Verschwörungstheorien sind durch prominente Vertreter so sichtbar wie nie. Doch warum glauben manche Menschen an Adrenochrom-Verschwörungen, Reptiloiden oder eine Impfung die zur Unsterblichkeit verhilft?
Die Reptiloide stammen von Reptilien oder reptilienartigen Außerirdischen ab und haben die Erde unterwandert als Teil einer geheimen pyramidenartigen Organisationsstruktur. Reiche Menschen entführen Kleinkinder und foltern sie um Adrenalin im Blut der Kinder herauszuziehen und dieses anschließend zu trinken, um ihren Alterungsprozess zu verlangsamen.
Bill Gates hat die Coronavirus-Pandemie initiiert um die Weltbevölkerung zu dezimieren. Oder aber: Die Menschheit soll mit Zwangsimpfungen unsterblich gemacht werden, um nie die Erlösung im Tod finden zu können.
Psychologie: Darum glauben Menschen Verschwörungstheorien
Diese Beispiele sind nur einige der gängigen Verschwörungstheorien die sowohl im Netz, in Telegram-Gruppen oder auch auf YouTube verbreitet werden. Und auch wenn die Beispiele jedweder Logik entbehren und jeglichen Beweis schuldig bleiben, so liefern sie doch interessante Aufschlüsse darüber, was manche in schwierigen Lebensphasen beschäftigt. Denn: Warum glauben manche überhaupt an diese oder ähnliche Thesen?
Einen möglichen ersten Anhaltspunkt finden wir in der Psychologie. Genauer gesagt in unseren Grundbedürfnissen. Das Klaus-Grawe-Institut für psychologische Therapie aus Zürich unterteilt diese Grundbedürfnisse in vier Kategorien. Die Bindung und Zugehörigkeit, die Orientierung und Kontrolle, Lustgewinnung und Unlustvermeidung sowie Selbstwerterhöhung und Schutz. Kann ein Mensch diesen Grundbedürfnissen nicht nachgehen, dann belastet ihn das.
Beispielsweise stehen die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen genau im Gegensatz zu unserem Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit. Das schürt Frust, Verzweiflung und Angst. Genauso verhält es sich mit dem Bedürfnis nach Kontrolle. Ein Virus, noch dazu eine neuartige Mutation eines Virus wie es beim Coronavirus der Fall ist, sorgen für Unsicherheit. Dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf langfristigen Forschungsergebnissen basieren, die vor allem Zeit benötigen, hilft dem verunsicherten einzelnen in diesem Fall recht wenig. Und genau da setzen Corona-Verschwörungsmythen an.
Verschwörungstheorien: "Sei ein Held, kein Mitläufer"
Sie bieten eine geradezu perfekte Dramaturgie. Denn: Wer Uneindeutigkeiten und Widersprüche nicht so gut aushalten kann, der könnte sich von der gesellschaftlichen Lage stark verunsichert, vielleicht sogar provoziert fühlen. In einem solchen Zustand sei man laut Aussagen der Psychologen aus Zürich besonders anfällig für die meist sehr simpel gestrickten Verschwörungstheorien.
Denn diese unterteilen die Welt in ein stark vereinfachtes Schema. Gut und Böse, Freund und Feind. Abstufungen sucht man in diesen Erzählungen vergeblich. Durch diese Schemata werden die Sachverhalte vermeintlich leichter verstehbar und der einzelne bekommt ein Gefühl von Kontrolle über sein Leben zurück. Dem „Bösen“ wird in Form der Regierung oder einer unbekannten Elite ein „Gesicht“ gegeben. Und einen Feind, den man kennt, den kann man auch Besiegen. Mehr noch: Die Menschen die diesem Schema verfallen, bekommen sogar noch einen Ego-Push obendrauf: Sie schwingen sich selbst zum Helden in Zeiten der Ungewissheit auf. Sie betrachten sich als die, „die wissen, was wirklich vorgeht“, und müssen zudem andere vor „den bösen Verschwörern“ retten. Nicht umsonst sind Begriffe wie das „aufwachen“ so beliebt wie nie. Denn das impliziert, dass bis auf sie selbst niemand nachdenken und hinterfragen würde.