Evonik will sich schlanker aufstellen und mit einem Stellenabbau unter anderem Kosten senken. Die Gewerkschaft IGBCE fordert schnelle Klarheit für die Beschäftigten. Es soll vor allem eine Gruppe treffen.
Ein radikaler Kahlschlag deutet sich an: Der Chemiekonzern Evonik will im Zuge eines Verwaltungsumbaus viele Stellen streichen. Bis zu 2000 sollen wegfallen, rund 1500 davon in Deutschland, wie der MDax-Konzern am Montag (4. März 2024) in Essen mitteilte.
Der Abbau soll größtenteils über natürliche Fluktuation, aber auch über Abfindungsprogramme erfolgen. Die jährlichen Kosten sollen nach Abschluss des Programms Ende 2026 um rund 400 Millionen Euro niedriger liegen als bisher, erste Auswirkungen werde es bereits 2024 geben. Dank solcher und anderer Einsparungen wollen die Essener den operativen Gewinn 2024 in einem weiterhin schwierigen Umfeld zumindest leicht steigern.
Evonik plant radikalen Kahlschlag im Management - vor allem Deutschland betroffen
Evonik zählte Ende 2023 weltweit rund 33.400 Vollzeitstellen, davon rund 20.000 in Deutschland. Am Montag gab der Konzern den Verkauf seines Geschäfts rund um saugstarke Materialien, etwa für Windeln, bekannt. In dem Bereich sind rund 1000 Menschen beschäftigt, 750 davon in Deutschland. Bei dem geplanten Stellenabbau werden diese Stellen aber nicht mitgezählt. Der Konzern bekräftigte am Montag seine Zusage von 2022, bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen.
Das Unternehmen hatte bereits im September angekündigt, die Verwaltung spürbar straffen zu wollen. "Die erste Phase ist jetzt abgeschlossen", hieß es nun am Montag im Zuge der Vorlage der Geschäftszahlen für 2023. Die neue Organisation solle bis Ende 2026 etabliert werden. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands werde von zehn auf maximal sechs reduziert, Prüf- und Freigabeverfahren sollen erheblich beschleunigt werden.
Das Vorgehen ähnelt dem des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer, der die Verwaltung aktuell auch verschlankt, um Bürokratie abzubauen. Wie bei Bayer werden auch bei Evonik überproportional viele Führungspositionen von den Streichungen betroffen sein. "Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird, werden Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln", erklärte Evonik.
Nicht bloß Kosten sparen - das will Evonik mit den Stellenstreichungen erreichen
Die angekündigten Strukturveränderungen müssen nach Ansicht der Chemie-Gewerkschaft IGBCE die Leistungsfähigkeit des Konzerns nachhaltig verbessern. "Ein reines Kosteneinsparprogramm würde den Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, nicht gerecht", erklärte IGBCE-Vorstand Alexander Bercht, der auch stellvertretender Evonik-Aufsichtsratschef ist.
Es müsse schnell Klarheit für die Beschäftigten geschaffen werden, wie ohne die in Deutschland wegfallenden 1500 Stellen die zuvor geleistete Arbeit weiterhin erledigt werde. "Die Stellenreduzierungen dürfen nicht zu einer Mehrbelastung führen." Auch müsse der geplante Jobabbau in Deutschland sozialverträglich erfolgen, "vorrangig über natürliche Fluktuation und Angebote an Beschäftigte, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen", so Bercht weiter.