Ermittlungen eingestellt: Till Lindemann mit kurzem Statement

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Die Staatsanwaltschaft hat am Dienstag die Ermittlungen gegen Till Lindemann wegen diverser Missbrauchsvorwürfe eingestellt. Nun äußerte sich der Sänger zum Ende des Verfahrens.

Update vom 30.08.2023, 9.20 Uhr: Ermittlungen eingestellt - Lindemann mit kurzem Statement

Während des gesamten Skandals rund um den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch bei Rammstein-Konzerten hat sich der beschuldigte Sänger Till Lindemann mit öffentlichen Stellungnahmen zurückgehalten. Auch wenn die Vorwürfe durchaus Thema von Konzert-Einlagen waren. Nun wurde das Verfahren gegen den 60-jährigen Musiker von der Staatsanwaltschaft Berlin eingestellt - und nun äußerte sich auch Lindemann zu den Ermittlungen.

Auf seinem Instagram-Account postete der Sänger in einer Story die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Danach richtete er einige persönliche Worte an die Fans. "Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben", heißt es in dem knappen Statement des gebürtigen Leipzigers.

Lindemann war von mehreren weiblichen Fans vorgeworfen worden, sie unter anderem bei Afterpartys sexuelle missbraucht zu haben. Auch soll er sie mit K.-o.-Tropfen gefügt gemacht haben. Am Dienstag meldete die Berliner Staatsanwaltschaft jedoch, dass die Ermittlungen gegen Lindemann eingestellt wurden. Es gebe "keine konkreten tatsächlichen Anhaltspunkte für Sexualstraftaten durch den Beschuldigten", hieß es in der Mitteilung der Ermittlungsbehörde.

Update vom 29.08.2023, 14.45 Uhr: Staatsanwaltschaft sieht keine Anhaltspunkte für Begehung von Sexualdelikten

Das Strafermittlungsverfahren gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten ist von der Berliner Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Die Auswertung der verfügbaren Beweismittel habe keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass Lindemann "sexuelle Handlungen an Frauen gegen deren Willen vorgenommen" habe, begründete die Staatsanwaltschaft am Dienstag (29. August 2023) ihre Entscheidung in einer ausführlichen Mitteilung.

Der Anwalt von Lindemann teilte am Dienstag mit, die schnelle Einstellung belege, "dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Beweise bzw. Indizien zutage gefördert haben, um meinen Mandanten wegen der Begehung von Sexualstraftaten anklagen zu können. An den Anschuldigungen war schlichtweg nichts dran." Im Internet und in den Medien sei es zu "schwerwiegenden Vorverurteilungen" ohne Grundlage gekommen. Man werde weiter juristisch gegen unzulässige Darstellungen vorgehen.

Ermittlungen gegen Till Lindemann eingestellt - Staatsanwaltschaft konnte Vorwürfe nicht "ausreichend zu konkretisieren"

Die Strafermittlungen waren Mitte Juni nach Berichten über Vorwürfe von Frauen gegen Lindemann eingeleitet worden. Mehrere Frauen hatten zuvor - teilweise anonym - Lindemann beschuldigt und Situationen zum Teil von Partys nach Konzerten geschildert, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Auch Medienberichte können dafür der Auslöser sein.

Die Staatsanwaltschaft teilte nun mit, dass Opfer oder Zeugen sich nicht gemeldet hätten oder nicht auffindbar seien. "Mutmaßliche Geschädigte haben sich bislang nicht an die Strafverfolgungsbehörden gewandt, sondern ausschließlich – auch nach Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens – an Journalistinnen und Journalisten." Es sei daher nicht möglich gewesen, Vorwürfe "ausreichend zu konkretisieren" oder die Glaubwürdigkeit von möglichen Opfern zu klären.

Zu dem als Erstes bekannt gewordenen Vorwurf einer Nordirin, der sich auf ein Konzert in Litauen bezog, hätten sich nach Auswertung der Unterlagen "keine konkreten tatsächlichen Anhaltspunkte für Sexualstraftaten durch den Beschuldigten" ergeben, so die Staatsanwaltschaft. Die Herkunft eines Blutergusses lasse sich nicht konkret zuordnen.

YouTuberin blieb bei Vernehmungen "zu unkonkret"

Die Angaben einer weiteren Zeugin, die zunächst über Youtube Vorwürfe erhoben habe, "blieben in den Vernehmungen zu unkonkret", sie habe auch keine strafrechtlichen Vorfälle geschildert, die sie selbst erlebt habe, erklärte die Ermittlungsbehörde. Die von ihr geschilderten Umstände stellten entweder Rückschlüsse aus Beobachtungen dar oder sind ihr von anderen geschildert worden. Andere von ihr genannte mögliche Zeugen hätten entweder ebenfalls nichts Strafrechtliches beobachtet oder hätten nicht identifiziert werden können.

Update vom 09.08.2023, 12.30 Uhr: Ende von Rammstein? Gitarrist beunruhigt Fans mit Statement

Rammstein war sehr erfolgreich auf Europa-Tour - trotz der vielen Anschuldigungen mehrerer Frauen. Das Ende der Tour fand am Sonnabend in Brüssel statt. Ein kryptischer Post auf Instagram lässt Fans nun vermuten, dass dies nicht nur das letzte Konzert der Tournee gewesen sein könnte.

Rammstein-Gitarrist Richard Kruspe schreibt auf Instagram: "I do not know how the future will be but in any case will be different." (Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussehen wird, aber sie wird auf jeden Fall anders sein, Anm. d. Red.)

Fans grübeln seitdem über die Zukunft von Rammstein. Hört die Band komplett auf oder macht Lindemann alleine weiter? "Klingt nach einem Ende der besten Band", schreibt ein User. Ein anderer: "Das möchte ich nicht lesen." 

Ein anderer User fordert jedoch: "Stellt euch endlich eurer Verantwortung. Wenn ihr nichts zu verbergen habt, dürfte das ja kein Problem sein." Doch der Großteil der freigeschalteten Kommentare spricht sich für die Band aus. "Ich denke, dass die doch zahlreich ausverkauften Konzerte zeigen, was wir von der Hexenjagd und Medien halten."

Wie die Zukunft von Rammstein aussehen wird, ist aktuell unklar. Auf der Webseite der Band wurde bislang kein Update geteilt, auch auf dem offiziellen Instagram-Kanal von Rammstein teilte die Band lediglich Bilder der Shows aus Brüssel und bedankte sich für den Support der Fans. Offiziell stehen erst einmal keine Konzerte der Band an. Till Lindemann wird jedoch in Bamberg am 14. November 2023 in der Brose Arena auftreten.

Update vom 19.07.2023, 10.40 Uhr: Zwischenfall bei Rammstein-Konzert - Zwei Menschen festgenommen

Während des zweiten Rammstein-Konzerts in Berlin ist es im Olympiastadion zu einem Zwischenfall gekommen. Dabei wurden zwei Menschen von der Polizei abgeführt. Eine dritte Frau konnte sich unerkannt entfernen. Sie hatten sich nach Angaben einer Polizeisprecherin während des Konzerts an Kabelschächten zu schaffen gemacht, die zu Lautsprecherboxen in der Nähe der Bühne führten. Sicherheitspersonal habe das beobachtet. Welches Ziel der 36-Jährige und die 24-Jährige verfolgten, blieb bisher noch unklar. Die beiden bekamen ein Hausverbot im Olympiastadion, zudem wurden Ermittlungen wegen versuchter Sachbeschädigung eingeleitet, wie es weiter hieß. Nach der Überprüfung seien sie wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Im Stadion selbst war die Sicherheit für die Konzerte nach Angaben aus dem Umfeld der Band in vielen Bereichen erhöht worden. Mehr Personal in reflektierenden Warnwesten, aber auch unauffälligem Zivil sollten befürchtete Übergriffe verhindern. Die komplizierte Technik wird ebenfalls zusätzlich geschützt, die an mehreren Stellen platzierten Türme für Lautsprecher und Pyrotechnik werden zudem streng bewacht.

Von Seiten Rammsteins gab es am Montag zu dem Vorfall auf Nachfrage keine weiteren Informationen. Im Stadion war zu beobachten, wie die ins Stadion gerufene Polizei sich zunächst beim Sicherheitsdienst informierte. Anschließend wurden zwei Personen über den Tribünenbereich abgeführt. Wegen der Vorwürfe gegen Sänger Till Lindemann war es bereits am Samstag vor dem ersten von insgesamt drei Berliner Konzerten zu Protesten gekommen. Vor dem Olympiastadion forderten Aktivisten ein Verbot der Konzerte. Am Sonntag war ein Spruchband "Keine Bühne für Täter" am Rundgang um den Stadionbau zu sehen.

Rammstein spielen drittes Konzert in Berlin und ändern Songtexte ab

Ungeachtet der Diskussion um Sänger Lindemann ist seine Band auch beim dritten Konzert in Berlin von ihren Fans begeistert gefeiert worden. Am Dienstagabend spielten die sechs Musiker erneut vor mehr als 60.000 Menschen im ausverkauften Olympiastadion. Nach der gut zweistündigen Show mit 22 Songs bedankte sich Lindemann zunächst. "Drei Mal in unserer Stadt, drei Mal Berlin. Danke, dass ihr da wart." Dann fügte der Sänger hinzu: "Und denkt immer dran: Bösen Zungen glaubt man nicht. Die Wahrheit, die kommt doch eh ans Licht."

Während der ersten Konzerte hatte Lindemann einzelne Lieder für Änderungen genutzt, die als Anspielungen auf die seit Wochen andauernden Debatten verstanden werden konnten. Im Song "Angst" etwa sang der Frontmann statt "alle haben Angst vorm schwarzen Mann" nun "alle haben Angst vor Lindemann". In einem anderen Lied machte er aus "die Vögel singen nicht mehr" die Zeile "die Sänger vögeln nicht mehr". Beim dritten Konzert verzichtete er auf solche Passagen. In den sozialen Medien wurden die Veränderungen teils kritisiert.

Mehrere Frauen hatten - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schildern als beängstigend empfundene Situationen. Bei Aftershowpartys soll es demnach auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann weist Vorwürfe gegen ihn zurück. Seine Anwälte verweisen auf Behauptungen in sozialen Netzwerken, Frauen seien bei Konzerten "mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Bei Verdacht auf eine Straftat muss sie ermitteln. Auch Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Update vom 17.07.2023, 13.25 Uhr: Neue Rammstein-Vorwürfe - Frauen berichten von Übergriffen in den Jahren 1996 und 2002

Die Anschuldigungen rund um die Band Rammstein reißen nicht ab. Zwei Frauen erheben jetzt in Interviews schwere Vorwürfe gegen ein weiteres Mitglied der Band. Darüber berichten mehrere Medien, darunter auch focus.de. Wie tagesschau.de erklärt, hätten sich weitere Frauen bei NDR und SZ gemeldet. Diese hätten eigene Erlebnisse geschildert, was vermuten lasse, "dass sexualisierte Grenzverletzungen mutmaßlich schon weitaus früher passiert sein könnten als bislang bekannt." Auch laut der SZ könnten "der Fall 'Rammstein' noch großer sein". 

Eine heute 37 Jahre alte Frau sagte demnach gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ) und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR), dass Keyboarder Christian "Flake" Lorenz im Dezember 2002 an der damals 17-Jährigen sexuelle Handlungen vorgenommen habe.

Laut Aussage der Frau sei sie damals stark alkoholisiert gewesen und habe den Keyboarder nach einer Signierstunde des Sängers Till Lindemann, dessen großer Fan sie gewesen sei, in einer Berliner Bar kennengelernt. Lindemann und Lorenz sollen die damals 17-Jährige in das Haus von Christian Lorenz eingeladen haben. Dort habe es Wodka und Bier gegeben, sie habe sich plötzlich "seltsam" gefühlt, die Wände seien auf sie "zugekommen", schildert die Frau ihre Erlebnisse. Sie habe sich nur mit Mühe in ein ihr angebotenes Bett schleppen können. Lorenz habe sich schließlich ungefragt neben sie gelegt und, wie sie es ausdrückt, für sexuelle Handlungen "benutzt". Die Frau habe die Schilderung an Eides statt versichert, heißt es.

Christian Lorenz lässt die Aussagen der Frau durch einen Anwalt dementieren. Für Till Lindemann teilt dessen Anwalt mit, eine Berichterstattung zu diesem Komplex sei rechtswidrig. Bereits Anfang Juni hatten SZ und NDR das mutmaßliche Casting-System rund um Konzerte von Rammstein und Till Lindemann enthüllt und dabei auch die Schilderungen zweier Frauen veröffentlicht, die mutmaßliche sexuelle Übergriffe durch Lindemann beschrieben.

Eine weitere Frau berichtet, wie sie 1996 nach einem Rammstein-Konzert in Gera von Lorenz ins Hotel zu einer Poolparty eingeladen worden sei. Dort habe sie mit Lorenz, Lindemann und einem anderen Bandmitglied sowie weiteren Personen gefeiert und später in einem Hotelzimmer das Bewusstsein verloren, obwohl sie ihrer Schilderung zufolge nicht sehr viel Alkohol getrunken habe. Die Frau sei am nächsten Morgen nackt und mit starken Schmerzen im Unterleib aufgewacht. Christian "Flake" Lorenz habe ebenfalls in diesem Zimmer geschlafen. Ihr Unterleib habe noch viele Tage danach wehgetan. Was genau in der Nacht passierte, wisse sie nicht. Genauso wenig, wer für die Schmerzen verantwortlich sein könnte.

Lorenz und das andere Bandmitglied ließen ihren Anwalt mitteilen, dass sich nichts von dem Geschilderten zugetragen habe. Ungeachtet dessen hätten sie auf keinen Fall sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen, die nicht bei Bewusstsein gewesen seien. Lindemanns Anwalt verweist auf eine in seinen Augen unzulässige Verdachtsberichtserstattung. Bei den Schilderungen handelt es sich bisher um nicht bewiesene Verdachtsmomente. 

Update vom 16.07.2023, 9.50 Uhr: Rammstein startet Konzertreihe in Berlin - So lief der Auftakt

Nach vereinzelten Protesten vor dem Konzert ist die Berliner Band Rammstein beim ersten von drei Heimspielen am Samstagabend von den Fans frenetisch gefeiert worden. "Wir sind wieder zuhause! Danke, Berlin!", sagte der mit Vorwürfen zu seinem Umgang mit Frauen konfrontierte Sänger Till Lindemann am Ende des gut zweistündigen Auftritts.

Vor dem Konzert war es wegen der Vorwürfe gegen Lindemann zu Protesten gekommen. Vor dem Olympiastadion forderten nach Polizeiangaben rund 300 Menschen ein Verbot der Veranstaltungen. Die Protestierenden waren zuvor in einem Demonstrationszug zum Stadion gegangen. Wie am Samstag werden auch bei den Konzerten am Sonntag und am Dienstag (18. Juli) jeweils mehr als 60.000 Menschen bei den von harten Klängen und Pyrotechnik geprägten Auftritten erwartet.

Mehrere Frauen haben - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schildern als beängstigend empfundene Situationen. Bei Aftershowpartys soll es demnach auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann weist die Vorwürfe gegen ihn zurück. Seine Anwälte verweisen auf Behauptungen in sozialen Netzwerken, Frauen seien bei Konzerten "mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Bei Verdacht auf eine Straftat muss sie ermitteln. Auch Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Frontmann Lindemann (60), die Gitarristen Richard Kruspe (56) und Paul Landers (58), Bassist Oliver Riedel (52), Keyboarder Christian "Flake" Lorenz (56) und Schlagzeuger Christoph Schneider (57) leben in Berlin. Die sechs Musiker fanden hier 1994 zusammen und haben sich seitdem mit ihrem harten Sound zur international erfolgreichsten deutschen Band entwickelt.

Unsere Gesellschaft sollte ein Zeichen setzen und alle Veranstaltungen mit Till Lindemann absagen, findet unsere Kollegin. Warum sie das für einen notwenigen Schritt hält, erfahrt ihr in ihrem Kommentar zum Thema.

Update vom 30.06.2023, 10 Uhr: Angriff auf Rammstein-Petition - Initiatorin beschuldigt Fans

Um gegen die Rammstein-Konzerte im Berliner Olympiastadion zu protestieren und diese zu boykottieren, hat eine Petition online Unterschriften gesammelt. Der Aufruf erzielte tatsächlich zehntausende Zustimmungen. Doch dahinter soll ein Hackerangriff stecken, um die Seite lahmzulegen - was tatsächlich gelang. Im Verdacht stehen Rammstein-Fans.

Initiatorin der Petition "Keine Bühne für Rammstein" ist Britta Häfemeier. Es dauerte nur wenige Stunden, bis 60.000 Stimmen zusammenkamen. Was sich nach einem Erfolg für Rammstein-Kritiker anhört, sei aber ein gezielter Angriff. Denn die Stimmen seien mithilfe eines Bot-Netzwerks abgegeben worden und somit ungültig. Für drei Tage war die Seite daraufhin offline, erklärt Häfemeier im Interview mit dem Stern. "Wir wurden boykottiert." Auch die Schuldigen glaubt sie schon ausgemacht zu haben: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Rammstein-Fans waren."

Auffällig sei aber nicht nur die enorme Menge der Stimmen gewesen, sondern auch die damit verbundenen Mailadressen. Die Fälschungen konnten aber mittlerweile herausgefiltert werden. Und ohne auch Bot-Stimmen hat die Petition derzeit 65.000 Stimmen erreicht. "Die Unterschriften-Zahl auf der Petition wurde bereinigt und zeigt alle legitimen Unterschriften an - die Petition kann wieder unterzeichnet werden", lautet ein Update auf der Webseite.

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger, die auch im Aufsichtsrat des Olympiastadions ist, zeigt sich davon bisher aber wenig beeindruckt: Sie habe sich bereits gegen die umstrittenen Aftershowpartys der Band gewehrt, ansonsten gelte Till Lindemann gegenüber aber die Unschuldsvermutung, erläuterte sie in einem Interview mit der Berliner Morgenpost. Die Konzerte im Juli werden also nicht abgesagt. Häfemeier wolle nun einen Offenen Brief an Spranger schicken, zudem sei für das erste Berlin-Konzert bereits eine Gegen-Demo angemeldet worden.

Update vom 28.06.2023, 7 Uhr: Scheiben am Rammstein-Firmensitz beschädigt - Ermittlungen gestartet

Der Staatsschutz ermittelt nach der Beschädigung mehrerer Scheiben am Firmensitz der Rammstein GbR in Berlin-Pankow. Es habe in der Nacht zum Montag einen entsprechenden Einsatz gegeben, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Dienstagabend. "Es scheinen mehrere Scheiben eingeworfen worden zu sein." Hinweise auf die Täter habe es am Ort nicht gegeben. Der Staatsschutz habe aber die Ermittlungen übernommen, weil ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne.

Die Rammstein GbR besteht nach eigenen Angaben aus den sechs Bandmitgliedern. Details zum Tathergang nannte der Polizeisprecher nicht, wies aber auf entsprechende Veröffentlichungen in sozialen Medien hin. Zuvor hatte die Bild-Zeitung über den Vorfall berichtet.

Unter anderem eine Gruppe namens "North East Antifa Berlin" hatte auf Twitter auf den Vorfall hingewiesen mit Bezug auf die Seite "Kontrapolis", die sich als "offene Nachrichten- und Debatten-Plattform" und "Teil der emanzipatorischen, anti-autoritären und revolutionären Kämpfe in dieser Stadt" beschreibt. Dort heißt es: "Die Frontscheiben wurden eingeschlagen und unter dem hässlichen Rammstein-Logo steht nun ,Keine Bühne für Täter'." Der Polizeisprecher sagte: "Dem müssen wir natürlich nachgehen. Insofern hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen."

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Frauen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.

Ein Teil der Vorwürfe bezog sich auf ein Rammstein-Konzert in Vilnius. Die Polizei in Litauen entschied, keine Ermittlungen gegen die Band oder andere Personen aufzunehmen; die dortige Staatsanwaltschaft bestätigte die Entscheidung am vergangenen Freitag. Bei der Prüfung seien "keine objektiven Tatsachenbeweise" ermittelt worden, die belegen würden, dass die Frau körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte nach Berichten ein Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Frontmann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Update vom 27.06.2023, 7.30 Uhr: Anwälte von Till Lindemann äußern sich zum aktuellen Stand

Die Berliner Rechtsanwälte, die Till Lindemann bezüglich der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs vertreten, haben sind in einer Mitteilung erneut zu den Anschuldigungen geäußert, die gegen den Rammstein-Sänger erhoben werden. Dabei geht es vor allem um die Rolle von Shelby Lynn, die nach einem Konzertbesuch im litauischen Vilnius den Skandal ins Rollen gebracht hatte, indem sie auf Twitter Fotos von Hämatomen gepostet hatte, die sie bei einer Aftershowparty der Band am 22. Mai 2023 erlitten habe.

Zunächst bezieht sich die Kanzlei Schertz Bergmann Rechtsanwälte in der Mitteilung auf eine erst kürzlich erfolgte Entscheidung der Behörden in Vilnius, keine Ermittlungen gegen Till Lindemann einzuleiten. Das rechtsmedizinische Gutachten für Shelby Lynn lege demnach eine "Unfallursache ohne Fremdeinwirkung nahe", heißt es.

"Um die Vorwürfe von Frau Lynn weiter aufzuklären, haben wir für unseren Mandanten eigene Untersuchungen veranlasst", schreiben Lindemanns Anwälte nun. Die rechtsmedizinische Abteilung der Uniklinik Köln habe Shelby Lynns Fotos und ein Video ausgewertet und sei dabei zu dem Schluss gekommen, dass hinter den Verletzungen keine Fremdeinwirkung bzw. Misshandlung stecke. Die Hämatome seien auch "keine Hinweise auf sexualisierte Gewalt", dennoch könne eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung allein anhand der Verletzungen nicht komplett ausgeschlossen werden.

Die Anwaltskanzlei gab in der Mitteilung außerdem bekannt, rechtliche Schritte gegen einzelne Medien, unter anderem den Spiegel, einleiten zu wollen. Im Rahmen der Berichterstattung sei die Intimsphäre von Till Lindemann verletzt und "unwahre Tatsachenbehauptungen" seien aufgestellt worden.

Auch YouTuberin Kayla Shyx sei abgemahnt worden: Die 21-Jährige hatte in einem ausführlichen Video von ihren persönlichen Erlebnissen auf einer Rammstein-Aftershowparty berichtet und damit die Anschuldigungen weiter angefeuert. Dazu heißt es von Lindemanns Rechtsanwälten: "Als Reaktion hierauf gab sie gegenüber unserem Mandanten zu zwei Punkten eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ab. Soweit die geforderte Unterlassungserklärung nicht abgegeben wurde, beantragen wir für unseren Mandanten den Erlass einer einstweiligen Verfügung." 

Update vom 23.06.2023, 20.30 Uhr: Keine Ermittlungen gegen Rammstein in Litauen - wieso?

Nach Berichten über Vorwürfe bei einem Rammstein-Konzert in Vilnius werden in Litauen keine Ermittlungen gegen die Musikband oder andere Personen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag die Entscheidung der Polizei des baltischen EU-Landes, kein Verfahren einzuleiten. Dies sei nach Prüfung und Bewertung der erhaltenen Informationen zur Klärung der Umstände des Vorfalls "legitim und begründet", teilte die Behörde mit.

Rammstein hatte am 22. Mai in Vilnius das erste Konzert seiner laufenden Europa-Tournee gegeben. In sozialen Medien erhob Shelby Lynn aus Nordirland anschließend Vorwürfe, im Umfeld des Konzerts womöglich betäubt und verletzt worden zu sein. Zur Klärung der Umstände hatte die Polizei nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Frau und einen Zeugen vernommen sowie Daten und Dokumente analysiert. 

Bei der Prüfung wurden der Pressemitteilung zufolge "keine objektiven Tatsachenbeweise" ermittelt, die belegen würden, dass die Frau körperlicher oder seelischer Nötigung oder anderen Gewalttaten sexueller Natur ausgesetzt war oder dass sie zum Gebrauch von Betäubungsmitteln gezwungen oder bestohlen wurde. Gegen den Beschluss der Staatsanwaltschaft könne noch Berufung eingelegt werden.

Rammstein hatte sich Ende Mai via Twitter zu den Vorwürfen geäußert: "Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschließen, dass sich was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat. Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt."

Wenig später erhoben mehrere Frauen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten. Die Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz hatten Anfang Juni eine Stellungnahme dazu verschickt. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", heißt es darin. «"o wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."

Nach den Berichten hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Frontmann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Update vom 23.06.2023, 11.16 Uhr: Ermittlungen gegen Lindemann laufen offenbar schon länger als bekannt

Im Eklat um Rammstein-Frontmann Till Lindemann laufen die Ermittlungen offenbar bereits länger als bisher bekannt. Das berichtet der Tagesspiegel. Wie eine Sprechin der Staatsanwaltschaft Berlin der Zeitung sagte, habe die Strafverfolgungsbehörde bereits am 7. Juni 2023 ein Verfahren gegen Lindemann eingeleitet. Konkret geht es dabei um Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln.

Offiziell bestätigt wurden die Ermittlungen allerdings erst eine Woche später, am 14. Juni. Der Grund dafür sei nach Angaben der Staatsanwaltschaft "die große Gefahr einer öffentlichen Vorverurteilung der Betroffenen" gewesen. Die Behörde habe die Regeln für eine "zulässige Verdachtsberichterstattung" zu berücksichtigen, weshalb vor öffentlichen Bestätigung der Ermittlungen ein "Mindestbestand an Belegtatsachen" erfoderlich sei. Um welche es sich dabei genau handelt, gab die Staatsanwaltschaft nicht bekannt.

Ausschlaggebend könnte dafür auch das erste Video von Kayla Shyx gewesen sein. Dieses lud die Influencerin am 5. Juni, zwei Tage vor dem Start der Ermittlungen, auf YouTube hoch. 

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Wochen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann weist unterdessen alle Vorwürfe gegen ihn zurück. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung, die Lindemanns Anwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben .

"So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr", erklärten die Anwälte. "Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten."

Neben Lindemann steht auch Alena Makeeva im Fokus der Ermittlungen. Sie soll als selbsternannte "Casting-Direktorin" junge Frauen für Sex mit Till Lindemann rekrutiert haben. 

Update vom 21.06.2023, 18 Uhr: Kayla Shyx veröffentlicht zweites YouTube-Video zu Rammstein

Vor rund zwei Wochen hat die deutsche Influencerin Kayla Shyx mit einem viralen YouTube-Video für Aufsehen gesorgt und zusätzlich Bewegung in die Debatte um Till Lindemann gebracht: In dem 37-minütigen Video mit dem Titel "Was wirklich bei Rammstein-Afterpartys passiert" schilderte die 21-Jährige ausführlich ihre persönlichen Erlebnisse von einem Konzert der Band. Nun legte sie mit einem weiteren Statement nach.

"Ich bin sehr überfordert, gerührt, überrascht und erschrocken", beginnt Kayla Shyx ihr neuestes Video, das sie am Dienstag (20. Juni 2023) mit dem Titel "Die Nachwirkung der Rammstein-Problematik" auf ihrem Kanal hochlud. Darin berichtet sie zunächst, dass sich seit ihrem vorherigen Upload sehr viele Menschen bei ihr gemeldet hätten, um ihre eigenen belastenden Erfahrungen zu teilen und ihr für das Video zu danken, das mittlerweile rund 5,5 Millionen Aufrufe erreicht hat.

Als sie selbst nach einer kurzen Social-Media-Auszeit sah, welche Resonanz ihr Video erzielt hat, sei sie überwältigt, aber auch überfordert gewesen. "Da dachte ich kurz, dass ich sterbe, ich falle tot um. Ich war absolut im Schockzustand", erklärt die YouTuberin. "Mich hat dieses Thema in den letzten Wochen extrem belastet." Aber: "Ich wusste, ich mache das Richtige und muss erzählen, was ich erlebt habe."

Rückblick: In ihrem ersten Video zur Thematik schilderte Kayla Shyx, wie sie im Sommer 2022 mit einer damals 18-jährigen Freundin ein Rammstein-Konzert besuchte und dabei von "Casting-Direktorin" Alena Makeeva zur Aftershowparty eingeladen worden sei. Dort angekommen, habe sie eine Gruppe weiterer junger Frauen getroffen, die teilweise einen betrunkenen bzw. benommenen Eindruck gemacht hätten. Von anderen Fans habe sie dann erfahren, dass sich Till Lindemann aus dieser Gruppe Frauen aussuche, mit denen er Sex haben wolle.

Das Video befeuerte die Vorwürfe, dass junge Frauen bei den Aftershowpartys mit Alkohol gefügig oder sogar mit K.o.-Tropfen ausgeknockt werden sollen, um anschließend angeblich von Till Lindemann sexuell missbraucht zu werden. Der Sänger bestreitet diese schweren Anschuldigungen jedoch und hat Rechtsanwälte eingeschaltet. Mittlerweile ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft auf der Basis mehrerer Strafanzeigen gegen den 60-Jährigen.

Zu den aktuellen Entwicklungen sagt Kayla Shyx nun: "Sie versuchen, den ganzen Scheiß jetzt auszusitzen", bezieht sie sich auf eine Mitteilung von Lindemanns Anwälten, in denen diese mutmaßliche Opfer und Medien über mögliche rechtlichen Konsequenzen informiert hatten. "Es ist sehr schade, diese Entwicklung zu sehen. […] Ich für meinen Teil weiß, dass ich die Wahrheit sage." Sie würde ihre Aussagen auch vor Gericht so wiederholen.

Ihr Video habe aber auch viel Victim-Blaming ausgelöst, das sie in keiner Weise nachvollziehen könne. Um zu verdeutlichen, welche Nachwirkungen sexuelle Belästigung und der gesellschaftliche Umgang damit für Opfer hat, berichtet Kayla Shyx nun auch, wie sie selbst im Alter von 17 Jahren von einem Bekannten sexuell belästigt worden sei. "Für alle, die denken, es wäre einfach und irgendwie angenehm zu sagen: Ich bin Opfer sexuellen Missbrauchs. Es ist so schwer, an diesen Punkt zu kommen, an dem man das realisiert. Man fühlt sich machtlos, es ist wirklich schrecklich."

Sie sei sich zwar unsicher, welche Konsequenzen ihre Statements nun haben könnten, bereue sie aber nicht. "Ich weiß nicht, was jetzt auf mich zukommt. Es ist mir aber auch, um ehrlich zu sein, scheißegal. Denn ich weiß, ich habe die Wahrheit gesagt und ich weiß, ich habe etwas bewirkt. Und das hat sehr viel Mut erfordert."

Update vom 21.06.2023, 10.47 Uhr: Thomas Stein spricht von "Vorverurteilung" Lindemanns

Der Skandal um Rammstein-Frontmann Till Lindemann schlägt weiterhin hohe Wellen. Auch, weil der Eklat nun Thema der ARD-Talkshow Hart aber fair war. Für besonderes Aufsehen sorgte dabei der Ex-Musikproduzent und ehemalige DSDS-Juror Thomas Stein, der es mit seinen Aussagen viele Zuschauer empörte. Obwohl die Vorwürfe gegen Lindemann schwer wiegen, ist in Bamberg noch ein Konzert mit dem Musiker geplant. Auf Konzerten sollen junge Frauen aus dem Publikum ausgewählt worden sein, mit denen es auf privaten Aftershow-Partys und teilweise während den Konzerten zu sexuellen Handlungen gekommen sein soll. So soll der Musiker beispielsweise unter der Bühne eine Kabine gehabt haben, in der er sich während des Lieds Deutschland  oral befriedigen ließ. 

Für Thomas Stein klingt dies absurd. "Wie der (Anm. der Red.: Till Lindemann) mit 60 Jahren über die Bühne rennt, da soll der plötzlich runtergehen und jemanden beglücken? Da muss er ins Museum, das ist eine Kraft, die kannst du gar nicht aufbringen", sagte der Musikproduzent. "Hier wird jemand wirklich extremst vorverurteilt."  Außerdem müssten die Vorwürfe laut Stein in Relation gesetzt werden. "Lass es 100 Frauen sein, die das berichten, das sind immer noch insgesamt 300.000 Zuschauer." 

In den sozialen Medien stießen diese Aussagen auf Empörung. Der Prduzent habe es damit geschafft, die "dümmstmögliche Sache seit Langem zu sagen", resümierte die Autorin und Moderatorin Sophie Passmann. Eine Twitter-Userin entgegnete: "Das sagt nix über Lindemann, aber viel zu viel über Thomas Stein." Eine andere Userin fragte: "Wie vollkommen absurd sollen die Argumente eigentlich noch werden?"

"Das sagt viel zu viel über Thomas Stein"

Gernell macht es den Eindruck, als sei die Me-Too-Debatte "komplett an ihm vorbeigerauscht", merkte ein User an. Aber vor allem Steins Wortwahl empörte die Zuschauer. Im Zusammenhang mit Lindesmanns angeblich sexuellen Kontakten unter der Bühne verwendete Stein das Wort "beglücken".  Ein User zeigt sich bestürzt über die Wortwahl und bezeichnet diese als "widerlich". "Ich meine 'beglücken'!!! Was für ein Sch***, wer lädt den ein? Ekelhaft", heißt es in dem Tweet eines anderen.

Steins Aussagen wirken wie eine skurille Verteidgung Till Lindemanns. Als sich die Journalistin Stefanie Lohaus in der Talkrunde irritiert über seine Aussagen zeigte, versuchte der früher DSDS-Juror ihr das Recht auf eine Einschätzung abzusprechen: "Wann waren Sie denn beim Rammstein-Konzert?", fragte er sie mehrfach. Till Lindemann sei ein "zugänglicher Zeitgenosse" erklärte Stein und verwies auf die Unschuldsvermutung. Eine Straftat gehöre natürlich bestraft, betonte er. Aber "etwas einfach so in den Raum zu stellen, das ist eine Riesengefahr". Ein Nutzer twitterte dazu: "Unschuldsvermutung hin oder her – aber Musikmanager Thomas Stein tut Rammstein mit seiner verklärten Altherren-Romantik zu Sex, Drugs and Rock’n’Roll einen Bärendienst" 

Das ist aber genau das Problem. Viele Betroffene gehen nicht zur Polizei, weil sie sich schämen oder ihnen nicht geglaubt wird. Deshalb sei auch mediale Bericherstattung wichtig, betonte Lohaus. "Durch Social Media ist da was angestoßen worden."

Update vom 20.06.2023, 10 Uhr: Konzertabsage in Berlin? Petitionen sammeln tausende Stimmen und Geld

Drei Mal soll und will Rammstein im Juli 2023 im Berliner Olympiastadion auftreten. Die drei Konzerte vom 15., 16. und 18. Juli sind ausverkauft - wenn auch viele Tickets auf Tauschbörsen angeboten werden. Doch Unterstützer*innen von zwei Petitionen möchten diese Konzerte nach den Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann verhindern. Insgesamt haben beide Petitionen zusammen über 80.000 Stimmen erhalten. In Bamberg ist ein Konzert mit Till Lindemann noch geplant. Der Veranstalter nennt die Hintergründe.

"Solange die Vorwürfe nicht geklärt sind, sind Konzerte der Band kein sicherer Ort für Mädchen und Frauen. Jetzt gilt es zu zeigen, dass Berliner*innen mutmaßlichen Tätern #KeineBühne bieten", schreiben die Verfasser*innen der Petition auf der Plattform campact. 58.498 Menschen hatten hier bis zum Dienstag, 10 Uhr, unterzeichnet.

"Es ist für uns inakzeptabel, dass Till Lindemann mit den geplanten Konzerten eine Plattform bekommen soll, als wäre nichts geschehen. Wir fordern eine Pausierung der Auftritte, bis zur Klärung der Vorwürfe", formulieren die Verfasser*innen der zweiten Petition auf der Seite innn.it. Hier hatten bis zum Dienstagvormittag bereits über 32.000 Menschen ihre Stimme abgegeben.

Ob die Petitionen Erfolg haben, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Die Petitionen richten sich unter anderem an Iris Spranger, Senatorin für Inneres Berlin. Die äußerte sich gegenüber rbb zurückhaltend, da sie gar nicht die Befugnisse zu einer Absage habe: "Bei den wie im vorliegenden Fall durch landeseigene Gesellschaften betriebenen Sportanlagen ist es mir in der Form nicht möglich." Sie sei zwar ein Aufsichtsratsmitglied der landeseigenen Olympiastadion Berlin GmbH, aber eben nicht allein entscheidungsbefugt. Der Betreiber selbst habe laut rbb bisher keine Absage der Konzerte erhalten.

Doch im Netz werden nicht nur Stimmen gesammelt, die den Druck auf die Politik und die Band Rammstein und Sänger Lindemann hochhalten sollen. Gleichzeitig sammeln Unterstützer*innen auch Geld für potenzielle Opfer Lindemanns. Auf der Crowdfunding-Plattform betterplace rufen Prominente wie Nora Tschirner, Carolin Kebekus oder Rezo zu Spenden auf, um "die Betroffenen zu unterstützen und die Machtverhältnisse auszugleichen". 

Hintergrund sei, dass "Lindemanns Star-Anwälte" bereits Unterlassungsaufforderungen an Frauen schicken, die sich zu den Vorfällen äußern - was weitere Betroffene abschrecken könnten. Diesen Frauen soll mit dem gesammelten Geld ermöglicht werden, sich ebenfalls rechtliche Unterstützung zu suchen. Bis zum Dienstagvormittag hatte die Plattform bereits Spenden in Höhe von über 725.000 Euro erhalten.

Update vom 19.06.2023, 10.38 Uhr: Antisemitismusbeauftragter hinterfragt Rammstein-Konzerte in Berlin

In dem Skandal um Rammstein-Frontmann Till Lindemann (60) hat sich jetzt auch der Bundesbeauftragte für Antisemitismus, Felix Klein, Konsequenzen gefordert. "Antidemokratische Diskriminierungen wie Antisemitismus, Frauenverachtung und Rassismus gehen oftmals Hand in Hand", sagte Klein der Berliner Morgenpost.

Unabhängig davon, ob sich die Vorwürfe gegen Lindemann bewahrheiten, sollten die betroffenen Frauen ernstgenommen werden, "genauso wie wir Jüdinnen und Juden ernst nehmen sollten, wenn es um Antisemitismus geht", so Klein. "Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Grenzen des Sag- und Machbaren immer weiter verschoben werden, auch wenn das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit geschieht", forderte er. 

Damit kritisierte Klein auch das Video zu dem Song Deutschland. Bereits kurz nach der Veröffentlichung sorgte dieses für Empörung, da es die Bandmitglieder als KZ-Häftlinge zeigt. "Wenn es uns als Gesellschaft ernst ist mit dem Einsatz für jüdisches Leben und eine jüdische Zukunft in Deutschland, dürfen wir ihre Stimmen nicht ignorieren." Dies sei allerdings geschehen, "als Rammstein mit perfider Vernichtungslager-Optik die Opfer der Schoah verhöhnte".

Als Konsequenz brachte der Antisemitismusbeauftragte nun eine Absagte der drei für Mitte Juli terminierten Rammstein-Konzerte im Berliner Olympiastadion ins Spiel. Er halte es "für fragwürdig, ob die geplanten Rammstein-Konzerte in Berlin im vom Land betriebenen Olympiastadion so stattfinden sollten", betonte er in der Berliner Morgenpost. Unterstützung könnte Klein dabei von der Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) bekommen. Wie sie vergangene Woche mitteilte, werde es in den von ihr verantworteten Liegenschaften in Berlin keine After-Show-Partys der Band Rammstein geben. 

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Wochen- teilweise anonym - Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. In denen schilderten sie Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen, teilweise unter Drogeneinfluss, gekommen sein. 

Während Lindemann die Vorwürfe gegen sich zurückweist, hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen den 60-Jahren Frontmann und die selbsternannte "Casting-Direktorin" Alena Makeeva eingeleitet. 

Update vom 17.06.2023, 17.31 Uhr: Rammstein-Alben steigen in den Charts - sechs von acht in Top 100

Der Lindemann-Skandal wirkt sich positiv auf die Plattenverkäufe von Rammstein aus. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) stieg das neueste Album "Zeit" stieg von Platz 29 in der Vorwoche auf die 10 in den am Freitag (16. Juni 2023) veröffentlichten offiziellen deutschen Album-Charts, die das Unternehmen GfK Entertainment in Baden-Baden ermittelt. Bemerkenswert: "Zeit" ist über ein Jahr alt, die Erstveröffentlichung datiert auf den 29. April 2022.

Weitere Alben der NDH (Neue Deutsche Härte)-Band legten in den Top 100 deutlich zu: "Zeit"-Vorgänger "Rammstein" von 2019 stieg von 52 auf 20, das bereits 2001 erschienene Album "Mutter" schaffte es von 61 auf 25.

Wieder zurück in den Charts sind drei weitere Alben der Band. "Reise, Reise" von 2004 steht nun auf Platz 55, das 2009 veröffentlichte "Liebe ist für alle da" landete auf Rang 57, Rammsteins erstes Album "Herzeleid" von 1995 sicherte sich Platz 90. Mit "Sonne" auf Platz 69 schaffte es auch ein Rammstein-Song zurück in die Single-Charts.

Lindemann-Anwälte weisen Vorwürfe zurück

In den vergangenen Tagen hatten mehrere Frauen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hatte es in einer Mitteilung geheißen. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."

Nach den Berichten hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung. Das Plattenlabel Universal Music Entertainment hat seine Marketing- und Promotion-Aktivitäten für Rammstein vorläufig ausgesetzt.

Update vom 16.06.2023, 15.53 Uhr: Rammstein-Schlagzeuger äußert sich zu Lindemann-Skandal

Bisher haben sie geschwiegen. Im Skandal um Band-Mitglied und Rammstein-Frontmann Till Lindemann (60) hat sich jetzt der Schlagzeuger Christoph Schneider (57) über Instagram zu Wort gemeldet, um "die persönlichen Emotionen und Gedanken" zu teilen. Der Musiker zeigt sich "tief erschüttert" über die Anschuldigungen der letzten Wochen, die ein "Ab und Auf der Emotionen" für die Bandmitglieder und die Crew waren. Schneider glaubt nicht, dass auf den Partys von Lindemann etwas "strafrechtlich relevantes" passiert ist. Auch habe er nie etwas Verbotenes gesehen oder davon gehört. 

"Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt" - Schlagzeuger äußert sich zu Vorwürfen

Auch weist Christoph Schneider in seinem Post darauf hin, dass die Partys von Till Lindemann nicht die offziellen Aftershowpartys der Band seien und dementsprechend nicht mit diesen verwechselt werden sollten. Gewisse Strukturen seien gewachsen, "die über die Grenzen und Wertvorstellungen der restlichen Bandmitgliedern hinausgingen", heißt bei Schneiders Statement. "Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und seine eigene Blase geschaffen."

Traurig über diese Entwicklung, fühlt sich der Schlagzeuger deshalb "wie im Schock" über die Berichterstattung zu seinem Bandkollegen. Er selber habe nur mitbekommen, wie erwachsenen Menschen miteinander gefeiert hätten. "Trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die – wenn auch rechtlich ok – ich persönlich nicht in Ordnung finde."

Deshalb wünscht sich Schneider ein "ruhiges und besonnenes Reflektieren und Aufarbeiten". 

Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen "Casting-Direktorin" Makeeva

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. 

Nach Informationen der Welt am Sonntag soll neben Sänger Lindemann deshalb auch die selbsternannte "Casting-Direktorin" Alena Makeeva als Beschuldigte im Ermittlungsverfahren der Berliner Staatsanwaltschaft geführt werden. Dabei geht es um mögliche Sexualdelikte und die Abgabe von Betäubungsmitteln.

Update vom 16.06.2023, 8 Uhr: Rammsteins Plattenfirma reagiert auf Vorwürfe gegen Lindemann

Das Plattenlabel Universal Music Entertainment setzt seine Zusammenarbeit mit der Band Rammstein vorläufig aus. "Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben", heißt es in einem am Donnerstag (15. Juni) veröffentlichten Statement des Unternehmens, das der dpa vorliegt. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

"Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss", schreibt das Label. "Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt." Damit werden die bei Universal erschienenen Alben vorerst nicht mehr beworben.

Fall Lindemann spitzt sich zu - Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Geschäftsbeziehungen mit der Band umfassen laut Universal das sogenannte Recorded-Music- und Publishing-Business, nicht aber das Live- oder Merchandising-Geschäft.

Nach Berichten über Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Lindemann hatte die Staatsanwaltschaft Berlin nach Angaben vom Mittwoch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Dies sei aufgrund mehrerer Strafanzeigen und von Amts wegen erfolgt, hieß es. Es handele sich um Anzeigen Dritter, "nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen", hieß es von der Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben könnten derzeit nicht erteilt werden, hieß es mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und den Schutz von Persönlichkeitsrechten Beteiligter.

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann weist Vorwürfe zurück: "ausnahmslos unwahr"

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am vergangenen Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung.

"So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr." Zu den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gab es von den Anwälten bisher keine Stellungnahme.

Angesichts der Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann hat Darts-Profi Martin Schindler entschieden, in Zukunft nicht mehr zu einem Song von Rammstein auf die Bühne zu kommen. "Auf jeden Fall wird der Walk-on-Song geändert. Ich will mich da einfach distanzieren und raushalten, fertig", sagte Schindler bei der Team-WM in Frankfurt am Main. Der 26-Jährige aus Strausberg war in den vergangenen eineinhalb Jahren zum Song "Ich will" von Rammstein eingelaufen.

"Man ist kein Darts-Spieler mehr, man ist auch eine Person des öffentlichen Lebens. Dementsprechend muss man sich bei solchen Thematiken einfach raushalten. Mal gucken, was in Zukunft mein Walk-on-Song wird. Ich habe ein Auge auf Linkin Park, das ist meine Lieblingsband", kommentierte Schindler.

Update vom 15.06.2023, 9.45 Uhr: Staatsanwaltschaft leitet Verfahren gegen Till Lindemann ein

Nach Berichten über Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Dies sei aufgrund mehrerer Strafanzeigen und von Amts wegen erfolgt, teilte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch mit, nachdem zunächst Bild und der Tagesspiegel berichtet hatten. Es handele sich um Anzeigen Dritter, "nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen", hieß es von der Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben könnten derzeit nicht erteilt werden, hieß es mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und den Schutz von Persönlichkeitsrechten Beteiligter.

Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) hatte zuvor über den Fall im Justizausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtet. Hintergrund war die Frage eines Berliner Linken-Politikers mit Blick auf Berichte über die Vorwürfe gegen den Frontmann der Berliner Band. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am vergangenen Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung.

"So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr." Zu den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gab es von den Anwälten auf dpa-Anfrage am Mittwochabend zunächst keine Stellungnahme.

Update vom 14.06.2023, 12 Uhr: Werden Ermittlungen gegen Till Lindemann eingeleitet?

Die Vorwürfe gegen Till Lindemann wiegen schwer: Immer mehr junge Frauen werfen dem Rammstein-Sänger vor, sich hinter den Kulissen weiblichen Fans gegenüber aggressiv zu verhalten und sie in mehreren Fällen auf Aftershowpartys sogar sexuell missbraucht zu haben. Die Anschuldigungen haben einen Skandal ins Rollen gebracht, zu dem sich die Band selbst aber bisher kaum geäußert hat. Lediglich über seine Anwälte ließ Lindemann kürzlich ausrichten, die Vorwürfe seien "ausnahmslos unwahr" und man werde dagegen vorgehen. Aber wie geht es nun wirklich weiter und muss der 60-Jährige überhaupt mit rechtlichen Konsequenzen rechnen?

Um zu solchen Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen ermitteln zu können, gibt es in Deutschland juristische Regeln: Der zuständigen Staatsanwaltschaft muss ein sogenannter Anfangsverdacht vorliegen. Reine Vermutungen reichen dafür nicht aus, sondern es braucht klare Anhaltspunkte, wie detaillierte Schilderungen etwaiger Opfer über eine begangene Straftat. Vom Anfangsverdacht zu unterscheiden sind noch zwei höhere Stufen, nämlich der hinreichende Tatverdacht sowie der dringende Tatverdacht. Um von einem erfüllten Anfangsverdacht sprechen zu können, ist aber weder eine Anzeige noch ein Strafantrag nötig.

Im Fall von Till Lindemann gebe es aber bisher nicht genügend solcher konkreten Anhaltspunkte, damit ein Anfangsverdacht vorliegt. Es fehlen "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Verwirklichung von Sexualstraftaten", erklärt Anne Leiding von der Staatsanwaltschaft München I im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Bislang habe sich zudem keine Frau mit Anschuldigungen an die Münchner Justiz gewandt.

Wer die Ermittlungen startet, hängt zum einen vom Tatort und zum anderen vom Wohnort des Beschuldigten ab. Im Fall von Till Lindemann sammeln sich aber Vorwürfe auch über Deutschland hinaus, da die Band viele internationale Konzerte gibt. Lindemann lebt in Berlin, weshalb die lokale Staatsanwaltschaft zuständig wäre. Dort gebe es derzeit aber kein Ermittlungsverfahren gegen den Sänger, wie der RBB herausfand. Die Staatsanwaltschaft ist aber erst verpflichtet, öffentlich Auskunft über ein Verfahren zu geben, wenn ein "Mindestbestand an Belegtatsachen" erfüllt ist - vorab müssen auch die Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten geschützt werden.

Konzertbesucherin Shelby Lynn hatte nach einem Rammsteinauftritt im litauischen Vilnius als erste über den möglichen Missbrauch berichtet, Lynn selbst stammt aber wiederum aus Irland. Auch die Polizei in Vilnius wolle kein Ermittlungsverfahren starten, eine Entscheidung der dortigen Staatsanwaltschaft steht aber noch aus.

Auch die bekannte Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit hat sich zu Wort gemeldet: Deshalb hält sie an ihren Konzerten fest. 

Update vom 13.06.2023, 9.30 Uhr: Berlins Innensenatorin greift durch

Angesichts der Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann hat Berlins Innensenatorin bekräftigt, dass es in den Liegenschaften des Landes keine Aftershow-Partys der Band geben wird. "Die Vorwürfe wiegen so schwer, dass ich dem Schutz und der Sicherheit der Frauen absoluten Vorrang gegeben habe und die Mietverträge, die angestanden hätten für die Aftershow-Partys, unterbunden habe", sagte Iris Spranger (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. "In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich zu verantworten habe, keine Aftershow-Partys der Band Rammstein geben."

Spranger sagte auf Nachfrage: "Die Mietverträge für die Partys sind nicht beschlossen, das habe ich unterbunden. Die Konzerte kann ich als solches nicht verbieten, das steht nicht in meiner Hoheit." Sie fügte hinzu, natürlich gelte im Rechtsstaat die Unschuldsvermutung, aber der Staat habe auch die Verpflichtung, Gefahren abzuwehren.

Dazu, wann genau sie bei geplanten Verträgen interveniert habe oder wie viele Anfragen es überhaupt gab, machte Spranger keine genaueren Angaben. Bereits am 7. Juni hatte sie auf Twitter mitgeteilt, keine Partys zulassen zu wollen.

Bei den sogenannten Liegenschaften handelt es sich nach Angaben aus der Verwaltung um zwei Flächen nahe dem Olympiastadion, in dem das Konzert im Juli stattfindet. Und zwar um Bereiche auf den Geländen von Olympiapark und Olympiabad.

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann erhoben. Die Frauen schilderten Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Till Lindemann schaltet Anwalt ein

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er nun anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz bekanntgaben. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."

Update vom 12.06.2023, 10 Uhr: Olaf Scholz verfolgt Berichterstattung über Rammstein

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verfolgt nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit die aktuelle Berichterstattung über die Band Rammstein. Der Bundeskanzler lese nicht nur den politischen Teil der Zeitungen. Insofern sei das ein Thema, das auch er in den vergangenen Tagen intensiv verfolgt habe, sagte Hebestreit in Berlin bei einer Pressekonferenz auf eine entsprechende Nachfrage. Er sprach von Vorwürfen, "die aufgeklärt gehören".

Auf weitere Nachfrage, ob Scholz Veränderungen in der Musikbranche für nötig halte, sagte der Sprecher, die Debatte darüber sei in der Branche zu führen. Er verwies zudem auf Äußerungen von Familienministerin Lisa Paus. Die Grünen-Politikerin hatte vor wenigen Tagen gesagt, es müsse darüber geredet werden, wie gerade junge Menschen besser geschützt werden könnten. Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten.

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen ihn am Donnerstag zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er nun anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz bekanntgaben. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", hieß es in einer Mitteilung. "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr."

Update vom 09.06.2023, 8 Uhr: Rammstein-Sänger Lindemann lässt Vorwürfe zurückweisen

Rammstein-Sänger Till Lindemann weist Vorwürfe gegen ihn zurück: Seine Interessen lässt der 60-Jährige nun anwaltlich vertreten. Das gaben die Berliner Rechtsanwalte Simon Bergmann und Christian Schertz nun bekannt. "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben", heißt es darin.

"So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr." Die Anwälte kündigten zudem juristische Konsequenzen an. "Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten."

Mehrere Frauen haben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Rammstein startet Konzertreihe in München - trotz Missbrauchsvorwürfen

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es bereits vor einigen Tagen, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Vor Zehntausenden Fans im Münchner Olympiastadion hat die Rockband unterdessen das erste Deutschland-Konzert ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die erhobenen Vorwürfe ging die Band bei ihren Auftritten am Mittwochabend nicht ein. Sänger Lindemann gab sich zwischen den Songs wie gewohnt wortkarg. Das Publikum verabschiedete er mit den Worten: "München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid."

Anders als bei den ersten Konzerten der laufenden Europatour verzichtete die Band auf das Lied "Pussy", zu dem Lindemann das Publikum sonst mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone bespritzt. Durch den Wegfall ergab sich eine kleine Verschiebung, sonst blieb das eingespielte Programm laut Setlist unverändert. Auch bei dem zweiten München-Konzert am Donnerstagabend gab es keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.

Protest wegen Rammstein-Konzerten in München: "keine Show für Täter"

In München strömten bereits am Mittwochnachmittag Massen an Rammstein-Fans in den Olympiapark. Am Abend schlug der Band auch Protest entgegen. Rund 60 Menschen versammelten sich mit Megafon und Transparenten mit Aufschriften wie "Das Opfer ist nie schuld", "Keine Show für Täter" und "Glaubt Opfern sexualisierter Gewalt". Sie seien zwar nicht viele, aber laut, sagt eine 27-jährige Münchnerin, die sich dem Protest angeschlossen hat. "Ich wohne direkt nebenan, und für mich war der Gedanke unerträglich, hier vier Rammstein-Konzerte zu haben. Da ist es mir ganz wichtig, dass eine Gegenveranstaltung irgendwie sichtbar ist."

Einzelne Fans fühlten sich von dem Protest provoziert und zeigten in Richtung der Versammlung den Mittelfinger. Ein paar Mal musste die Polizei einschreiten; ein Sprecher berichtete gegen Ende von keinen größeren Zwischenfällen.

Update vom 08.06.2023, 6.54 Uhr: Ausverkauftes Rammstein-Konzert findet in München unter Protest statt

Vor einem vollen Münchner Olympiastadion hat die Rockband Rammstein am Mittwoch das erste Deutschland-Konzert ihrer aktuellen Europatournee gespielt. Auf die erhobenen Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann ging die Band bei ihrem Aufritt vor Zehntausenden Zuschauerinnen und Zuschauern nicht ein. Sänger Lindemann gab sich zwischen den Songs wie gewohnt wortkarg. Das Publikum verabschiedete er mit den Worten: "München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid." Anders als bei anderen Konzerten verzichtete die Band auf das Lied "Pussy", zu dem Lindemann sonst das Publikum seit Jahren mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone bespritzte.

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen. Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Frauen seien zuvor aus einem Bereich ganz vorn im Zuschauerraum ausgewählt worden - der sogenannten Reihe Null.

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Für das Münchner Konzert gab es aufgrund der Vorwürfe bereits Konsequenzen. Eine Fan-Reihe im Sicherheitsbereich unmittelbar vor der Bühne, die sogenannte Reihe Null, wurde verboten. Das Konzept für die Aftershowpartys sei ebenfalls geändert, hieß es im Umfeld der Berliner Band. Zudem gibt es eigene Untersuchungen der Band. Dazu sollen schon Zeugenaussagen vorliegen. Eine Anwaltskanzlei befragt Mitarbeiter der Crew, das Sicherheitsteam, die Band. Auch möglicherweise betroffene Frauen sollen befragt werden.

Aufgrund der Vorwürfe hatten vor dem Konzert rund 60 Menschen gegen den Auftritt der Band protestiert und Ankommende zum Boykott aufgefordert. Die Polizei musste einzelne aggressiv auftretende Fans von den Protestierenden fernhalten. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei verlief die Versammlung ohne größere Zwischenfälle.

Rammstein ist derzeit auf Europatournee. Nach drei weiteren Konzerten in München in dieser Woche spielt die Band im Juli drei weitere Deutschland-Konzerte in Berlin.

Update vom 07.06.2023, 14.40 Uhr: YouTuberin Kayla Shyx spricht über Rammstein-"Afterparty"

Immer mehr Frauen melden sich zum Skandal um Rammstein und Sänger Till Lindemann zu Wort: Sie berichten von Gesprächen mit Crew-Mitarbeitern, die weibliche, vor allem junge Fans zu Aftershowpartys und in den Backstagebereich der Konzerte einladen sollen. Angeblich mit dem Versprechen, dort Lindemann persönlich kennenlernen zu dürfen.

Was sich zunächst nach einem wahrgewordenen Traum jedes Rammstein-Fans und einem regelrechtem Privileg anhört, soll aber eine Masche sein, um dem 60-jährigen Sänger Frauen zum Sex zuzuführen. Besonders perfide daran sei, dass die Fans vorab nichts vom wahren Zweck des Treffens wissen und zusätzlich mit Alkohol und Drogen ausgeknockt werden sollen, heißt es in den Statements. YouTuberin Kayla Shyx hat im Sommer 2022 ein Konzert der Band besucht und sei dort ebenfalls zu einem exklusiven Treffen gelockt worden. In einem ausführlichen Video spricht sie nun über ihre Erlebnisse.

Sie habe eigentlich schon viel früher darüber reden und andere Frauen damit warnen wollen, sich aber nicht getraut. Sogar ihr ehemaliges Management habe ihr davon abgeraten. Nun tut sie es aber doch: In dem 37-minütigen Video mit dem Titel "Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert" erzählt sie, dass die Bandmitarbeiterin Alena M. (die mittlerweile entlassen wurde) gezielt junge Frauen auf Social-Media anschreibe sowie im Club oder während der Konzerte anspreche. Teils verlange sie nach Fotos der Fans, aus denen sich Till Lindemann dann eine Frau aussuche, mit der er nach dem Konzert Sex oder sogar während des Auftritts unter der Bühne Oralverkehr habe.

Die Frauen wüssten vorab nichts von den sexuellen Handlungen, die von ihnen verlangt werden, so die YouTuberin. Älter als 30 dürften die Auserwählten nicht sein, nach unten gäbe es keine Altersgrenze und auch keine Ausweiskontrollen, erzählt Kayla Shyx. Sie war zu diesem Zeitpunkt 20, ihre Freundin, die sie begleitete, gerade einmal 18 Jahre alt. Sie und weitere junge Frauen seien nach dem Konzert zu einem exklusiven Treffen gelotst worden, bei dem es sich aber nicht um die offizielle Aftershowparty gehandelt haben soll. Ihre Handys mussten sie bei der Security abgeben, heißt es in dem Video. "Da hätte ich eigentlich direkt umdrehen sollen." Alena M. habe die Mädchen aber immer wieder beruhigt, dass alles in Ordnung sei. Ein Verhalten, das Kayla im Nachhinein als "perfide" bezeichnet.

In einem separaten Raum, im dem lediglich zwei Sofas sowie Kühlschränke mit alkoholischen Getränken standen, sollten die Frauen den Erzählungen nach auf Till Lindemann warten und in der Zwischenzeit trinken. Einige der Mädchen hätten laut der YouTuberin bereits "benommen" gewirkt. Mit der Ausrede, auf die Toilette zu müssen, habe sie sich aus dem Raum stehlen können. Von zwei anderen Fans habe sie dann erfahren, dass sich Till Lindemann aus der Gruppe persönlich jemanden aussuche, mit dem er Sex haben wolle. Was diese Auswahl bedeute, wüssten die Fans aber nicht, bis es so weit sei. "Mir wurde nicht gesagt, dass ich hier Teil einer potenziellen Orgie werde. […] Ich bin gerade hier als potenzieller Fick. Diese Realisation war so schlimm", sagt Kayla.

Kayla und ihre Freundin entschieden daraufhin, den Raum sofort zu verlassen. Als sie Alena M. darüber informierten, Till Lindemann nicht treffen zu wollen, sei die Stimmung umgeschlagen. Die restlichen Fans seien anschließend in das Hotel des Sängers gefahren worden - weiterhin ohne zu wissen, was wirklich hinter der "Aftershowparty" stecke. Zudem teilt Kayla viele Screenshots von WhatsApp-Verläufen, die zeigen, wie sie nach dem Geschehen panisch einem Bekannten von dem Erlebnis erzählte: "Es war so krank." Der Missbrauch sei Teil jedes Konzerts, die anderen Bandmitglieder seien aber nicht involviert, sagt sie im Video.

Update vom 07.06.2023, 7.25 Uhr: Rammstein feuert "Casting-Direktorin" nach schlimmen Vorwürfen

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollen. Dort soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Die Frauen seien zuvor aus einem Bereich ganz vorn im Zuschauerraum ausgewählt worden - der sogenannten Reihe Null.

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Seit diesem Statement hat sich die Band auf ihren Social-Media-Kanälen allerdings nicht mehr zum Thema geäußert. Hinter den Kulissen soll es aber eine drastische Personaländerung gegeben haben: Rammstein habe sich von der Assistentin Alena M. getrennt, wie es in Berichten des Bayerischen Rundfunks sowie der Welt heißt. Die Mitarbeiterin soll dafür verantwortlich gewesen sein, junge Fans aus der Reihe Null zu "casten" und diese anschließend Till Lindemann für sexuelle Handlungen zugeführt haben.

Alena M. soll nicht im Sinne des Band-Managements gehandelt haben

Dies sei aber nicht im Auftrag des Rammstein-Managements geschehen, heißt es beim BR. Auf ihrer Instagram-Seite bezeichnet sich Alena M. selbst als "Casting-Direktorin", die Rammstein auf ihrer Tour begleite. Nun sei ihr jedoch der Zutritt zu den Konzerten "mit sofortiger Wirkung" verboten worden. Die ehemalige Mitarbeiterin wurde auch in einem Video der YouTuberin Kayla Shyx sowie von Shelby Lynn erwähnt: Beide Frauen beschuldigen Alena M., weibliche Konzertbesucher anzusprechen und sie zu Aftershowpartys einzuladen, wo sie dann Till Lindemann treffen sollen. Dass es dort zum Sex mit dem Sänger kommen soll, werde aber verschwiegen. Alena M. hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Nach Vorwürfen gegen Rammstein Änderungen in Kulturbranche gefordert

Angesichts der heftigen Vorwürfe gegen die Band gibt es aber auch Forderungen aus der Politik nach mehr Schutz vor Übergriffen in der deutschen Kulturbranche. Vor den geplanten Rammstein-Konzerten in München hat der Veranstalter bereits Veränderungen angekündigt. Von diesem Mittwoch an sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. So soll es die sogenannte Reihe Null nicht geben und auch keine Aftershow-Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor. Nach dpa-Informationen hat die Band auch eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die die Vorwürfe prüfen soll.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilte Übergriffe in der Kultur scharf. "Patriarchales Mackertum und sexuelle Übergriffe haben in der Musikbranche, wie überhaupt in Kunst und Kultur und auch überall sonst, nichts mehr zu suchen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie begrüße den Mut vieler junger Frauen, offen über ihre teilweise traumatischen Erlebnisse zu sprechen.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte Veränderungen in der Musikbranche. "Sexuelle Übergriffe kommen in allen Lebenslagen vor. Auch auf Festivals oder Konzerten treffen sehr viele Menschen an einem Ort aufeinander, dazu kommen oft Alkohol und Drogen, was die Hemmschwelle bei Tätern senkt und die Opfer orientierungslos machen kann." Das sei nicht neu, aber es müsse darüber geredet werden, wie gerade junge Menschen besser geschützt werden könnten.

Sie lade die Musikbranche ein, dem Bündnis "Gemeinsam gegen Sexismus" beizutreten. Das Bündnis sei ein breiter Zusammenschluss aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Kultur und Zivilgesellschaft, sagte Paus. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) zeigte sich dazu offen. Der Verband sei mit dem Ministerium ins Gespräch gegangen, "um diesen wichtigen Prozess gemeinsam voranzubringen", sagte ein Sprecher.

Update vom 06.06.2023, 17 Uhr: Rammstein geht Vorwürfen selbst nach

Die Band Rammstein geht Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Umgang ihres Sängers Till Lindemann (60) mit Frauen selbst nach. Auch dafür hat die Berliner Band nach dpa-Informationen nach dem Start der laufenden Tour in Vilnius in Litauen eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Ziel ist es demnach, die Sachlage aufzuklären. Dabei geht es etwa um den Einsatz von Drogen ohne Wissen der Beteiligten im Umfeld des Konzertes.

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne." Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Auch die Band habe aber ein Recht - nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.

Von Mittwoch an sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. Dort wurden bereits einige Veränderungen angekündigt: So soll es die sogenannte Reihe null in München nicht geben und auch keine Aftershow-Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness-Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor.

Update vom 06.06.2023,  13.30 Uhr: Paus fordert Änderungen bei Konzertbetrieb

Nachdem die Kritik an der Band Rammstein und Sänger Till Lindemann anhält, hat sich nun auch die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in die Debatte eingeschaltet. Die Grünen-Politikerin Lisa Paus machte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP deutlich, dass alles unternommen werden müsste, um solche mutmaßlichen Missbrauchsfälle in Zukunft zu verhindern. "Gerade junge Menschen müssen hier vor Übergriffen besser geschützt werden", betonte Paus.

Zum einen wünscht sich die Familienministerin konkrete Maßnahmen zum Schutz von Konzertbesucher*innen. Dabei sollen sogenannte Awareness-Teams verstärkt werden, die Menschen, die Probleme mit Belästigungen körperlicher und psychischer Art haben, vor Ort unterstützen. Auch solle es Schutzbereiche für Frauen geben. Das "Row Zero"-System - also die gezielte Auswahl von Frauen für die erste Reihe bei Konzerten, soll hingegen verhindert werden.

Insgesamt wünscht sich Paus mehr Bewusstsein bei Künstlern und Veranstaltern. Sie wünsche sich eine "ernsthafte Debatte über die Verantwortung von Künstlern und Veranstaltern gegenüber ihren Fans" und forderte die Musikbranche auf, einem "Bündnis gegen Sexismus" beizutreten.

Update vom 06.06.2023, 8.30 Uhr: Rossmann stellt Verkauf von Rammstein-Parfüm ein

Der Sexismus- und Belästigungsskandal um die Band Rammstein und ihren Frontmann Till Lindemann zieht immer weitere Kreise: Nachdem die Stadt München entschieden hat, die sogenannte "Reihe Zero" bei den vier anstehenden Konzerten im Olympiastadion zu streichen, um so weibliche Fans zu schützen, reagiert nun auch die Drogeriekette Rossmann auf die schweren Vorwürfe.

Sänger Lindemann wird beschuldigt, weibliche Fans nach Konzerten sexuell belästigt und sogar unter Drogen gesetzt und anschließend missbraucht zu haben. Zudem steht er wegen eines Videos und Gedichtbands scharf in der Kritik, welche Pornoszenen mit jungen Frauen und Vergewaltigungsfantasien enthalten sollen. Auch der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat sich aus diesem Grund von dem 60-Jährigen distanziert.

Rossmann ergreift nun ebenfalls einen drastischen Schritt und wirft Parfüms der Band aus dem Online-Shop. Im Interview mit der Bild-Zeitung erklärte eine Sprecherin des Unternehmens die Entscheidung folgendermaßen: "Die Entwicklungen waren Anlass für uns, den Online-Verkauf des Rammstein-Parfüms einzustellen und sämtliche Schritte einzuleiten, um die Bewerbung der Produkte zu stoppen."

Rossmann habe die aktuelle Berichterstattung über Rammstein verfolgt und daher diesen Entschluss gefasst. Zuvor wurde im Online-Shop des Drogeriemarkts beispielsweise das Parfum "Kokain" verkauft.

Originalmeldung vom 05.06.2023: Rammstein-Skandal spitzt sich zu - nun reagiert Münchner Konzert-Veranstalter

Die Aufregung um Rammstein geht weiter: Nachdem der Verlag Kiepenheuer & Witsch seine Zusammenarbeit mit Sänger Till Lindemann mit sofortiger Wirkung beendet hatte, reagiert nun auch der Veranstalter von vier Konzerten in München. Wie die Bild berichtet, habe die Olympiapark GmbH für die anstehenden Konzerte am 7., 8., 10 und 11. Juni in München die sogenannte "Row Zero" gestrichen. Außerdem solle es keine Aftershow-Partys geben. Zu diesem Schritt habe man sich nach Gesprächen mit der Band entschlossen.

Am Montag, dem 5. Juni, hatte sich auch der Münchner Stadtrat mit dem Umgang mit der Band beschäftigt. Wie die Deutsche Presseagentur mitteilt, haben drei Stadtratsfraktionen einen Antrag gestellt, der die Sicherheit für Konzertbesucherinnen und -besucher erhöhen soll. Anlass seien die öffentlich erhobenen Vorwürfe gegen den Sänger der Band Rammstein, wie die Fraktion Grüne/Rosa Liste am Montag in München mitteilte.

Debatte um Rammstein und Till Lindemann: Auch Verlag distanziert sich

Der Antrag sieht unter anderem vor, mehr sichere Plätze bei Konzerten zu schaffen. Auch soll geprüft werden, ob eine Fan-Reihe vor der Absperrung an der Bühne - die sogenannte Row Zero (Reihe null) - künftig aus Sicherheitsgründen verboten werden kann. Bei Rammstein-Konzerten tanzten oft Frauen direkt am Bühnenrand in diesem abgesperrten Bereich. Der Antrag wird von den Fraktionen Grüne/Rosa Liste, Die Linke/Die Partei und ÖDP/München Liste unterstützt. Nach Angaben der Grünen-Fraktion entscheidet die Stadtspitze, wann über den Antrag abgestimmt wird. Die nächste Vollversammlung des Stadtrats ist am 28. Juni. Diese wäre allerdings zu spät, um für die aktuell geplanten Konzerte noch eine Rolle zu spielen.

Zuvor hatte der Verlag Kiepenheuer & Witsch seine Zusammenarbeit mit Lindemann bereits beendet. Der Kölner Verlag, der die Bände "In stillen Nächten" und "100 Gedichte" mit teils heftig umstrittenen Gedichten Lindemanns herausgebracht hatte, gab seine Entscheidung kürzlich bekannt. "Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt", schrieb Verlegerin Kerstin Gleba. "Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen." Bei den Berichten geht es um Kritik am Umgang des 60-Jährigen mit Frauen.

"Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch 'In stillen Nächten' eine Rolle spielt", heißt es in der Begründung des Verlags.

In einem seit drei Jahren im Netz kursierenden Video zum Lindemann-Song "Till The End" ist der Sänger in zahlreichen pornografischen Szenen mit jungen Frauen zu sehen. In einigen Sequenzen wird ein Gedichtband dabei verwendet und ein Gedicht zitiert.

Vom Verlag war zunächst nicht zu erfahren, seit wann dieses Video bei den zuständigen Stellen bekannt ist. Der ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienene Band "100 Gedichte" war 2020 in der Diskussion wegen Vergewaltigungsfantasien in dem Gedicht "Wenn du schläfst". Der Verlag hatte Lindemann damals in Schutz genommen: "Die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts basiert auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten 'lyrischen Ich' mit dem Autor Till Lindemann", hieß es in einer Stellungnahme.

Nun rückt der Verlag vom Sänger ab. "Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten", schrieb Verlegerin Gleba. "Wir verteidigen aus voller Überzeugung die Freiheit der Kunst. Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornografischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem 'lyrischem Ich' und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt." Aus Sicht des Verlags "überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen". Die Zusammenarbeit werde beendet, "da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist".

Statement von Rammstein zu Vorwürfen gegen Sänger Lindemann

Nach der zunehmenden Kritik hat sich die Band mittlerweile auch selbst zu Wort gemeldet. "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans Irritationen und Fragen entstanden", schrieb Rammstein am Samstag auf Instagram. "Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst."

Dass die Fans sich sicher fühlen könnten, sei der Band wichtig - "vor und hinter der Bühne". "Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge." Gleichzeitig betont die Gruppe: "Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."

Zuvor hatte sich die Band am 28. Mai auf Twitter zu Wort gemeldet: "Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschließen, dass sich, was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat. Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt."

Auch bei "Rock im Park" war heftige Kritik gegen Lindemann und seine Band aufgekommen - der Veranstalter reagierte bereits daraufred/dpa

Vorschaubild: © Malte Krudewig/dpa