Was die Institute sagen...
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo misst mit seinem Geschäftsklimaindex tatsächlich einen Aufwärtstrend: «Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich verbessert», schrieb das Institut im Juni. «Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht.» Der Geschäftsklimaindex war mit 88,4 Punkten aber deutlich schwächer als kurz nach Amtsantritt der Ampelregierung: Im Februar 2022 lag er trotz Ukrainekrise bei 98,9 Punkten. Ifo-Chef Clemens Fuest sagt zur Situation heute: «Bislang regiert eher das Prinzip Hoffnung.»
Die Verbraucherstimmung - gemessen am sogenannten GfK Konsumklima - bleibt ebenfalls verhalten. Konjunktur- und Einkommenserwartungen hätten sich zwar verbessert, aber die Menschen hielten sich beim Kauf zurück und sparten stattdessen. «Der Konsumklima-Indikator prognostiziert für Juli 2025 im Vergleich zum Vormonat (revidiert -20,0 Zähler) einen leichten Rückgang um 0,3 Zähler auf -20,3 Punkte», lautet das Fazit der Konsumforscher.
Was die Verbände sagen...
Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht nach den Worten von Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner mehr Optimismus bei den Unternehmen. «Die Stimmung ist allerdings besser als die aktuelle Lage», sagt Gönner der dpa. «Für dieses Jahr rechnen wir weiterhin mit einer leichten Rezession.» Erst für nächstes Jahr seien die Vorzeichen positiver.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sieht das ähnlich. «Der erhoffte Aufschwung lässt bislang auf sich warten, auch die aktuellen Wirtschaftsdaten geben noch keinen Anlass zur Entwarnung», sagt Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. Zugleich lobt sie das Tempo, mit dem die neue Bundesregierung erste Vorschläge auf den Tisch gelegt habe. «Das gibt Hoffnung und zeigt, dass es auch anders geht», meint Melnikov.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband nennt es einen Fehler, dass die Koalition nicht wie versprochen die Stromsteuer für alle gesenkt hat. «Viele Verbraucherinnen und Verbraucher leiden unter den anhaltend hohen Lebenshaltungskosten», sagt Vorständin Ramona Pop. «Ein Stimmungsumschwung geht nur mit zuversichtlichen Verbraucherinnen und Verbrauchern - und dafür braucht es das klare Signal der Stromkostensenkung.»
Wie es weitergehen könnte...
«Grundsätzlich können sich Stimmungen sehr schnell verbessern - oder auch verschlechtern», sagt Meinungsforscher Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. «Glaubwürdige Ankündigungen von Maßnahmen etwa können gegebenenfalls dafür schon reichen.»
Für viele Menschen bleibe die Wirtschaft Topthema, und damit könnte die Union eigentlich punkten, meint Jung. Knackpunkt für ihn: «Wenn die Regierung es nicht schafft, sich zusammenzuraufen, kooperierend, an der Sache orientiert, dann wird sie keine Stimmungsverbesserung herbeiführen können.» Der jüngste Eklat über die Wahl von Verfassungsrichtern vergangene Woche ließ Schwarz-Rot sehr zerstritten aussehen.
Forsa-Forscher Matuschek findet, die von Merz angekündigten schnellen Veränderungen seien ohnehin nicht realistisch gewesen - und das wüssten die Leute auch. «Es war auch etwas vermessen anzukündigen, dass man binnen zwei Monaten die Stimmung dreht.»