"Luxusdiskussion": Lauterbach äußert sich zur Isolationspflicht-Debatte
Gesundheitsminister Lauterbach spricht sich erneut für eine Impfkampagne und gegen Durchseuchung aus.
Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist aus den USA zurückgekehrt, wo er sich mit Wissenschaftlern zum Thema Corona ausgetauscht hat. Seitdem bezeichnet er den Diskurs über die Corona-Maßnahmen in Deutschland als "Luxusdiskussion" und zeigt sich empört über die Debatte zur Aufhebung der Isolationspflicht.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war in die USA gereist, um sich mit Wissenschaftler*innen über Corona-Politik auszutauschen. Darunter Corona-Expert*innen wie Anthony Fauci oder der US-Gesundheitsminister Xavier Becerra. Diskussionsthemen waren insbesondere die bevorstehende Herbstwelle und mögliche Maßnahmen dagegen.
"In den USA bereitet man sich auf eine schwere Herbstwelle vor", sagte Lauterbach dem Spiegel. Die vierte Impfung werde bereits ab 50 empfohlen, ab Herbst werde die Empfehlung womöglich schon ab 18 gelten. Der Gesundheitsminister bewerte die Tatsache daher positiv, dass Deutschland bereits Impfstoff bestellt habe - im Gegensatz zu den USA - und das soziale Netz gut sei.
Lauterbach empört von Kassenärzte-Chef: Impfung besser als Infektion
Umso empörter zeigte er sich, weil der Chef der Bundesärztlichen Kassenvereinigung, Andreas Gassen, eine Aussetzung der Quarantänepflicht vorgeschlagen hatte. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Gassen am Samstag (23. Juli): "Wer krank sei, soll zu Hause bleiben. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit." Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Andrew Ullmann, pflichtete ihm bei. "Hinter der Diskussion um die Abschaffung der Pflichtisolation, den Verzicht auf Schutzmaßnahmen oder auf eine vierte Impfung steckt die These, dass eine Infektion besser ist als eine Impfung", folgerte Lauterbach.
Auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki schloss sich Gassens Meinung an. Er erklärte den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Montag (25. Juli). "Aus meiner Sicht ist es sowohl epidemiologisch als auch aus Gründen der Eigenverantwortung überfällig, den Menschen diese Entscheidung wieder zu überlassen - so, wie es andere europäische Länder schon längst getan haben."
"Nur zur Info, lieber Herr Gassen: ich habe nie behauptet, dass wir im Herbst 60 Mio Menschen impfen müssen. Auch ist es nicht hilfreich, wenn ein wichtiger Ärztefunktionär betont, er werde sich im Herbst nicht impfen lassen", twitterte Lauterbach am 23. Juli und schoss öffentlich gegen den Kassenärzte-Chef.
"Hunderte Tote in Kauf genommen": Auch Wissenschaftler*innen aus USA finden Gassens Vorschlag absurd
Über die Position Gassens habe sich Lauterbach mit den Wissenschaftler*innen aus den USA ausgetauscht, die den Vorschlag ebenfalls als absurd bewerteten. "Das hieße übersetzt: Jetzt ist Zeit für Durchseuchung. Wie Herr Gassen sagt, ein Friedensangebot, da müsse man sozusagen zugreifen. Aber schon jetzt werden täglich Hunderte Tote in Kauf genommen. Diese wissenschaftswidrige Position ziehe ich nicht in Erwägung", verdeutlichte Lauterbach.
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