"Mediensozialisation in der Kita - Faszination und Sucht", das klingt etwas akademisch. Doch schon die Jüngsten haben täglich mit den neuen Medienzu tun. Jetzt fand eine Fortbildung zu diesem Thema statt, organisiert von den Gesundheitsämtern Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld im Münnerstädter Berufsbildungszentrum (BBZ).
Organisiert wurde das Treffen von den Diplom-Sozialpädagoginnen Maria Reichert-Härder (Gesundheitsamt Rhön-Grabfeld) und Juditha Weiß (Gesundheitsamt Bad Kissingen). Gekommen waren etwa 150 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen aus beiden Landkreisen und einige aus Schweinfurt, Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik am BBZ sowie Vertreter aus Ämtern und Politik.
Die Nutzung von Medien in der Kita gelte bereits als Selbstverständlichkeit, meinte Christian Zintl, der Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik am BBZ. Doch zum Gebrauch von Tablet-Computern durch Kinder unter drei Jahren gab er zu bedenken: "Ich stelle das massiv infrage. An was gewöhnen wir die Kinder, wenn wir solche Medien einbeziehen? Braucht es für Kinder unter drei Jahren überhaupt Medien?" Sehr einprägsam für die Zuhörer war seine These: "Handy, PC und Internet sind für Kinder wie ein Lagerfeuer.
Man kriegt sie nicht mehr davon weg." Die Medien, einschließlich der Computerspiele und SMS, übten eine große Faszination aus. Es gebe dafür keine einfachen Lösungen und Antworten.
Der stellvertretende Landrat Emil Müller (Landkreis Bad Kissingen) betonte, "diese Medien haben von uns Besitz ergriffen wie nichts anderes vorher". Er berichtete von einem Erlebnis im Urlaub: Eine vierköpfige Familie, Vater, Mutter und zwei Kinder habe sich während des Frühstücks vier Wochen lang nur mit Smartphones und elektronischen Spielen beschäftigt, aber kein einziges Wort miteinander gewechselt. "Man kann die Medien nicht unterdrücken, deshalb müssen wir lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen", sagte er. Die zweitägige Fortbildungsveranstaltung finde "noch an alter Stelle" statt, aber ein Neubau werde "irgendwann kommen", kündigte er an.
Josef Demar, der stellvertretende Landrat des Rhön-Grabfeld-Kreises, sagte, es sei völlig überholt zu glauben, "dass unsere Kinder weit weg von den Ballungsgebieten sind". Die dortigen Probleme gebe es inzwischen auch im ländlichen Raum.
Chancen und Risiken Heidi Scheer (Augsburg) stimmte in ihrem Impulsreferat zum Thema "sozial-emotionale Kompetenzen als Grundlage für den Umgang mit Medien" die Teilnehmer ein. Die Welt, in der die Kinder heute aufwachsen, sei geprägt von technischen Möglichkeiten und von einer unglaublichen Geschwindigkeit, mit der Reize auf Kinder einstürmen. Chancen der Medien sieht sie im Lernen, in der Zugänglichkeit von Informationen, in der Technikkompetenz, im Preisvergleich.
Gefahren seien dagegen emotionale Überforderung, Desorientierung Cybermobbing, Bewegungsmangel, Datenschutzprobleme, Verstärkung von Gewaltbereitschaft.
In Workshops, unter anderem zu "Chancen und Gefahren von Medien", "Fernseher, Tablet und Co. - Herausforderungen für Eltern und Kindergartenkinder" oder "Spiele ohne Verlierer" wurden danach verschiedene Themen erarbeitet.