Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will nach der tödlichen Messerattacke von Mannheim die Abschiebung von Schwerstkriminellen nach Afghanistan und Syrien wieder ermöglichen. Er sprach sich für ein Ende des Abschiebestopps aus.
Nach der tödlichen Messerattacke von Mannheim hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz für die Abschiebung von Schwerstkriminellen nach Afghanistan und Syrien ausgesprochen. "Solche Straftäter gehören abgeschoben - auch wenn sie aus Syrien und Afghanistan stammen", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag (6. Juni 2024) im Bundestag. "Schwerstkriminelle und terroristische Gefährder haben hier nichts verloren."
Wie genau er das ermöglichen will, sagte der Kanzler in seiner Regierungserklärung noch nicht. Das Bundesinnenministerium arbeite an der praktischen Umsetzung und sei bereits mit den Nachbarländern Afghanistans im Gespräch.
Ausweisungsregeln sollen verschärft werden - "wer verherrlicht, gehört abgeschoben"
Ein Afghane hatte am vergangenen Freitag (31. Mai 2024) in Mannheim fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der Beamte erlag später seinen Verletzungen. "Das tödliche Messer-Attentat auf einen jungen Polizisten ist Ausdruck einer menschenfeindlichen Ideologie, eines radikalen Islamismus", sagte Scholz dazu. "Dafür gibt es nur einen Begriff: Terror. Terror sagen wir den Kampf an."
Neben einem Ende des Abschiebestopps für Afghanen und Syrer kündigte Scholz in seiner Rede nur vier Tage vor der Europawahl noch weitere Konsequenzen aus der Attacke an. Man werde auch nicht länger dulden, wenn terroristische Straftaten verherrlicht und gefeiert werden, sagte er. Deshalb würden die Ausweisungsregeln so verschärft, dass aus der Billigung terroristischer Straftaten ein schwerwiegendes Ausweisungsinteresse folgt. "Wer Terrorismus verherrlicht, wendet sich gegen alle unsere Werte und gehört auch abgeschoben."
Damit reagiert Scholz auf Beiträge in den sozialen Medien, in denen die Messerattacke von Mannheim gefeiert wurde. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, dazu in Kürze einen Gesetzentwurf vorzulegen. "Was der Bundeskanzler heute gesagt hat, setzen wir schnell um", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Sicherheitsinteresse Deutschlands liege schwerer - Scholz zu aktuellem Abschiebestopp
Auch das Strafrecht soll verschärft werden. Wer Frauen und Männer, die helfen und Leben retten wollten, hinterrücks angreife oder in Hinterhalte locke, müsse die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen, sagte Scholz. "Dafür werden wir das Strafrecht gezielt schärfen und solche hinterlistigen Überfälle härter bestrafen." Es müsse auch konsequenter von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, Waffen- und Messerverbotszonen auszuweisen.
Der Abschiebestopp für Afghanistan gilt seit der Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban in Kabul im August 2021. Schon in der Zeit davor hatte man sich wegen der damals schon schwierigen Sicherheitslage darauf verständigt, nur Männer - und vor allem Straftäter und sogenannte Terror-Gefährder - unter Zwang nach Kabul zu bringen. Scholz will jetzt zu dieser Regelung zurückkehren. Der Kanzler argumentiert, dass bei Schwerstkriminellen und terroristischen Gefährdern das Sicherheitsinteresse Deutschlands schwerer wiege als das Schutzinteresse des Täters.