Die SPD stellt sich im Dezember auf einem Parteitag in Berlin für die zweite Hälfte der Wahlperiode auf. Mit dabei: Lars Klingbeil und Saskia Esken, die erneut als Doppelspitze kandidieren wollen.
Lars Klingbeil und Saskia Esken wollen für weitere zwei Jahre die Doppelspitze der Kanzlerpartei SPD bleiben. Die beiden gaben am Montag im SPD-Präsidium bekannt, dass sie beim Parteitag am 8. Dezember erneut zusammen als Parteivorsitzende kandidieren werden. Auch Generalsekretär Kevin Kühnert tritt für eine zweite Amtszeit an. Das Parteipräsidium und der Vorstand mit seinen 35 Mitgliedern stellten sich einstimmig hinter das Führungs-Trio. Sollten die drei gewählt werden, werden sie die SPD in die Bundestagswahl 2025 führen - voraussichtlich zusammen mit Kanzler Scholz als Spitzenkandidaten.
Klingbeil «Zeichen von Stabilität» - Esken: Wahlsieg als Ziel
Klingbeil wertete die gemeinsame Kandidatur als «Zeichen von Stabilität» in unruhigen Zeiten. Er habe zusammen mit Esken schon vieles erreicht. «Aber wir sind noch nicht zu Ende.» Esken erinnerte daran, dass sie 2019 mit dem Ziel Parteivorsitzende geworden sei, die Bundestagswahl 2021 zu gewinnen. «Ich will ganz klar sagen: Es ist auch jetzt unser Ziel. Wir haben Wahlen vor uns, die wir gewinnen wollen.»
Die 62-Jährige Esken hatte sich 2019 zusammen mit Norbert Walter-Borjans in einer Stichwahl der SPD-Mitglieder gegen den heutigen Kanzler Olaf Scholz und seine jetzige Bauministerin Klara Geywitz durchgesetzt. Nach der Bundestagswahl 2021, bei der die SPD erstmals seit fast 20 Jahren wieder stärkste Partei wurde, rückte der heute 45-jährige Lars Klingbeil für Walter-Borjans in die Doppelspitze auf. Bis zu diesem Zeitpunkt war er Generalsekretär und managte den Wahlkampf, aus dem Scholz schließlich als Kanzler hervorging.
Krachende Wahlniederlagen bringen Unruhe in Partei
In den ersten beiden Jahren ihrer Amtszeit sahen die beide ihre Aufgabe vor allem darin, dem ersten SPD-Regierungschef seit 16 Jahren im schwierigen Dreier-Bündnis mit Grünen und FDP den Rücken zu stärken. Die krachenden Wahlniederlagen in Hessen und Bayern haben allerdings Unruhe in die Partei gebracht und Forderungen nach einer stärkeren Profilierung der SPD laut werden lassen.
Im nächsten Jahr stehen die Europawahl, drei Landtagswahlen in Ostdeutschland und mehrere Kommunalwahlen an. Die große Frage dabei ist: Setzt sich der Höhenflug der AfD und der gleichzeitige Absturz der Ampel fort? Die SPD kommt in den jüngsten Umfragen zur Bundestagswahl nur noch auf 15 bis 17 Prozent - im Vergleich zu 25,7 Prozent bei der Wahl 2021. Die drei Ampel-Parteien zusammen sackten von 52 Prozent 2021 auf heute durchschnittlich 32 bis 33 Prozent in bundesweiten Umfragen ab.
Drei Leitanträge sollen verabschiedet werden
Der Parteitag findet vom 8. bis 10. Dezember in Berlin statt. Dabei wird der gesamte Parteivorstand neu gewählt. Es sollen drei Leitanträge zur Modernisierung Deutschlands, zur außenpolitischen Neuaufstellung und zur Bildungspolitik verabschiedet werden.
Reiche werden zu Kasse gebeten - 100-Milliarden-Programm für Bildung
Der bereits vor einer Woche vorgelegte Leitantrag zur Modernisierung Deutschlands sieht vor, dass die Einkommenssteuer für 95 Prozent der Bevölkerung gesenkt werden soll. Dafür sollen Reiche unter anderem durch eine temporäre «Krisenabgabe» stärker zur Kasse gebeten werden. Die SPD will auch die Schuldenbremse lockern, den Mindestlohn erhöhen und Investitionen von 100 Milliarden Euro jährlich in Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung und den Umbau der Industrie investieren.