Die Grünen haben von allen Ampel-Parteien die wohl geringsten Verluste eingefahren - dennoch ist die Stimmung in der Partei nach der Bundestagswahl nicht gut. Vor allem in Bayern gab es einen schmerzhaften Dämpfer.
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hat seinen Unionsrivalen Friedrich Merz aufgefordert, seinen Regierungsauftrag verantwortungsvoll zu erfüllen. "Das muss aber auch jetzt mit der Verantwortung erfolgen, die notwendig ist. An Deutschland und an Europa wird ja gezerrt, in allen Richtungen. Und auch Frau Weidel sitzt ja hier von innen", sagte Habeck in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF.
Das Land müsse jetzt zusammenfinden und schnell große Entscheidungen treffen. Möglicherweise gebe es keine Zweidrittelmehrheit aus der demokratischen Mitte des Parlaments heraus, sagte Habeck mit Blick auf die Hochrechnungen. Angesichts des Abschneidens der AfD sagte Habeck: "Also das ist eine Wahl, an der wir zu knapsen haben werden in Deutschland. Und die Normalisierung der AfD im Wahlkampf ist auch fortgeschritten." Es sei viel aufzuarbeiten.
Habeck mit Appell an Merz - Grüne verlieren Direktmandat in Bayern
Die Grünen hätten einen Preis dafür gezahlt, weil sie sich nicht so klar wie die Linken nach der Migrationsabstimmung im Bundestag von Merz abgegrenzt hatten. "Den habe ich, den mussten wir zahlen. Dieser Weg ist mir verbaut", so Habeck.
In Bayern mussten die Grünen eine symbolträchtige Schlappe hinnehmen. Die Partei hat ihr bislang einziges Direktmandat im Freistaat verloren. Spitzenkandidatin Jamila Schäfer musste sich nach ihrem Sensationserfolg bei der Wahl vor knapp vier Jahren nun im Wahlkreis München-Süd gegen ihre Konkurrentin Claudia Küng von der CSU geschlagen geben. Küng setzte sich laut vorläufigem Ergebnis des Landeswahlleiters mit 30,4 Prozent durch, Schäfer hingegen kam auf 29,8 Prozent. Sie bekam insgesamt 1.108 Stimmen weniger als ihre Konkurrentin.
Ob Küng damit auch in den Bundestag einziehen wird, war wegen des neuen Wahlrechts zunächst völlig offen. Für Schäfer standen die Chancen auf einen Einzug ins Parlament wegen ihres Spitzenplatzes auf der bayerischen Landesliste der Grünen trotz des Verlustes ihres Direktmandates gut.
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