Im niederbayerischen Viechtach soll ein Wettgrillen auf dem Marktplatz für Stimmung sorgen und Touristen in die Stadt bringen. Nun sorgt das geplante Fest für Spannungen.
Ein internationales Schweine-Wettgrillen. Dies war die Idee des Bürgermeisters Franz Wittmann, um die Bayerwald-Kleinstadt Viechtach noch idyllischer zu machen. Bei dem Wettbewerb sollen Teams jeweils eine Sau am Spieß grillen und eine eigens gekürte Genusskönigin den Gewinner bestimmen - genauer gesagt: erschmecken. Eine Gruppe Veganer ist von der Idee jedoch überaus entsetzt, denn sie finden dieses Spektakel nicht zeitgemäß.
Die Gruppe "Vegan in Viechtach" gibt es seit rund zwei Jahren. Sie lädt zu monatlichen Stammtischen, an denen Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können. Zu der Gruppe gehören Vera Gögele, Nadine Döring und die Tierärztin Birgit Becker. Sie wollen den Menschen das Fleischessen nicht verbieten, aber sie wollen für das Thema sensibilisieren, wie sie sagen. Das Grillfest - zumal mit ganzen Schweinen - halten sie für eine Verherrlichung von Fleischkonsum.
"Komplett aus der Zeit gefallen": Veganer versuchen Wettgrillen zu stoppen
"Als wir das erste Mal von dem Vorhaben gehört haben, waren wir wirklich schockiert, wie in der heutigen Zeit jemand auf die Idee kommen kann, ein solches Fest auszurichten", erzählt Birgit Becker. Das sei komplett aus der Zeit gefallen. Es gebe Klimakatastrophen, ein Nachhaltigkeitsproblem, und es ist mittlerweile bekannt, wie es Tieren in der Massentierhaltung gehe. All das sei in Zusammenhang mit Fleischkonsum zu setzen. Mit einem solchen Fest werde der Fleischkonsum zelebriert. "Das finden wir ganz und gar nicht in Ordnung."
Zweimal hätten sie sich mit dem Bürgermeister zusammengesetzt, um das Wettgrillen zu stoppen oder einen Kompromiss zu finden, sagen die Frauen.
Bürgermeister Wittmann (CSU) hat nach eigenen Worten zwar Verständnis für die Kritik der Veganer-Gruppe, allerdings nicht für "das militante Vorgehen der Personen". Jeder solle das machen, was er gerne möchte. "Sie können gerne ihre veganen Produkte essen. Aber ich bin - das sage ich ganz offen und ehrlich - ein Fleischesser. Ich esse auch mal gerne vegetarisch, aber vegan - nein." Seiner Ansicht nach solle nicht eine Minderheit der großen Mehrheit vorschreiben, was sie essen dürfe.
Mit veganen Beilagen geben die Veganerinnen sich nicht zufrieden
Der Gruppe habe er angeboten, sie könne sich an dem Fest beteiligen und für die Beilagen sorgen. Im Nachhinein sagt er, dass dieser Vorschlag "vielleicht nicht so toll" gewesen sei. Aber: "Da wäre das Vegane ideal." Ein Kompromiss habe sich nicht gefunden.
Mit dem Vorschlag, sich um die Beilagen zu kümmern, hatten sich die Veganerinnen nicht ernst genommen gefühlt, wie Nadine Döring erzählt. Ihr Vorschlag wäre gewesen, dass zu 75 Prozent veganes Essen angeboten wird und zu 25 Prozent Fleisch, und dieses nicht als Sau am Spieß, sondern als Würste oder Steaks auf dem Grill. Ihr Eindruck sei, dass der Bürgermeister auf Biegen und Brechen sein Fest mit den Schweinekörpern durchdrücken wolle - "und einen Wettbewerb daraus machen wie aus dem Mittelalter".