Die Bundesregierung habe beim Vorgehen im Gazastreifen einen Dissens mit der israelischen Regierung, sagte Merz. Solche Kritik müsse eine Freundschaft aber aushalten. «Und Solidarität mit Israel bedeutet nicht, dass wir jede Entscheidung, die eine Regierung trifft, für gut halten und ihr dabei auch noch Unterstützung zukommen lassen bis hin zu militärischer Unterstützung durch Waffen.»
Vorher bereits hatte Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) klargestellt, was der Beschluss eigentlich bedeute: «Deutschland unterstützt Israel weiter bei allem, was notwendig ist, seine Existenz und seine Sicherheit zu verteidigen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Nicht betroffen vom Exportstopp sei «all das, was der Selbstverteidigung Israels dient, also beispielsweise im Bereich der Luftabwehr, der Seeabwehr». Man agiere aus Sorge um die humanitäre Lage im Gazastreifen. Sollte die Stadt Gaza eingenommen werden, könnte das auch einen hohen Blutzoll bei der Bevölkerung bedeuten.
Wer war wann eingebunden?
Merz reagierte auch auf die Vorwürfe der CSU, sie sei in die Entscheidung nicht eingebunden gewesen. «Ich habe diese Entscheidung nicht allein getroffen, aber es ist dann am Ende des Tages eine Entscheidung, die ich allein verantworten muss», sagte er. Es gehe um eine grundsätzliche Haltungsfrage, die könne er «nicht zur demokratischen Abstimmung stellen». Seine Entscheidung sei auch nicht kurzfristig gefallen, sondern fuße auf einer wochenlangen Diskussion.
Er habe auch immer wieder mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen, berichtete Merz. Netanjahu selbst äußerte sich in Israel zu der deutschen Ankündigung. Merz sei «ein guter Freund Israels», sagte er. Die Entscheidung des Kanzlers führte er auf öffentlichen Druck durch aus seiner Sicht falsche Medienberichte über Gaza zurück.
Der Bundeskanzler widersprach. «Ich lasse mich von öffentlichem Druck nicht so sehr beeindrucken wie von meinem eigenen Bild, auch von den Beratungen im Kabinett, von den Beratungen auch mit unseren Fachleuten», sagte Merz.
Wie reagiert die Fraktion?
Vor dem Kanzler-Interview herrschte in der Unionsfraktion teils dicke Luft. Ungewiss, ob die öffentlich ausgestrahlten Worte das ändern konnten. Doch der Kanzler bekommt aus den eigenen Reihen auch Zustimmung. Fraktionsvize Norbert Röttgen, ebenfalls Außenpolitiker, sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: «Die Bundesregierung musste zügig eine Entscheidung als Reaktion auf die Beschlüsse des israelischen Sicherheitskabinetts treffen, den Krieg in Gaza und die militärische Kontrolle dort auszudehnen.» Außenpolitisches Handeln sei geboten gewesen, «und auch in der Sache richtig, rechtlich wie politisch». Der «Welt» sagte er, die Entscheidung zu Rüstungsexporten stehe nicht im Gegensatz dazu, verlässlich an der Seite Israels zu stehen, wenn das Land bedroht werde.