Auf dem Online-Marktplatz von Kaufland wird Literatur aus dem rechten Spektrum angeboten, linksextreme Produkte werden dagegen gesperrt. Auf Twitter wird debattiert, wie der Händler zu reagieren hat und ob er überhaupt verantwortlich ist. Nun gab es ein offizielles Statement.
Kaufland wird aktuell mit heftigen Vorwürfen konfrontiert: Die Supermarktkette bietet in ihren Filialen sowie online Bücher und Zeitschriften an, die dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen sind. Dafür wollte sich der Händler nun mit einer ausführlichen Erklärung auf Twitter rechtfertigen. In den sozialen Medien hagelt es seit dem Wochenende unter dem Hashtag #Kaufland aber weiterhin Kritik. Doch was ist an den Anschuldigungen dran?
Alles begann mit der Beschwerde eines Nutzers über angeblichen "Terroristenmerch" der Supermarktkette. Damit bezog er sich auf T-Shirts und Jutebeutel, die online bei Kaufland erhältlich waren. Darauf war nämlich das Logo der Antifaschisten Aktion – Antifa – abgedruckt. Der Händler erklärte daraufhin, die Produkte nach "eingehender Prüfung" aus dem Shop zu entfernen. "Unser Shop funktioniert nach dem Marktplatzprinzip. Dies bedeutet, dass dort verschiedene Verkäufer ihre Angebote einstellen können."
Kaufland bietet rechtsextreme Produkte an: Was steckt dahinter?
Unter dem Tweet sammeln sich viele befürwortende Kommentare, doch auch weitere Kritik: Einige Nutzer weisen darauf hin, dass Kaufland zwar linksextreme Produkte lösche, aber dafür beispielsweise weiterhin das Magazin Compact verkaufe. Dieses hatte der Verfassungsschutz bereits vor einem Jahr als völkisch-nationalistisch sowie minderheitenfeindlich, antisemitisch und islamfeindlich eingestuft.
Kaufland sah sich daraufhin gezwungen, eine weitere Erklärung zu veröffentlichen. Auf der Twitter-Seite der Supermarktkette heißt es: "Es kommt hier viel Kritik, weil wir rechtsextreme Magazine verkaufen, dann aber linksextremen Merch auf unserem Marktplatz sperren. Um es deutlich zu sagen: Wir bei Kaufland lehnen extreme Meinungen ab. Sie sind schädlich für den Diskurs und schädlich für die Demokratie."
Kaufland verbanne daher "extreme Produkte". Teilweise sei dies bereits gelungen. Beim Magazin- und Zeitschiftenangebot habe man jedoch "trotz intensiver Bemühungen bisher keinen Erfolg gehabt", so das Unternehmen. Das Thema sei jedoch noch nicht abgeschlossen.
In weiteren Kaufland-Tweets ist zudem zu lesen: "Nicht alles, was wir vielleicht für falsch halten, ist auch verboten. Wir machen da, wo wir es können, von unserem Recht Gebrauch, solche Produkte umgehend auszulisten. Aber manchmal sieht der Gesetzgeber einfach vor, dass eine Demokratie bestimmte Produkte (z.B. Magazine) aushalten muss, weil das Gut der Pressefreiheit höher liegt." Die Supermarktkette sei sich der Kritik der Kunden bewusst, verurteile "extreme Standpunkte" und wolle vermeiden, dass entsprechende Produkte im Shop angeboten werden. Damit endet die Rechtfertigung der Supermarktkette.
"Mein Kampf" und weitere rechte Literatur bei Kaufland erhältlich
Vielen Kommentatoren reicht dies aber nicht aus: Nutzer Leo Schneider, seinerseits Vorsitzender der Jusos in Hamburg-Nord, zeigte auf, "warum Kaufland ein fettes Problem" habe. Er teilte eine Übersicht von rechtsextremen Produkten, die online bei Kaufland erhältlich seien. Dazu zählen auch unkommentierte Ausgaben von Adolf Hitlers "Mein Kampf" und Bücher des NPD-Politikers Rolf Kosiek.