Gewaltforscher warnt: Weltkrieg ist eine echte Gefahr - offener Brief an Kanzler Scholz

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Ein Flakpanzer vom Typ Gepard fährt auf dem Truppenübungsplatz in Munster.
Gepard-Panzer
Maurizio Gambarini/dpa

In einem offenen Brief an Kanzler Scholz haben mehrere Prominente aus Kultur und Wissenschaft vor einem Weltkrieg gewarnt. Der Gewaltforscher Welzer meint, dass es eine "Unterbrechung der Gewalt-Eskalation" brauche.

Prominente aus Kultur und Wissenschaft haben einen offenen Brief an Kanzler Scholz gerichtet und vor einer Eskalation der bewaffneten Auseinandersetzung in der Ukraine und der Gefahr eines Weltkriegs gewarnt.

Auch der Soziologe und Gewaltforscher Harald Welzer war bei den Erstunterzeichnern dabei und meint, dass man sich derzeit in einer Logik der Steigerung von Gewalt befinden würde.

Gewaltforscher Harald Welzer: Kriegsdynamik muss unterbrochen werden

"Diese Logik führt möglicherweise dazu, dass der Krieg zu einem großen Krieg wird, sich also entgrenzt, oder sich im minderschweren Fall auf Dauer stellt und auf Jahre auf einen Zermürbungs- und Abnutzungskrieg hinausläuft", erklärte Welzer beim Fernsehsender phoenix. Notwendig sei es, die Kriegsdynamik zu unterbrechen. "Wir brauchen ein Fenster, eine Unterbrechung der Gewalt-Eskalation, damit überhaupt eine Verhandlung stattfinden kann, in der ein Kompromiss erarbeitet werden kann", so der Gewaltforscher weiter.

Für die angegriffene Ukraine müsse man jedes Verständnis aufbringen. "Aber diese Perspektive ist nicht identisch mit der Perspektive einer internationalen Politik, die über Kriegsziele und eine Ordnung nach dem Krieg Rechenschaft ablegen muss, und die das größte Interesse daran haben muss, dass dieser Krieg nicht zu einem Weltkrieg eskaliert. Und diese Gefahr besteht objektiv", so Welzer.

"Man muss versuchen zu verzögern oder einen Spalt in die Gewalt zu schlagen, damit man einen Raum hat, in dem andere Möglichkeiten des Handelns wieder zur Geltung kommen", führte der Sozialpsychologe weiter aus.

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