Mädchen gequält, Haare angezündet und alles gefilmt: Strafe für junge Peiniger steht fest

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Ende März wurde eine 13-Jährige in Schleswig-Holstein Opfer eines Gewaltverbrechens, als sie von anderen Jugendlichen attackiert wurde. Nun hat das zuständige Gericht eine Entscheidung getroffen, welche Konsequenzen die Tat nach sich zieht.

Update vom 07.06.2023, 10.50 Uhr: Vier Mädchen nach Überfall auf 13-Jährige verwarnt

Im Prozess um den Überfall auf eine 13-Jährige in Heide in Schleswig-Holstein hat das Amtsgericht Meldorf am Dienstag vier weibliche Jugendliche verwarnt. Sie müssen alle jeweils 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und als Gruppe ein Antigewalt- und Opferempathietraining absolvieren, teilte eine Sprecherin des Landgerichts Itzehoe mit. Die Verwarnung erfolgte wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Nötigung, Sachbeschädigung und Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen.

Die Angeklagten im Alter von 14 bis 17 Jahren sollen das Mädchen am 21. Februar geschlagen und gedemütigt haben: Unter anderem wurde der 13-Jährigen eine Zigarette im Gesicht ausgedrückt und ihr die Haare angezündet. Die Tat wurde per Smartphone gefilmt und im Internet verbreitet. Das Geschehen hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.

Die Verhandlung vor einem Jugendschöffengericht fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Drei von vier Angeklagten erklärten nach Angaben der Sprecherin den Verzicht auf Rechtsmittel. Für sie ist das Urteil rechtskräftig.

Update vom 28.03.2023, 11.30 Uhr: Carsten Stahl trägt zur Versöhnung bei

In Schleswig-Holstein war es im März zu einem besonders brutalen Fall von Mobbing unter Jugendlichen gekommen. Eine Mädchen-Clique, deren Zugehörige zwischen 13 und 16 Jahre alt sind, hatte eine andere 13-Jährige angegriffen. Das Opfer wurde beleidigt und geschlagen. Zudem hatten sie ihre Haare angezündet.

 Die 13-Jährige hatte sich zu einem Treffen mit ihren beiden Haupt-Peinigerinnen entschieden - unter Aufsicht ihrer Mütter und des Mobbing-Experten Carsten Stahl. Die Geschädigte erhielt von Stahl eine geschenkte Mitgliedschaft in einem Kampfsport-Verein.

Die Vermittlung muss laut Bild sehr rührselig abgelaufen sein. Schon bei den ersten Worten der einen Täterin, seien ihr die Tränen gekommen. "Wir werden so etwas nie wieder tun. Wir bereuen so sehr, dass wir da mitgemacht haben", sagte sie laut Bild. Dann baten sie das gepeinigte Mädchen um Entschuldigung.

"Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe", sagte wohl die andere Haupttäterin zu ihrem Opfer. "Du musst nie wieder Angst vor mir haben. Wenn du Probleme hast, kannst du jetzt immer zu mir kommen."

Eine der Täterinnen-Mütter habe sich hoffnungsvoll für ihre Tochter ausgesprochen: "Das alles hat meine Tochter sehr bewegt. Und sie hat begriffen, welche schlimmen Fehler sie begangen hat."

Die Geschädigte habe die Entschuldigungen angenommen und dies durch Umarmungen besiegelt. Ihre Mutter (35) habe sich sichtlich erleichtert gezeigt. "Es hat meiner Tochter gutgetan. Sie hat jetzt ein besseres Gefühl." Unklar sei jetzt noch, ob die Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Jugendlichen bestehen bleibt. Die Geschädigte sei weiterhin von der Schule befreit und befinde sich in psychologischer Betreuung. (mem)

Ursprungsmeldung vom 22.03.2023: 13-Jährige gequält und dabei gefilmt

Mehrere Mädchen im Alter von etwa 13 bis 16 Jahren haben in Heide im Kreis Dithmarschen ein 13-jähriges Mädchen geschlagen und gedemütigt. Die Taten seien per Smartphone gefilmt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag. Direkt nach dem Vorfall vom 21. Februar sei es zur Anzeige gekommen, die Polizei ermittle seither. Zu der Frage, ob die Mädchen vorher schon einmal auffällig geworden seien, äußerte sich die Polizeisprecherin wegen der laufenden Ermittlungen nicht.

Zuvor hatte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) berichtet. Demnach wurde dem Mädchen unter anderem auf die Nase geschlagen und Zigarettenasche sowie Cola über den Kopf gegossen. Dabei habe das Mädchen verzweifelt geweint, panisch geatmet, gebettelt und gefleht, wie der SHZ weiter schreibt. Die Zeitung hatte mit der Mutter des Mädchens gesprochen.

Doch die Peinigerinnen hätten trotz der Bitten des Kindes nicht aufgehört. Stattdessen verabredeten sie, welche der Mädchen die 13-Jährige schlagen dürfen. Erst dann dürfe sie gehen. Drei Schläge soll das etwa fünfminütige Video den Angaben zufolge zeigen. Doch das Martyrium des Kindes soll der Mutter zufolge länger gedauert haben. Sie spricht von einem Nachmittag.

Dabei sollen die Mädchen später auch eine Zigarette auf der linken Wange der Tochter ausdrückt und ihr die Haare angezündet haben. "Das verkokelte Haarband habe ich später gefunden", wird die Mutter zitiert. Die Täterinnen seien geflüchtet, nachdem ein Polizeiauto mit Blaulicht und Sirene näher gekommen war. Ihre Tochter werde noch immer in einer Tagesklinik behandelt.

Nach dem Tod von Luise: Nimmt Gewalt unter Jugendlichen zu?

Gewalt unter Jugendlichen hat zuletzt für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit gesorgt. Vor eineinhalb Wochen war die zwölfjährige Luise von zwei Mitschülerinnen in einem abgelegenen Wald an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehreren Messerstichen getötet worden. Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen hatten die Gewalttat gestanden. Sie gelten wegen ihres Alters als strafunmündig.

In Niedersachsen war Ende Februar ein 15-Jähriger für den Mord an der gleichaltrigen Mitschülerin Anastasia zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte das Mädchen im Sommer 2022 zusammen mit einem 13 Jahre alten Jungen auf einem verwilderten Grundstück in Salzgitter erstickt und ihre Leiche in einem Gebüsch versteckt.

Ende Januar war ebenfalls in Niedersachsen die Leiche eines 14 Jahre alten Jungen auf dem verwilderten Gelände einer ehemaligen Gärtnerei gefunden worden. Gegen einen ebenfalls 14-jährigen Tatverdächtigen wurde Haftbefehl wegen heimtückischen Mordes erlassen. Beide waren Schüler einer evangelischen Gesamtschule im achten Jahrgang, besuchten aber verschiedene Klassen.

Vorschaubild: © Symbolfoto: Patrick Pleul /dpa