Es sind düstere Aussichten, die Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger skizziert: Die Coronakrise habe viele Unternehmen geschwächt, die Lieferketten seien gestört. "Die fetten Jahre sind vorbei", so Dulger. Denn trotz milliardenschwerer Hilfen könnte die Energiekrise kleinere und mittlere Betriebe an den Rand des Ruins treiben.
Der Arbeitgebervertreter fordert deshalb schnelle und unbürokratische Hilfen - und mittelfristig eine große Sozialreform. Denn, so Dulger gegenüber Bild am Sonntag, "So wie unsere Sozialversicherungen heute funktionieren, werden sie in den kommenden fünf Jahren nicht mehr funktionieren. Die Kosten werden explodieren."
Steht das Rentensystem vor dem Zusammenbruch?
Besonderes Augenmerk hat Dulger dabei auf das Rentensystem gelegt. Seiner Ansicht nach sei das momentane System nicht tragbar, da auf immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner kommen würden. Das Rentensystem stehe deshalb vor dem Zusammenbruch.
Seine radikale Lösung: Das Renteneintrittsalter solle an die durchschnittliche Lebenserwartung gekoppelt werden. Steigt diese, müsse auch das Rentenalter angepasst werden. Nur so könne verhindert werden, dass immer weniger Arbeitnehmer für die Rente immer mehr alter Menschen aufkommen müssen - und so die Beiträge explodieren.
Was Dulger dabei verschweigt: Tatsächlich ist das Durchschnittsalter in Deutschland in den letzten Jahren keineswegs massiv angestiegen. "Etwa seit Ende der 2000er-Jahre ist der Anstieg der Lebenserwartung nicht mehr so deutlich wie in den vorangegangenen Jahrzehnten", stellt das Statistische Bundesamt klar. Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung in Deutschland sogar leicht zurückgegangen. Auch international zeigt sich, dass der starke Anstieg der Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten abgeflacht ist - in einigen westlichen Ländern sinkt sie sogar wieder. Besonders krass ist diese Entwicklung in den USA, in denen die Lebenserwartung in den letzten drei Jahren um ganze drei Jahre auf 76 Jahre sank, wie die Zeit berichtete. Dulger hingegen vermutet, dass die Lebenserwartung mittelfristig wieder stark steigen wird. Dies ist aber wissenschaftlich umstritten.
Setzt das Bürgergeld "falsche Anreize"?
Rainer Dulger sieht Probleme jedoch auch durch das von der Ampel-Koalition geplante Bürgergeld. Er fürchte eine "Spaltung der Gesellschaft". Denn es könne nicht sein, "dass ein Teil der Menschen, die morgens zur Arbeit gehen, nur wenig mehr Geld zur Verfügung haben als jemand, der morgens nicht zur Arbeit geht." Dadurch würden falsche Anreize gesetzt.
Zu der Möglichkeit, diese Probleme durch eine Anhebung der Löhne zu vermeiden, äußerte sich Dulger jedoch nicht.
Du interessierst dich für weitere Renten-Themen?
- Rentensteuer, Hinzuverdienstgrenze, Beitragssatz, "spürbare" Erhöhung: Änderungen bei der Rente 2023 im Überblick
- Rente-Änderungen 2023: Welche Jahrgänge profitieren?
- Renten-Eintritt berechnen: Wann kannst du in den Ruhestand gehen?
- Einfach Rentensteuer berechnen: Wie hoch ist die Steuer für Rentner?
- Früher in Rente gehen: Wie hoch wären deine Abschläge?
- Immer mehr Rentner wandern aus: Die 10 besten Orte für den Ruhestand im Paradies
- Renten-Ausgleich nach einer Scheidung: Das solltest du über den Versorgungsausgleich wissen
- "Rente mit 63": Deshalb drohen jetzt bittere Folgen für den Arbeitsmarkt
- Erschreckender Bericht: So arm sind Deutschlands Rentner wirklich