Druckartikel: "Kräutersalz in die Wunde streuen": Gewürzhersteller stichelt hämisch gegen Ferrero - und wird von Fans gefeiert

"Kräutersalz in die Wunde streuen": Gewürzhersteller stichelt hämisch gegen Ferrero - und wird von Fans gefeiert


Autor: Teresa Hirschberg

Deutschland, Dienstag, 19. April 2022

Der Rückruf-Eklat um Ferrero zieht immer größere Kreise, doch die Konkurrenz nutzt die Chance für Eigenwerbung. "Ostmann-Gewürze" richtet sich mit seinen neuen Slogans aber nicht nur gegen Ferrero, sondern auch gegen einen umstrittenen Lebensmittelriesen.
Der italienische Süßigkeitenhersteller Ferrero steht wegen eines Rückrufs heftig in der Kritik: Nach Edeka wettert nun auch "Ostmann-Gewürze" gegen das Unternehmen.


Die Kritik an Ferrero reißt nicht ab: Nach der großen Rückrufaktion wegen Salmonellengefahr ist ein Großteil der bekannten "Kinder"-Schokoprodukte aus den Supermarktregalen verschwunden. Die Konkurrenz des italienischen Süßwarenherstellers nutzt den Eklat für sich und macht mit hämischen Slogans für ihre eigenen Produkte Werbung: Edeka machte den Anfang, nun legt "Ostmann-Gewürze" mit mehreren bissigen Social-Media-Posts nach. Doch das Unternehmen stichelt auch gegen einen kontroversen Lebensmittelriesen – und wird dafür auf Instagram und Facebook gefeiert.

"Macht deine Ostereier nicht zu den schönsten, aber definitiv zu den leckersten. Wahre Schönheit kommt schließlich von innen": Mit diesen Worten wirbt "Ostmann" aktuell in den Sozialen Medien für sein Rührei-Gewürz. Über dem Post prangt zusätzlich der Slogan: "Ohne böse Überraschungen." Die Nutzer haben die Anspielung schnell durchschaut: "Ostmann" bezieht sich damit auf den Rückruf etlicher Ferrero-Produkte, bei denen die Gefahr einer Salmonellen-Belastung besteht. Zuerst wurden Überraschungseier zurückgerufen, mittlerweile gilt die Warnung für eine ganze Palette an "Kinder"-Süßigkeiten. Auch Verbraucherschützer schlagen deswegen Alarm.

"Ostmann-Gewürze" teilt mit neuer Werbung gegen Ferrero und Nestlé aus

Doch Ferrero ist nicht das einzige Unternehmen, gegen das "Ostmann" wettert: Zuvor hatte die Firma, die 1902 in Bielefeld gegründet wurde, in einem Post gegen seinen direkten Konkurrenten "Ankerkraut" geschossen. Denn "Ostmann" stehe für "Gewürze mit Geschmack. Nicht mit Geschmäcklé." Das "é" ist nicht etwa ein Rechtschreibfehler, sondern eine Anspielung auf den umstrittenen Lebensmittelkonzern Nestlé. Der hat den Hamburger Gewürzhandel "Ankerkraut" nämlich erst vor kurzem aufgekauft. Für bisherige "Ankerkraut"-Kunden ein absolutes No-Go, da Nestlé seit Jahren heftig in der Kritik steht, unter anderem wegen der Ausbeutung von Wasserressourcen und zuletzt auch wegen seiner Geschäftsbeziehungen zu Russland.

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"Bei uns bleibt alles wie gehabt", versichert "Ostmann" seinen Fans. Viele Nutzer sehen in der Werbung einen klugen Marketing-Schachzug, um neue Kunden zu gewinnen, während sich Ferrero und "Ankerkraut" in einer Krise befinden. "Da hat die Marketingabteilung sich aber einen Extra-Urlaubstag verdient. Chapeau!", lobt beispielsweise ein Kommentator. Ein anderer schreibt: "Großartig! Ein fettes Lob an eure Marketing-Abteilung!" Und: "Zur richtigen Zeit, das richtige Statement. Werbung 100 Prozent gelungen, Steilvorlage perfekt genutzt." Oder: "Ein bisschen Kräutersalz in die Wunde streuen - sehr sympathisch!"

Einige Nutzer sehen in der provokanten Werbung aber auch eine gewisse Doppelmoral und bezeichnen sie sogar als "geschmacklos": Denn "Ostmann" selbst wurde 1998 wegen schlechter Umsätze an den Konkurrenten "Fuchs-Gewürze" verkauft, der die Produktionsstätte in Bielefeld daraufhin schloss. "Als Gewürz-Monopol ist es auch recht einfach, Witze darüber zu machen. Mister Fuchs lacht sich doch ins Fäustchen nach der Übernahme von Ankerkraut", kritisiert beispielsweise ein Nutzer auf Facebook. Ein weiterer Kommentator merkt an, dass das Unternehmen selbst eine Übernahme durch einen größeren Konzern erlebt hat: "Es hat aber schon ein ,Geschmäckle', wenn Ostmann gar nicht Ostmann ist, sondern Fuchs!"

Ein weiterer Nutzer findet es unseriös, den Ferrero-Rückruf für Eigenwerbung zu nutzen: "Was seid ihr denn für Trittbrettfahrer. Die Anzeige schreit ja förmlich nach Neid!" Edeka hatte zuvor auf seiner Facebook-Seite ebenfalls mit einem provokanten Slogan für die "Schokoladen-Eier" seiner Eigenmarke geworben und damit eine Alternative zu den zurückgerufenen "Schokobons" von Ferrero geboten.

Ob die Marketingstrategie "Ostmann" tatsächlich zu neuer Kundschaft verhilft, wird sich noch zeigen. Aufmerksamkeit hat die Werbung auf jeden Fall auf sich gezogen: Während die bisherigen Posts auf der Instagram-Seite des Unternehmens kaum kommentiert wurden, haben sich unter der Nestlé-Anspielung schon fast 1900 Kommentare angesammelt (Stand vom Dienstag, 19. April 2022).