zu sein.

Termine und Karten

Weitere Vorstellungen 30. 6., 1., 6.-8., 15./16., 20.-22., 27., 29./30. 7., 3., 5./6. 8. Karten unter www.luisenburg-aktuell.de sowie in allen Geschäftsstellen der Mediengruppe Oberfranken Dauer ca. zwei Stunden, keine Pause