Zugverkehr in Bayern lahmgelegt: Streik bei Lokführern schürt Unsicherheit bei Reisenden

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Bahn-Fahrgäste brauchen dieser Tage wieder starke Nerven. Seit Donnerstagmorgen (7. März 2024) läuft ein weiterer Streik der Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr. Doch die große Unsicherheit kommt danach.

Update vom 07.03.2024: GDL-Chef Weselsky will künftige Streiks nur noch kurzfristig ankündigen

Weite Teile des Fern- und Regionalverkehrs auf der Schiene in Bayern stehen seit dem frühen Donnerstagmorgen (7. März 2024) wieder still. Grund ist der deutschlandweite 35-stündige Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im festgefahrenen Tarifstreit mit der Deutschen Bahn. Seit 2 Uhr läuft der Notfahrplan, ein Grundangebot im Schienenverkehr, wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitteilte. "Die DB rechnet am Donnerstag und Freitag mit massiven Auswirkungen auf den Bahnbetrieb", teilte eine Bahnsprecherin auf dpa-Nachfrage mit. Wie schon bei vorigen Arbeitskämpfen der GDL ist am Donnerstag und Freitag damit nur rund ein Fünftel der Fernzüge im Einsatz. Im Regionalverkehr kann sich das Angebot je nach Region deutlich unterscheiden. Erst am Samstag solle der Bahnverkehr wieder wie gewohnt laufen, hieß es. Im Güterverkehr hatte der Streik bereits am Mittwochabend begonnen.

Künftige Streiks will GDL-Chef Claus Weselsky im laufenden Tarifkonflikt nur noch kurzfristig ankündigen. Eine 48-stündige Vorwarnung werde es nicht mehr geben, sagte er Anfang der Woche. Für Fahrgäste werden Reisen damit noch weniger planbar als derzeit ohnehin schon. Zudem setzt Weselsky darauf, dass die Bahn bei kurzfristigen Streiks nicht mehr rechtzeitig reagieren und einen Notfahrplan auf die Beine stellen kann. "Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr", betonte der GDL-Chef. Hinzu kommt: Selbst über Ostern hat die GDL Arbeitskämpfe nicht ausgeschlossen. "Ich äußere mich weder zu Ferien noch zu Feiertagen, ob da Streiks stattfinden oder nicht", sagte Weselsky dazu lediglich. 

Für den nun begonnenen Streik gelten indes noch die alten Regeln. Die Bahn hat die Zugbindung für Donnerstag und Freitag aufgehoben. Fahrgäste können ihre Reise also an einem späteren Tag antreten. Welcher Zug fährt und welcher nicht, können sie auf den üblichen Auskunftsplattformen des Konzerns erfahren. Im Güterverkehr soll der Ausstand bis Freitag um 5Uhr andauern, im Personenverkehr bis 13 Uhr. Doch der eingeschränkte Fahrplan der Bahn soll den ganzen Freitag über Bestand haben. Erst am Samstag könne der Konzern wieder das vollständige Angebot zur Verfügung stellen, sagte ein Bahnsprecher. 

Vierwöchige Verhandlungen ohne Erfolg - Fahrgäste müssen umplanen

Vier Wochen lang hatten Bahn und GDL zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen gesessen, um einen Kompromiss zu finden. Dabei wurden zwei externe Vermittler hinzugerufen: Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) moderierten die Verhandlungen. Knackpunkt der Gespräche ist weiterhin die Kernforderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

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Die beiden Moderatoren unterbreiteten den beiden Seiten schließlich einen schriftlichen Kompromissvorschlag, der eine Absenkung der Arbeitszeit auf 36 Stunden bis 2028 in zwei Stufen vorsah. Die Bahn stimmte zähneknirschend zu, doch die GDL lehnte weiterhin ab und ließ die Gespräche scheitern. Für Irritationen sorgte in den Tagen danach Claus Weselsky, der den Schlichtervorschlag in einer Pressekonferenz falsch wiedergab. Dieser Schilderung zufolge lagen die Moderatoren mit ihrem Kompromiss deutlich weiter von der GDL-Forderung entfernt, als sie es tatsächlich taten. Weselsky musste sich in den Tagen danach korrigieren. Doch vom Streik und der ablehnenden Haltung rückte er nicht ab. 

"Umso unverständlicher ist es für uns, dass man auf Maximalforderungen beharrt, sich um keinen Millimeter bewegt, aufsteht und die Verhandlungen verlässt", sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch in Berlin. "Wir waren bereit, auch über unsere eigene Schmerzgrenze hinüber zu gehen und diesen Vorschlag anzunehmen." Es dürfe nicht passieren, "dass Millionen Fahrgäste ab Donnerstag wegen eines solchen Denkfehlers erneut nicht zur Arbeit kommen können, weil streikbedingt keine Züge fahren", teilte der Bundesverband Schienennahverkehr am Mittwoch mit. Den eigenen "Denkfehler" öffentlich einzugestehen, zeuge aber von innerer Größe.

Ursprungsmeldung vom 06.03.2024: Deutschlandweite Zugausfälle - "Wellenstreiks" und "Unruhe" über Ostern geplant

Im Güterverkehr beginnt an diesem Mittwochabend (06. März 2024) der nächste Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn. Ab 18.00 Uhr soll es bei der Konzerntochter DB Cargo erneut zu weitreichenden Einschränkungen kommen, wie die GDL ankündigte. Wenige Stunden später, am Donnerstagmorgen um 2.00 Uhr, geht die fünfte Arbeitskampfrunde im laufenden Tarifstreit auch im Personenverkehr los. Jeweils 35 Stunden soll der Streik dieses Mal dauern. Verglichen mit vorherigen Streikrunden ist das kurz. Doch danach will GDL-Chef Claus Weselsky mit sogenannten Wellenstreiks für noch mehr Unsicherheit auf der Schiene sorgen.

Mit Streikankündigungen rund 48 Stunden vorher sei es dann vorbei, betonte Weselsky am Montag. Künftig sollen Bahn und Fahrgäste deutlich kurzfristiger vorgewarnt werden. Die Streiks sollen wieder länger werden. "Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr", sagte der Vorsitzende. Ein Notfahrplan, wie ihn die Bahn bisher stets nach Streikankündigungen aufstellen konnte, sei dann "sehr wahrscheinlich" nicht mehr möglich. Auch über Ostern schloss Weselsky Arbeitskämpfe nicht aus.

Der anstehende Ausstand wird erneut weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahmlegen. Die Bahn will wie bei vorigen Streiks ein Grundangebot aufrechterhalten. Zuletzt waren dabei immerhin rund 20 Prozent der Fernzüge im Einsatz. Die Zugbindung für den 7. und 8. März ist zudem aufgehoben. Fahrgäste können ihre Fahrt auf den Mittwoch vorverlegen oder in den Tagen nach Streikende antreten. 

Trotz Streik: Bahn will Grundangebot aufrechterhalten

Der Tarifstreit bei der Bahn läuft bereits seit Anfang November. Nachdem Weselsky eine erste Verhandlungsphase wenige Wochen später für gescheitert erklärt hatte, waren beide Seiten Anfang Februar wieder an den Verhandlungstisch gekommen. Rund vier Wochen wurde hinter verschlossenen Türen miteinander gesprochen. Externe Vermittler moderierten die Verhandlungen, der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU). Doch am vergangenen Donnerstag brach die GDL die Gespräche erneut ab. Seither ist völlig offen, wie eine Lösung im Konflikt zustande kommen soll.  

Hauptstreitpunkt ist die Gewerkschaftsforderung nach einer Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne finanzielle Einbußen. De Maizière und Günther hatten eine Senkung auf 36 Stunden in zwei Stufen vorgeschlagen, wovon die zweite Stufe Anfang 2028 in Kraft treten sollte. Die Bahn hätte sich eigenen Angaben zufolge zähneknirschend darauf eingelassen. Doch die GDL lehnte den Vorschlag ab.  

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Vorschaubild: © Christian Charisius (dpa)