In dieser "Ehe" steckt der Wurm: Monatelange Übernahmeschlacht, Autokrise und Milliardenschulden haben die Autozulieferer Schaeffler und Conti schwer in Bedrängnis gebracht.
Als wäre dies nicht genug, gibt es nun auch noch juristisches Gezerre: Der Anwalt Rolf Koerfer, den Conti-Großaktionär Schaeffler als neuen Aufsichtsratschef in Hannover platzieren wollte, wackelt - ihm wird aus Aktionärskreisen ein Interessenkonflikt vorgeworfen, weil er gleichzeitig Chefberater von Schaeffler ist. Das Landgericht Hannover legte die Bestellung Koerfers vorerst auf Eis. Die Herzogenauracher beharren aber auf ihrem Kandidaten.
Anlass für die neuerlichen Auseinandersetzungen ist eine Beschwerde von Conti-Aktionär Christian Strenger - er ist Aufsichtsratsmitglied der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, und auch Mitglied der Regierungskommission zur Corporate Governance, zur guten Unternehmensführung. Der Vorwurf an Koerfer: Er sei als Berater von Schaeffler nicht unabhängig, müsse als Aufsichtsratsvorsitzender aber laut Gesetz alleine die Interessen von Conti vertreten.
"Unabhängigkeit ist anzuzweifeln"„Die Unabhängigkeit von Herrn Koerfer ist anzuzweifeln, weil er einen Vertrag mit Schaeffler hat“, meint der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker. „Zudem weiß man nicht, wie lange Schaeffler bei Conti noch das Sagen hat.“ Hocker räumt jedoch ein, dass er in der Frage „zwiegespalten“ sei: Denn andererseits habe Schaeffler als Großaktionär das Recht, Vertreter in den Conti-Aufsichtsrat zu schicken.
So argumentiert auch das fränkische Unternehmen. „Die Tatsache, dass Aktionäre oder ihre Berater in den Aufsichtsrat einziehen, ist eine, wie bereits der Begriff “Anteilseignervertreter„ zeigt, vom Gesetz vorgesehene Praxis“, teilte Schaeffler am Dienstag mit. Man sehe keinen Interessenkonflikt und halte an Koerfer fest.
Der 51-Jährige, Partner in der Anwaltskanzlei Allen & Overy und einer der führenden Anwälte für Fusionen und Übernahmen in Deutschland, hatte Ende Januar beteuert, er werde sich im neuen Amt in erster Linie als Conti-Aufsichtsratschef verstehen. Koerfer soll Nachfolger von Hubertus von Grünberg werden, der sich auf Druck von Schaeffler bereiterklärt hatte, seinen Posten zur Verfügung zu stellen.
Schlechter ZeitpunktFür den schwer angeschlagenen Herzogenauracher Autozulieferer kommt das neuerliche Störfeuer zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Nur mit Milliarden-Staatshilfen kann der hoch verschuldete Konzern überleben. Hinter den Kulissen werde gemeinsam mit den Banken und der Politik unter Hochdruck an einer Lösung für beide Unternehmen, Schaeffler und Conti, gearbeitet, heißt es in firmennahen Kreisen. Anders als es in manchen Interviews und Verlautbarungen zum Ausdruck komme, hätten alle Beteiligten Verständnis dafür, dass dies Zeit brauche. In Finanzkreisen wurde am Dienstag ebenfalls betont, die Banken arbeiteten intensiv an einer Lösung und zögen an einem Strang. Alles deute darauf hin, dass die Banken an eine langfristige Zukunft von Schaeffler glaubten.
Der Conti-Aufsichtsrat jedoch erwartet auf seiner Sitzung am 6. März von der Schaeffler-Führung ein „belastbares Konzept“, wie es in Kreisen des Aufsichtsgremiums hieß. Ein solches Konzept liege bisher nicht vor. Im Aufsichtsrat gebe es inzwischen „große Bedenken“ gegen Koerfer als neuen Vorsitzenden - denn seit seiner Bestellung Ende Januar habe sich die Lage „dramatisch verändert“.