Friedrich Merz und die CSU: Der Mann, der nach Angela Merkel Chef der CDU werden will, kam einst mit bayerischer Hilfe ins Amt als Unionsfraktionschef.
Friedrich Merz greift nach dem CDU-Vorsitz und weckt damit nicht nur in der eigenen Partei große Hoffnungen. Auch in der CSU genießt Merz viele Sympathien. Nicht wenige Christsoziale wünschen sich den 62-jährigen Sauerländer sogar als kommenden Kanzlerkandidaten der Union. Vieles, wofür Merz steht, passt auch zum inhaltlichen Profil der CSU. Doch die Geschichte, die Friedrich Merz und die CSU verbindet, ist keine einfache. Sie handelt von großer Liebe, aber auch von Enttäuschung, manche sagen gar: Verrat.
In den Ereignissen, die die vielversprechende politische Karriere von Friedrich Merz zunächst befördert und dann zu ihrem - vorläufigen - Ende gebracht haben, spielen CSU-Politiker eine entscheidende Rolle. Es gibt nicht mehr allzu viele Personen, die sich noch an die Details erinnern können. Einige, die damals schon die Geschehnisse mitbestimmten, reden nur unter der Bedingung, dass ihre Namen nicht genannt werden.
Weichen für die Zukunft
Alle Schilderungen kreisen um den 23. September 2002, einen Montag. Tags zuvor hatten die Deutschen den 15. Bundestag gewählt, bemerkenswert war, dass die SPD nur rund 6000 Zweitstimmen mehr als die Union holte, beide landeten damit bei 38,5 Prozent der Wählerstimmen. SPD-Kanzler Gerhard Schröder konnte mit den Grünen weiterregieren. Den Ausschlag für den knappen Sieg, so glaubten viele, hatten Schröders medienwirksame Gummistiefel-Auftritte beim Elbhochwasser gegeben. Dem Kanzlerkandidaten der Union, CSU-Chef Edmund Stoiber, wurde allgemein ein Achtungserfolg bescheinigt.
In den Gremiensitzungen der Union am Tag nach der Wahl gab es für Stoiber, den knappen Wahlverlierer, viel Lob, auch weil die CSU in Bayern bärenstark abgeschnitten hatte, erinnert sich ein hochrangiger Teilnehmer von damals. Doch gleichzeitig sollten an diesem Tag auch die Weichen für die weitere Zukunft der Union gestellt werden: Angela Merkel, die bereits seit zwei Jahren CDU-Vorsitzende war, griff nun offen auch nach dem Unionsfraktionsvorsitz. Den hatte, ebenfalls zwei Jahre davor, Friedrich Merz übernommen. Beide Funktionen hatte zuvor Wolfgang Schäuble inne gehabt.
Stoiber ließ Merz fallen
Merkels Argument für ihren Anspruch, so erinnern sich Beteiligte: Für den Oppositionsführer der kommenden Jahre sei es besser, beide Ämter in einer "gebündelten Funktion" wahrzunehmen. Und CSU-Chef Stoiber unterstützte sie dabei. Obwohl es, wie sich ein "Zeitzeuge" erinnert, angeblich eine Absprache mit der CSU gegeben habe, dass Merz nach der Wahl im Amt bleiben solle.