Jugendlicher tötet 14-jährigen Spielkameraden - und erhält die Höchststrafe

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Nach Mord an Jan (14): Urteil gegen 15-Jährigen
Blumen und Kerzen liegen an einer Tannenbaumschonung und einem Brachgelände in Wunstorf-Blumenau in der Region Hannover. Hier wurde die Leiche eines 14-jährigen Jungen gefunden ...
Nach Mord an Jan (14): Urteil gegen 15-Jährigen
Julian Stratenschulte (dpa)
Haftbefehl wegen Mordes gegen 14-Jährigen erlassen
Blumen und Kerzen liegen an einer Tannenbaumschonung in Wunstorf. Nach der Tötung eines 14-jährigen Jungen ist gegen einen ebenfalls 14-Jährigen nun Anklage erhoben worden.
Getöteter 14-Jähriger bei Hannover
Julian Stratenschulte/dpa
Trauerfeier für getöteten 14-Jährigen aus Wunstorf
07.02.2023, Niedersachsen, Wunstorf: Ein Sarg steht in der Kirche St. Bonifatius. Hier findet eine Trauerfeier für den getöteten 14-Jährigen aus Wunstorf statt ...
Trauerfeier für getöteten 14-Jährigen aus Wunstorf
Moritz Frankenberg (dpa)
Trauer um getöteten 14-Jährigen bei Hannover
07.02.2023, Niedersachsen, Wunstorf: Blumen und Kerzen liegen an einer Tannenbaumschonung in Wunstorf-Blumenau in der Region Hannover ...
Trauer um getöteten 14-Jährigen bei Hannover
Moritz Frankenberg (dpa)
Wunstorf: Suche nach 14-Jährigem - Polizei findet Leiche
Polizisten durchsuchen ein Waldgebiet in der Region Hannover: Auf der Suche nach einem Jugendlichen haben Einsatzkräfte am Vormittag auch ein Waldgebiet in Wunstorf durchkämmt.
Wunstorf: Suche nach 14-Jährigem - Polizei findet Leiche
Marco Rauch (dpa)
Wunstorf: Suche nach 14-Jährigem - Polizei findet Leiche
Einsatzfahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr stehen auf dem Parkplatz einer Spedition in der Region Hannover ...
Suche in Waldgebiet nach mutmaßlich getötetem Kind
Moritz Frankenberg (dpa)
26.01.2023, Niedersachsen, Wunstorf: Blumen liegen an einer Tannenbaumschonung und einem Brachgelände in Wunstorf-Blumenau in der Region Hannover ...
Ermittlungen zu getötetem 14-Jährigen bei Hannover
Julian Stratenschulte (dpa)

Seit Juli steht ein Teenager in Hannover vor Gericht. Der Vorwurf: Mord an einem damals gleichaltrigen Spielkameraden. Jetzt hat das Landgericht Hannover sein Urteil gefällt.

Update vom 28.08.2023, 15.04 Uhr: Opferanwalt sagt, was er von dem Fall Wunstorf hält

Erst zeigte er den Fotografen den Mittelfinger, dann erhielt er die Höchststrafe: Nach dem Mord an einem 14-Jährigen hat das Landgericht Hannover einen Jugendlichen zu einer zehnjährigen Jugendstrafe verurteilt. Es ist die Höchststrafe im Jugendstrafrecht.

Das Urteil in nichtöffentlicher Verhandlung fiel wegen Mordes in Tatmehrheit mit versuchter räuberischer Erpressung in zwölf Fällen, wie ein Gerichtssprecher am Montag sagte. Die Jugendstrafe muss in einer sozialtherapeutischen Einrichtung erfolgen, das Gericht behält sich vor, die Sicherungsverwahrung anzuordnen. Das heißt: Bleibt die Therapie des heute 15-Jährigen erfolglos, kann Sicherungsverwahrung verhängt werden. Der Jugendliche hatte zudem in seiner Nachbarschaft Erpresserbriefe eingeworfen, in denen er drohte, den Nachbarn oder ihren Kindern "etwas anzutun". Zur Begründung des Urteils wurde wegen des Jugendschutzes nichts bekannt - der verurteilte Deutsche war zur Tatzeit wie sein Opfer erst 14.

Die beiden Jungen hatten sich Ende Januar in Wunstorf nahe Hannover zum Spielen getroffen, aber einer von ihnen kam nicht nach Hause zurück. Der Vater des Jungen meldete seinen Sohn als vermisst. Während der Suche sagte der nun verurteilte Jugendliche der Polizei, dass er seinen Spielkameraden getötet und versteckt habe. Die Leiche des Jungen wurde auf dem Brachgelände einer Gärtnerei gefunden. Das Opfer soll nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft gefesselt und mit Steinen erschlagen worden sein. Bei der Obduktion wurde stumpfe Gewalt als Todesursache festgestellt. Der gewaltsame Tod des Teenagers sorgte bundesweit für Erschütterung.

Was bedeutet das Urteil für die Familie des Opfers? Sie sei noch immer fassungslos, aber auch erleichtert wegen des Vorbehalts der Sicherungsverwahrung - sie wollten die Sicherheit, dass nach einigen Jahren geprüft werde, wie der Verurteilte sich entwickelt, sagte der Göttinger Opferanwalt und Nebenklagevertreter Steffen Hörning. Er sagte aber auch: "Es sind leider Antworten auf Fragen offen geblieben." Damit bezog er sich auf das Motiv, zu dem ebenso wie zur Urteilsbegründung nichts bekannt wurde.

Nach dem Urteil hoffe die Familie darauf, dass "Ruhe einkehrt", sagte Hörning. Er betonte, dass die Angehörigen des Opfers wie des Täters gut zueinander stünden. Die Familie des Opfers habe verspürt, dass die andere Familie einen "regelrechten Spießrutenlauf" erlebt habe: "Es geht nicht, dass man eine ganze Familie in Sippenhaft nimmt." Daher habe es einen gemeinsamen Spaziergang beider Familien gegeben. Hörning nannte den Fall "sehr außergewöhnlich". Möglicherweise gab es einen Mittäter: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover gibt es Hinweise darauf, dass ein weiterer Jugendlicher beteiligt gewesen sein könnte. Die Ermittlungen laufen.

Verteidiger Dogukan Isik sagte, sein jugendlicher Mandant habe das Urteil gefasst aufgenommen, ihm sei bewusst gewesen, dass ihm die Höchststrafe drohe. Beide Familien seien an dem Fall "zerbrochen", seien aber gemeinsam angereist und unterstützten sich. Jetzt müsse der 15-Jährige "die Chance nutzen", die ihm die Therapie biete. Er sei reuig, habe sich für die Tat entschuldigt - aber nicht in dem Umfang wie vom Gericht erwartet.

Vor dem Urteil gab der 15-Jährige sich jedoch eher kaltschnäuzig: Als ein Gefangenentransporter der Jugendanstalt Hameln ihn um 10.19 Uhr zur Urteilsverkündung brachte, war hinter der Scheibe schemenhaft zu erkennen, wie jemand den Fotografen den Mittelfinger zeigte. Gut eine Stunde später war er verurteilt.

Nach den Worten von Kerstin Gäfgen-Track, Leiterin der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt Hannover, ist das Urteil für die Schule in Wunstorf "ein nächster wichtiger Schritt, um mit der furchtbaren Tat und damit mit dem Tod des Schülers und Mitschülers umzugehen". Es mache die Tat nicht ungeschehen, aber die Konsequenzen sichtbar. Sie kündigte an: "Wir werden die besondere Begleitung, speziell des Jahrgangs, dem Opfer und Täter angehört haben, durch externe Fachleute und durch schulinterne Angebote weiter fortsetzen."

Am Fundort der Leiche des 14-jährigen Jungen steht zwischen Bäumen noch immer ein kleiner, aus Steinplatten gebauter Tisch, fast ein Altar. Darauf: ein verblichenes Stofftier, eine Kerze und flache Steine, einer ist mit einem Engel bemalt, auf einem anderen steht: "Am Ende des Regenbogens sehen wir uns wieder."

Update vom 28.08.2023,: Ermittlungen zur möglichen Tatbeteiligung eines weiteren Jugendlichen

Ein 15-Jähriger ist wegen Mordes an einem 14-Jährigen in Wunstorf bei Hannover zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Die Strafe muss in einer sozialtherapeutischen Einrichtung vollzogen werden, wie das Landgericht Hannover am Montag (29. August 2023) mitteilte. Demnach wurde der Jugendliche auch wegen versuchter räuberischer Erpressung in zwölf Fällen verurteilt. Die Anordnung der Sicherungsverwahrung sei vorbehalten worden, hieß es.

Der Mordprozess war nicht öffentlich, Details zur Urteilsbegründung wurden nicht genannt. Der gewaltsame Tod des Teenagers hatte Ende Januar bundesweit für Erschütterung gesorgt. Die beiden damals 14-Jährigen hatten sich Ende Januar zum Spielen getroffen, aber nur einer von ihnen kam nach Hause zurück. Der Vater des zweiten Jungen meldete seinen Sohn als vermisst.

Während der Suche soll der andere Achtklässler der Polizei gesagt haben, dass er seinen Spielkameraden getötet und versteckt habe. Die Leiche des Jungen wurde schließlich auf dem Brachgelände einer ehemaligen Gärtnerei gefunden. Das Opfer soll früheren Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge gefesselt und mit Steinen erschlagen worden sein. Bei einer Obduktion wurde stumpfe Gewalt als Todesursache festgestellt.

Möglicherweise gab es einen Mittäter: Es gebe "Hinweise darauf, dass bei der Tat möglicherweise ein weiterer Jugendlicher zugegen oder beteiligt gewesen sein könnte", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sprach der Angeklagte im Prozess über einen möglichen Beteiligten. Die Ermittlungen laufen.

Update vom 03.05.2023, 17.02 Uhr: Haftbefehl wegen heimtückischen Mordes erlassen

Nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen aus dem niedersächsischen Wunstorf hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen heimtückischen Mordes erhoben - gegen einen ebenfalls 14-Jährigen. Auch sei der Jugendliche wegen versuchter Erpressung in zwölf Fällen angeklagt, sagte Can Türkay, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, am Dienstag. Er soll in der Nachbarschaft Erpresserbriefe eingeworfen haben, in denen er drohte, den Nachbarn oder ihren Kindern "etwas anzutun", wenn sie kein Geld für ihn deponierten. Der 14-Jährige schwieg den Angaben zufolge weiter zu den Vorwürfen.

In Wunstorf bei Hannover war Ende Januar die Leiche eines 14-Jährigen gefunden worden. Gegen den ebenfalls 14 Jahre alten Tatverdächtigen wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Der Vater des Getöteten hatte seinen Sohn als vermisst gemeldet, weil er nicht von einem Treffen mit dem Gleichaltrigen nach Hause gekommen war. Die beiden 14-Jährigen hatten sich zum Spielen getroffen. Dann soll das Opfer gefesselt und mit Steinen erschlagen worden sein, wie der Staatsanwalt sagte.

Familie und Freunde hatten Anfang Februar mit einer bewegenden Trauerfeier Abschied von dem getöteten Jungen genommen. "Wir alle sind nach wie vor schockiert", sagte der katholische Pfarrer Andreas Körner, der das Opfer selbst seit dem Kommunionskurs kannte, Anfang Februar in seiner Predigt. Seit dem Tag, an dem der 14-Jährige getötet wurde, sei in Wunstorf "nichts mehr wie es war". Rund 450 Menschen nahmen an dem Gottesdienst teil.

Der gewaltsame Tod des Schülers sorgte bundesweit für Erschütterung. Hunderte Einsatzkräfte hatten Ende Januar nach dem zunächst vermissten 14-Jährigen gesucht. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei fanden sie schließlich seine Leiche.

Bei einer Obduktion wurde laut Staatsanwaltschaft stumpfe Gewalt als Todesursache festgestellt. Das Opfer sei arg- und wehrlos gewesen, hatten die Ermittler erklärt. Der Junge habe nicht damit gerechnet, dass er von seinem Spielkameraden umgebracht werden könnte. Details zu Hintergrund und zum Motiv sollen nicht genannt werden, wie Türkay betonte. Ein Sprecher des Landgerichts Hannover sagte, es sei noch unklar, wann der Prozess an einer Jugendkammer beginnen werde.

Update vom 07.02.2023, 20 Uhr: "Nichts mehr wie es war" - Trauerfeier für getöteten 14-Jährigen

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Familie und Freunde Abschied von dem 14-Jährigen genommen, der in Wunstorf bei Hannover mutmaßlich von einem gleichaltrigen Jugendlichen getötet worden ist. "Wir alle sind nach wie vor schockiert", sagte der katholische Pfarrer Andreas Körner, der das Opfer selbst seit dem Kommunionkurs kannte, in seiner Predigt am Dienstag. Seit dem Tag, an dem Jan getötet wurde, sei in Wunstorf "nichts mehr wie es war".

Rund 450 Menschen nahmen an dem Gottesdienst teil, um ihre Anteilnahme auszudrücken - darunter zahlreiche Schüler, Pfadfinder und Messdiener, aus deren Mitte der Jugendliche gerissen wurde. Neben dem Sarg: ein großes Foto des lächelnden Jan, ein schwerer Kontrast zur Fassungslosigkeit in der Kirche und der ganzen Stadt. Die anschließende Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt.

Pfarrer Körner erinnerte an einen Jungen mit einem besonderen Lebensweg. Geboren in Russland, dann aus einem Waisenhaus heraus adoptiert, sei Jan zu seinen Eltern gekommen. Er sei "ein besonderes Kind" gewesen, das viel Aufmerksamkeit brauchte, aber auch neugierig, freundlich und offen gewesen sei. "Jan lebte im Heute, im Hier und Jetzt", sagte Körner. Noch zwei Tage vor der Tat sei Jan als Messdiener zusammen mit ihm im Gottesdienst gewesen.

Kurz darauf folgten nach dem Verschwinden des 14-Jährigen die Suche, das Bangen um ihn, und dann die Gewissheit über seinen Tod - so schilderte es der Pfarrer. Für die Tat fehlten ihm die Worte, "weil es unaussprechlich ist, was geschehen ist". Gleichzeitig brachte er aber auch die Hoffnung auf "Wege der Versöhnung" zum Ausdruck.

Der gewaltsame Tod des Schülers hatte bundesweit erschüttert. Hunderte Einsatzkräfte suchten Ende Januar nach dem zunächst vermissten 14-Jährigen. Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei fanden sie schließlich seine Leiche. Ein ebenfalls 14-Jähriger wird verdächtigt, den Jungen getötet zu haben. Gegen den Deutschen wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen, er sitzt in Untersuchungshaft.

Bei einer Obduktion wurde laut Staatsanwaltschaft stumpfe Gewalt als Todesursache festgestellt. Das Opfer sei arg- und wehrlos gewesen, hatten die Ermittler erklärt. Der Junge habe nicht damit gerechnet, dass er von seinem Spielkameraden umgebracht werden könnte.

Zu den Hintergründen der Tat oder einem Motiv machte die Staatsanwaltschaft bisher keine Angaben. Der Verdächtige hatte sich beim Haftrichter nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Jugendlichen gingen an derselben evangelischen Gesamtschule in die achte Klasse.

Bereits am Sonntag hatten knapp 100 Menschen an einem evangelischen Gottesdienst für den getöteten 14-Jährigen teilgenommen.

Update vom 27. Januar, um 15.05 Uhr: Todesursache des getöteten 14-Jährigen steht fest

Im Fall des getöteten 14-jährigen Jungen aus dem niedersächsischen Wunstorf steht stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache fest. "Das ist das Ergebnis des Obduktionsberichtes", sagte Can Türkay, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, am Freitag, dem 27. Dezember . Die Ermittler informierten zudem darüber, dass der gleichaltrige Mordverdächtige bei der Jugendrichterin zu den Vorwürfen schwieg.

Das zuständige Amtsgericht hatte am Donnerstag Untersuchungshaft für den Beschuldigten angeordnet, weil das Mordmerkmal der Heimtücke - wie von der Staatsanwaltschaft beantragt - gesehen wird. "Der 14-Jährige war arg- und wehrlos", hatten die Ermittler ihre Sicht dazu erläutert. Er habe nicht damit gerechnet, dass er von seinem "Spielkameraden" umgebracht werden könnte, hieß es. Der Verdächtige sei in die Jugendanstalt Hameln gebracht worden.

Der Vater des Getöteten hatte seinen Sohn am Dienstagabend als vermisst gemeldet, weil er nicht von einem Treffen mit einem ebenfalls 14-Jährigen aus Wunstorf nach Hause zurückgekommen war. Erst am Mittwoch war die Leiche des vermissten Jungen auf einem Brachgelände in der Ortschaft Wunstorf-Blumenau entdeckt worden.

Tatverdächtiger Teenager schweigt vor Gericht

Nachdem der Beschuldigte ersten Polizeiberichten zufolge die Ermittler selbst darüber informiert hatte, den gleichaltrigen Jungen getötet und versteckt zu haben, schwieg er später vor der Jugendrichterin. Er habe sich bei der Vorführung nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagte Staatsanwalt Türkay. Der Junge habe mittlerweile einen Pflichtverteidiger an seiner Seite.

Weiterhin offen ist die Frage, was genau zwischen den beiden Jugendlichen mit deutscher Staatsangehörigkeit passierte. Die stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache deutet in Richtung von Medienberichten, nach denen ein Stein als Tatwaffe in Frage kommen soll. Staatsanwalt Türkay kündigte an, dass mit der Veröffentlichung weiterer Details vorerst nicht zu rechnen sei. Die Ermittlungen werden mit Vernehmungen und der Spurenauswertung fortgeführt.

Mitschülerinnen und Mitschüler gedachten des getöteten Teenagers am Freitag in der Schule mit einer Trauerandacht, an der auch Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg teilnahm, wie die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mitteilte. "Wir legen unsere Verzweiflung und unsere Ratlosigkeit zusammen. Es kann nicht sein, es darf und soll nicht sein. Die tiefe Traurigkeit darüber, dass ein Mitschüler tot ist, getötet worden ist", sagte Landesbischof Ralf Meister dort laut Mitteilung in seiner Ansprache.

Ursprüngliche Meldung vom 26. Januar, um 17.30 Uhr: Stundenlange Suche mit tragischem Ergebnis

Nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen aus Wunstorf bei Hannover hat die zuständige Jugendrichterin Untersuchungshaft für den gleichaltrigen Verdächtigen angeordnet. Der Haftbefehl sei wegen Mordes erlassen worden, sagte Can Türkay, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, am Donnerstag. Das Mordmerkmal der Heimtücke werde - wie beantragt - gesehen. Der Tatverdächtige sei in die Jugendanstalt Hameln gebracht worden. Am Vortag war noch wegen Totschlags gegen den anderen Jungen ermittelt worden.

Nach einer mehrstündigen Suchaktion war am Mittwoch die Leiche des zuvor vermissten 14-jährigen Jungen in der Ortschaft Blumenau gefunden worden. Im Rahmen der Ermittlungen habe ein gleichaltriger Freund des Jungen gegenüber der Polizei angegeben, diesen getötet zu haben, hieß es. Der 14-Jährige wurde wegen des dringenden Tatverdachts festgenommen. Gegen den Teenager wird wegen Totschlags ermittelt.

In dem Fall sind viele Fragen weiterhin offen. "Es ist noch zu früh für Details, wir stehen am Anfang der Ermittlungen", hatte eine Polizeisprecherin aus der niedersächsischen Landeshauptstadt am Mittwochabend den Zwischenstand beschrieben. So gibt es zum Motiv eines möglichen Tötungsdelikts keine näheren Erkenntnisse, und die Ermittler erhoffen sich durch Vernehmungen möglichst rasch Klarheit.

Der Vater des Jungen hatte seinen Sohn am Dienstagabend als vermisst gemeldet, weil er nicht von einem Treffen mit einem gleichfalls 14-Jährigen aus Wunstorf nach Hause zurückgekommen war. Die Polizei ging zunächst von einem Vermisstenfall aus, bis der gleichaltrige Freund des Jungen erklärte, diesen getötet und versteckt zu haben.

Mutmaßlicher Täter nutzte wohl einen Stein

Wie der Norddeutsche Rundfunk unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtete, soll der Verdächtige die Tat über mehrere Monate geplant und einen Stein genutzt haben. Auch die "Bild" berichtete von einer langen Vorbereitung und einem Stein als Tatwaffe. Die Staatsanwaltschaft Hannover machte dazu und zu weiteren Details zunächst keine Angaben. Nach Angaben der Ermittler sind sowohl das Opfer als auch der Verdächtige deutsche Staatsangehörige.

Hannovers Landesbischof Ralf Meister drückte am Mittwochabend sein Mitgefühl aus. Seine Gedanken und Gebete seien bei der Familie des toten Jugendlichen und bei dessen Schulgemeinschaft, hieß es in einer Mitteilung. In der Schule des toten Jugendlichen ist für Freitag eine Trauerandacht geplant. Seelsorger betreuten nach Angaben der Schulleitung die Schüler. Alle seien "entsetzt, fassungslos und unendlich traurig".

Auch über die Kleinstadt hinaus löste der Fall Entsetzen aus und erinnerte viele Menschen an eine Tat in Salzgitter, wo im vorigen Sommer die 15 Jahre alte Anastasia getötet worden war. Seit wenigen Wochen steht ein 14-Jähriger in Braunschweig vor Gericht, weil er gemeinsam mit einem zur Tatzeit 13-Jährigen - und damit strafunmündigen - Mitschüler die Jugendliche heimtückisch ermordet haben soll.

Weniger Tötungsdelikte

Trotz der oft großen Emotionalität bei solchen Fällen verwies der Kriminologe Klaus Boers von der Universität Münster darauf, dass die Anzahl der Tötungsdelikte in Deutschland seit Jahren rückläufig sei.

Das gelte auch für Gewalt von Jugendlichen und Heranwachsenden. Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass schwere Gewaltdelikte mit minderjährigen Tatverdächtigen bundesweit rückläufig sind.

Nach Auswertungen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) hat sich die Zahl der Verdächtigen in der Altersgruppe der 14- bis unter 18-Jährigen zwischen 2008 und 2021 halbiert.