Forderung nach Reform - auch für Kästen
Der VKU fordert: Die Wirtschaft solle sich darauf verständigen, das Flaschen- und Kistenpfand zu erhöhen. Wenn das nicht gelinge, müsse die Politik eine Mindesthöhe festlegen. Ein Unternehmen, das sich seit Jahren für eine Pfanderhöhung einsetzt, ist Fritz-Kola aus Hamburg. Der Co-Gründer von Fritz-Kola, Mirco Wolf Wiegert, schlägt 20 bis 25 Cent Pfand je Flasche vor.
Auch der Verband Private Brauereien Deutschland, der kleine und mittelständische Firmen vertritt, will eine Pfanderhöhung. Die Brauereien verlören Flaschen und Kisten, sagte Bundesgeschäftsführer Roland Demleitner. Für Händler sei es günstiger, wenige Kisten einzuschmelzen, statt sie quer durchs Land zu Brauereien zurückzubringen. Die Umstellung könne es aber nur geben, wenn die Branche sich einige.
Brauer-Bund: 20 oder 25 Cent ist wenig durchdacht
Doch danach sieht es derzeit nicht aus: Wichtige Verbände der Getränkewirtschaft lehnen eine Reform ab. Die meisten Mitglieder des Deutschen Brauer-Bunds seien etwa gegen eine Pfanderhöhung, sagte Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Sein Verband vertritt auch die großen Brauereien, etwa die Gruppe Bitburger.
Eichele kritisierte: «Es ist wenig durchdacht, Pfandsätze für Mehrwegflaschen von künftig 20 oder 25 Cent zu fordern.» Eine neue Flasche koste etwa 20 bis 21 Cent. Wäre eine neue Flasche günstiger als das Pfand, wäre es für Brauereien günstiger, neue Flaschen zu kaufen, statt die alten zu sammeln und zu reinigen. Eine Umstellung sei zudem kompliziert, müsse an einem Stichtag erfolgen und führe zu hohen Kosten, die kleine Brauereien überschulden könnten.
Der Verband Deutscher Mineralbrunnen mit rund 150 Mitgliedsunternehmen lehnt eine Umstellung ebenfalls ab. Auch der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels, der rund 450 Firmen vertritt, ist gegen eine Erhöhung.
Höheres Flaschenpfand in Österreich
Was in Deutschland kompliziert erscheint, ist in Österreich bereits geschehen: Zum 2. Februar ist das Pfand einer 0,5-Liter-Glasflasche von 9 auf 20 Cent gestiegen. Der Verband der Brauereien Österreichs hatte den Schritt auch damit begründet, dass rund sechs Prozent der umlaufenden Bierflaschen im Altglas, im Restmüll oder in der Landschaft gelandet seien.
Zu den Auswirkungen in Österreich sagte ein Verbandssprecher: «Nach unserer Beobachtung gehen Konsumentinnen und Konsumenten sorgsamer mit Getränkeverpackungsmaterial um.» Zahlen liegen aber nicht vor.
Und wie wird die Debatte in Deutschland weitergehen? Bielenstein, der Sprecher vom Arbeitskreis Mehrweg, appelliert, diese europäisch und nicht national führen. Er spricht sich für grenzüberschreitende Regeln aus. Die neue EU-Verpackungsverordnung, die Mehrwegverpackungen stärkt, sei Anlass, darüber zu reden. «Das ist eine Diskussion, die beginnt jetzt.»