Bürgergeld: Ampel verkündet Entscheidung - Klatsche für Söder und CDU
Autor: Agentur dpa
Berlin, Dienstag, 05. Dezember 2023
Der Schock nach dem Haushalts-Urteil des Bundesverfassungsgerichts sitzt bei der Ampel immer noch tief. Bei FDP und Opposition werden die Stimmen immer lauter, die bei den Sozialausgaben sparen wollen. Doch dagegen regt sich Widerstand.
Wenn der Bundeshaushalt 2024 noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll, müssen sich SPD, FDP und Grüne bald auf den weiteren Kurs einigen. Die Verhandlungen finden aktuell vor allem in einer Dreierrunde mit Kanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) statt. Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts hat Milliardenlücken sowohl in den Etat für 2024 also auch in einen Fonds zur Modernisierung der Wirtschaft und für Klimaschutz gerissen. Umstritten sind mögliche Einsparungen vor allem bei den Sozialausgaben - diese fordert vor allem die FDP.
Die mehr als fünf Millionen Bürgergeld-Empfänger sollen nach den Plänen der Ampel zum 1. Januar 2024 im Schnitt rund 12 Prozent mehr Geld bekommen - Alleinstehende dann 563 Euro. Anders als bei früheren Anpassungen war die monatelang stark erhöhte Inflation aufgrund einer Änderung der Regeln bei der Berechnung für 2024 stärker berücksichtigt worden.
Ampel-Streit um Bürgergeld-Erhöhung - FDP will Rotstift bei Sozialausgaben
Lindner wies darauf hin, dass sich die Inflationsrate wesentlich besser entwickelt als bei der Festlegung des Regelsatzes für 2024 prognostiziert. Die Inflation war im November auf 3,2 Prozent gesunken - die geplante Bürgergeld-Erhöhung ab Januar basiert noch auf einer Inflation von 9,9 Prozent, wie der sozialpolitische FDP-Fraktionssprecher Pascal Kober deutlich gemacht hatte. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai forderte ebenfalls eine Rücknahme der deutlichen Erhöhung des Bürgergeldes. Er sagte der Bild am Sonntag, es sei dringend notwendig, das Bürgergeld neu zu bewerten.
Die SPD will sich gegen Einsparungen im Sozialbereich stemmen. Sozialminister Hubertus Heil hatte Forderungen nach einer Aussetzung der Bürgergeld-Erhöhung bereits zurückgewiesen. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte am Samstag auf einem Parteitag der Thüringer Sozialdemokraten in Meiningen: "Die SPD fightet, dass es kein Sparhaushalt wird, dass nicht die Ärmsten die Leidtragenden sind." SPD-Chefin Saskia Esken rechnet damit, dass der Bundeshaushalt für 2024 noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. Sie sprach sich gegenüber der Düsseldorfer Rheinischen Post am Montag gegen Einsparungen bei Sozialleistungen und Einschnitten beim Klimaschutz aus.
Am Montag schien die Debatte schließlich vom Tisch. Bei der Erhöhung soll es bleiben, hieß es aus Regierungskreisen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nannte es am Montag in einer Mitteilung "moralisch unverantwortlich und mit der Verfassung nicht vereinbar", den Betroffenen eine Anpassung der Regelsätze zu verwehren. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte: "Ich wüsste nicht, dass es innerhalb der Bundesregierung Pläne gibt, an der gesetzlichen Grundlage etwas zu verändern." Auch Finanzminister Lindner teilt diesen Standpunkt, wie eine Ressortsprecherin bestätigte.
Regierung macht klar: An Erhöhung wird nicht gerüttelt
Heil betonte, mit dem Bürgergeld werde die Existenz von Menschen in Not abgesichert. "Dazu zählen in Deutschland unter anderem Menschen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche sowie fleißige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Lohn aufstocken, damit sie über die Runden kommen." Diese Menschen litten besonders stark unter gestiegenen Strom- und Lebensmittelpreisen. Ein Sprecher Heils führte außerdem aus, auf der Basis geltenden Rechts gebe es keinen Ermessensspielraum über die Fortschreibung der Regelsätze im kommenden Jahr. "Man müsste ein neues Gesetz erlassen." Hierfür gebe es keine Planung. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge sagte am Dienstag im ARD-Morgenmagazin, faktisch gebe es keine Möglichkeit mehr, das Bürgergeld für das kommende Jahr anzufassen.
Der Arbeitsminister zeigte dennoch einen Plan auf, wie beim Bürgergeld gespart werden soll: "Der beste Weg, Kosten beim Bürgergeld zu reduzieren, ist und bleibt es, Menschen in Arbeit zu bringen. Genau diesen Weg gehen wir unter anderem mit dem Jobturbo." Mit schnellerer Vermittlung will Heil vor allem Ukrainerinnen und Ukrainer, aber auch andere Flüchtlinge mit Bleibeperspektive verstärkt in Jobs bringen.