Wie teuer darf Fleisch, wie teuer muss sein? Wird genügend für die Bauern gemacht? Und was ist mit armen Menschen in Deutschland? Am Montag steht beim Gipfel zwischen Regierung und Lebensmittelhändlern einiges auf dem Programm.
Wie teuer müssen Lebensmittel sein, wie billig dürfen sie sein? Um diese Frage geht es am Montag beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vertretern des Handels und der Ernährungsindustrie.
Die Bundesregierung hatte bereits vorab das Ziel "angemessener" Preise für die Landwirte deutlich gemacht, von denen unter anderem zusätzliche Anstrengungen zum Umweltschutz erwartet werden. Die Landwirte hatten selbst am Wochenende in Franken protestiert. Thema des Treffens, an dem Agrarministerin Julia Klöckner und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) teilnehmen, sollen außerdem Neuregelungen bei Lieferkonditionen des Handels sein.
Klöckner spricht von Sanktionen
Klöckner hatte zugunsten der Bauern notfalls auch Sanktionen gegen große Handelsketten gefordert. Wenn etwa Händler am Abend große Mengen Obst oder Gemüse bestellten und am nächsten Morgen die Hälfte davon stornierten, blieben Bauern ohne Entschädigung auf der Ware sitzen, kritisierte die CDU-Politikerin am Montag im "Deutschlandfunk". "Unlautere Handelspraktiken wie kurzfristige Stornierungen können wir verbieten", sagte Klöckner. Denkbare Sanktionen seien Geldstrafen oder Abmahnungen. Eine entsprechende EU-Richtlinie könne noch "in diesem Jahr" in deutsches Recht umgesetzt werden.
Klöckner kritisierte erneut Billig-Lebensmittel in den Supermärkten. Auf Dauer würden sie zulasten aller Verbraucher gehen, da am Ende regionale Produktion verschwinde und mehr Nahrung importiert werden müsse, sagte Klöckner. Der Handel habe auch eine ethisch-moralische Verantwortung, dass Lebensmittel nicht verramscht würden. In der Kritik steht vor allem auch Billigfleisch: Die Supermarktketten würden ihre enorme Marktmacht schamlos ausnutzen. "Es geht nicht um Luxuspreise, sondern um ein faires Miteinander". Auch andere Politiker kritisierten die Preispolitik der Händler: "Dieses Preisdumping im Supermarkt macht mich wütend. Das muss die Bundesregierung untersagen", erklärte beispielsweise Grünen-Vorsitzender Robert Habeck der Bild am Sonntag.
Was will der Verbraucher?
Auch die Verbraucherzentralen forderten faire Verhandlungsbedingungen für die Erzeuger. Der Chef des Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ein Preisdruck des Handels zulasten von Tierschutz- und Umweltstandards ist nicht im Interesse der Verbraucher." Viele Kunden wünschten sich hohe Standards etwa beim Tierwohl und wären bereit, dafür mehr zu zahlen.
"Aktuell können sie die Qualität eines Produktes aber kaum erkennen, schon gar nicht am Preis." Nötig seien bessere Haltungsbedingungen, ein Eindämmen der verwirrenden Werbeflut und verbindliche Kennzeichnungssysteme für Lebensmittel. Nicht vergessen werden dürften in der Debatte aber auch Verbraucher, für die preiswerte Lebensmittel entscheidend seien.